Ein Mann arbeitet mit Mund-Nasen-Schutz an einem Auto im Autowerk Xinjiang von GAC Motor in Urumqi (China).

Umstrittenes China-Geschäft VW hält an Werk in Uiguren-Region fest

Stand: 28.02.2023 09:55 Uhr

Trotz der Berichte über Menschenrechtsverletzungen in der chinesischen Provinz Xinjiang will Volkswagen an seiner dortigen Fabrik festhalten. Es gebe keine Hinweise auf Verstöße in dem Werk, so der Autokonzern.

Der Autohersteller Volkswagen will auch nach einem Besuch seines China-Vorstands Ralf Brandstätter in dem umstrittenen Werk in der Region Xinjiang an dem Standort festhalten. "Wir haben keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in diesem Werk - das hat sich auch nach meinem Besuch nicht geändert", sagte Brandstätter laut VW-Angaben.

Bei seinem Besuch am 16. und 17. Februar habe er den Eindruck gewonnen, dass sich das Management um gutes Betriebsklima bemühe, so der Manager. Er habe ausführlich mit sieben Mitarbeitern gesprochen, darunter Angehörige der muslimischen Minderheit der Uiguren.

"Wir kennen die kritischen Berichte"

"Natürlich kennen wir die kritischen Berichte, wir nehmen das sehr ernst", sagte Brandstätter zu den Hinweisen auf eine systematische Unterdrückung der Uiguren in der westlichen Provinz. In den vergangenen Jahren hat es wiederholt Berichte über Zwangsarbeit und Umerziehungslager in Xinjiang gegeben.

Auch ein Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte hatte im vergangenen Jahr von schwerwiegenden Verstößen in der Region gesprochen. "Wir sind in der Tat tief besorgt über die Feststellung in diesem Bericht und haben ihn uns sehr genau angesehen", sagte der Leiter der Außenbeziehungen bei Volkswagen, Thomas Steg. Der Autokonzern dulde weder Zwangsarbeit noch andere Formen der Diskriminierung.

Gemeinsames Werk mit Staatskonzern SAIC

Die Wolfsburger hatten das Werk in der Stadt Ürümqi gemeinsam mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC 2012 eröffnet. Als die Entscheidung gefallen sei, habe die Welt noch anders ausgesehen, sagte Steg. Die Lage habe sich geändert nach Anschlägen, die China uigurischen Islamisten zurechnete. "Während die chinesische Regierung vorher überwiegend auf wirtschaftliche Entwicklung und Integration setzte, kam ab 2015 ein deutlich stärker repressiver Ansatz hinzu", so Steg.

Die Verträge für das Werk laufen noch bis zum Ende des Jahrzehnts. VW betonte, man sei zwar zur Hälfte an dem Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC beteiligt, habe aber keinen direkten Einfluss auf das Werk.

"Vertragstreue und Verlässlichkeit"

Der weltgrößte Automarkt China hat für Volkswagen eine große Bedeutung. Die Niedersachsen sind seit knapp 40 Jahren in dem asiatischen Land aktiv und betreiben dort zahlreiche Fabriken. Aus den in der Volksrepublik erwirtschafteten Gewinnen finanziert der weltweit zweitgrößte Autokonzern einen großen Teil seines Umbaus zu einem Software-basierten Mobilitätsanbieter.

Die Frage eines Rückzugs stelle sich daher nicht, sagte Steg. "Bei einem globalen Konzern, der in neuen Regionen Verträge abschließen will, erwartet man Vertragstreue und Verlässlichkeit."

Eva Lamby-Schmitt, Eva Lamby-Schmitt, ARD Shanghai, 28.02.2023 12:13 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 28. Mai 202 um 16:46 Uhr.