Hauptsitz der Mainzer Pharmafirma Biontech

Milliardeninvestitionen geplant BioNTech will 2026 Krebsmedikament auf Markt bringen

Stand: 20.03.2024 14:43 Uhr

BioNTech will 2026 sein erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen. Damit die Entwicklung weg von Covid-19-Impfstoffen hin zu Krebsmedikamenten gelingt, gibt BioNTech mehr für Forschung und Entwicklung aus.

Das Mainzer Biotechnologieunternehmen BioNTech will seine onkologische Forschung mit Milliardenausgaben forcieren und 2026 sein erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen. Zuletzt seien zahlreiche klinische Fortschritte erzielt worden, sagte Unternehmenschef Ugur Sahin heute bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das Gesamtjahr 2023. Es gebe eine Reihe an Wirkstoffkandidaten in der mittleren und späten klinischen Entwicklung.

"Wir sind der Überzeugung, dass wir mehrere Chancen haben, unser Ziel zu erreichen. Unsere lizenzierten Vermögenswerte tragen nun zur Wertschöpfung bei", sagte Medizinchefin Özlem Türeci. Bis Ende 2024 wolle BioNTech zehn oder mehr potenziell zulassungsrelevante Studien in der Pipeline zu haben, bekräftigte sie.

Mehr Geld für Forschung und Entwicklung

Damit die Entwicklung weg vom Fokus auf Covid-19-Impfstoffe hin zu Krebsmedikamenten gelingt, schraubt BioNTech seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach oben. 2023 gab das Unternehmen rund 1,8 Milliarden Euro dafür aus. Davon floss der Löwenanteil mit 1,47 Milliarden in die Entwicklung onkologischer Präparate sowie von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten.

Lediglich 313 Millionen Euro wurden 2023 für Covid-19-Forschung ausgegeben. 2022 hatten die Forschungsausgaben insgesamt bei 1,5 Milliarden gelegen, 2024 sollen es nun zwischen 2,4 Milliarden bis 2,6 Milliarden Euro werden.

Umsatzeinbruch durch Impfmüdigkeit

Der Umschwung ist dringend nötig, denn bereits im vergangenen Jahr hat BioNTech den Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen zu spüren bekommen. Der Umsatz fiel auf 3,8 Milliarden Euro von noch 17,3 Milliarden im Jahr 2022, wie das Mainzer Unternehmen heute bekannt gab. Der Nettogewinn schrumpfte auf gut 930 Millionen Euro von zuvor 9,4 Milliarden.

Diese Entwicklung hatte sich bereits über das gesamte vergangene Jahr abgezeichnet, denn mit dem Ende der Pandemie ging die Nachfrage nach Covid-Impfstoffen deutlich zurück. Impfmüdigkeit machte sich bei vielen Menschen breit, trotz der an neue Varianten angepassten Booster. Für dieses Jahr präzisierte das Unternehmen seine Prognose und rechnet mit einem Umsatz von 2,5 bis 3,1 Milliarden Euro - abhängig etwa von der Covid-Impfstoffnachfrage und den Preisen sowie Risiken durch weitere Wertberichtigungen von Vorräten bei Pfizer.

Sinkende Einnahmen für Kommunen

Die Rückgänge bei Umsatz und Gewinn bei BioNTech hinterlassen tiefe Spuren in den Haushalten von Städten mit einem BioNTech-Standort. In Rheinland-Pfalz sind das die Landeshauptstadt Mainz mit der Unternehmenszentrale sowie Idar-Oberstein. Erst am Dienstag hatte das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz frische Zahlen zu den kommunalen Steuereinnahmen für 2023 veröffentlicht. Danach nahmen die Gemeinden und Städte im Land im vergangenen Jahr rund 5,9 Milliarden Euro Steuern ein, etwa 13 Prozent weniger als 2022, als die Einnahmen allerdings auch stark gewachsen waren.

Der Rückgang lässt sich nach Angaben der Statistiker fast ausschließlich durch ein um 29 Prozent niedrigeres Gewerbesteuernettoaufkommen erklären. Wie bereits in den Vorjahren hätten die Zahlen aus Mainz die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen insgesamt stark geprägt. Hier sackten die Gewerbesteuereinnahmen im Vergleich zu 2022 um knapp 1,04 Milliarden Euro oder 83 Prozent auf rund 217 Millionen Euro ab. Ähnlich das Bild in Idar-Oberstein: Hier ging es mit dem Gewerbesteueraufkommen um 89 Millionen Euro oder 58 Prozent nach unten.

Personelle Veränderungen

BioNTech kündigte zudem an, eine zweite Frau neben Firmenmitgründerin Türeci - der Frau von Vorstandschef Ugur Sahin - in den Vorstand zu holen. Annemarie Hanekamp, die vom Schweizer Pharmakonzern Novartis kommt, soll zum Juli im Vorstand die Rolle des Chief Commercial Officer übernehmen. Sie folgt auf Sean Marett, der in den Ruhestand geht.

Jan Plate, HR, tagesschau, 20.03.2024 17:45 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 20. März 2024 um 15:11 Uhr.