Eingang der Galeria-Filiale am Berliner Alexanderplatz

Eigenkapital aufgebraucht Galeria verliert Hunderte Millionen

Stand: 18.10.2022 13:22 Uhr

Der Warenhauskonzern Galeria hat im Geschäftsjahr 2020/21 einen hohen Verlust geschrieben. Auch die Bilanz des Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahrs 2021/22 soll tiefrot sein.

Der letzte große deutsche Warenhauskonzern Galeria hat im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 bei einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro 622 Millionen Euro Verlust gemacht. Der Umsatz aus dem reinen Einzelhandelsgeschäft habe dabei mit 1,85 (vergleichbares Vorjahr 2,98) Milliarden Euro "deutlich unter den Erwartungen" gelegen - auch die Ziele beim operativen Ertrag seien verfehlt worden.

Auch für das Ende September abgeschlossene Geschäftsjahr 2021/22 rechnete die Geschäftsführung nach dem am Montag im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht mit einem "Jahresfehlbetrag im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich". Aktuell sucht der bereits vom Bund gestützte Warenhausriese Insidern zufolge erneut um Staatshilfe nach.

Sanierungstarifvertrag gekündigt

Die roten Zahlen wirkten sich auch auf die Vermögenslage aus: "Aufgrund des Jahresfehlbetrages wegen der weiteren behördlich angeordneten Lockdown-Phase von Mitte Dezember 2020 bis März 2021 ist das Eigenkapital vollständig durch Verluste aufgebraucht worden", heißt es in dem im Februar erstellten Geschäftsbericht weiter.

Aktuell bekommt der Konzern die durch die hohe Inflation und steigende Energie-Preise schlechte Konsumstimmung der Verbraucher zu spüren. Zudem kämpft Galeria mit der Konkurrenz durch Online-Händler von Amazon bis Zalando, die dem stationären Handel Marktanteile abjagen. Der Warenhausriese hatte Anfang Oktober den mit der Gewerkschaft ver.di geschlossenen Sanierungstarifvertrag einseitig aufgekündigt. ver.di hatte das Vorgehen scharf kritisiert.

Konsumklima auf Rekordtief

Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko. Diese verfügt unter anderem über ein milliardenschweres Immobilien-Portfolio. Der Warenhausriese war 2019 aus der von Benko betriebenen Fusion von Karstadt und Kaufhof hervorgegangen.

Galeria-Chef Miguel Müllenbach zeichnete Anfang Oktober in einem Schreiben an die Mitarbeiter ein dramatisches Bild. "Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen", heißt es in dem Reuters vorliegenden Schreiben. Ausgelöst durch die Invasion Russlands in der Ukraine im Februar sei das Konsumklima in Deutschland auf ein Rekordtief eingebrochen.