Eine Pumpe von Wintershall Dea bei der Ölförderung in Emlichheim

Hoher Gewinn im Frühling BASF verdient gut dank Öl- und Gasgeschäft

Stand: 12.07.2022 10:02 Uhr

Der deutsche Chemieriese BASF hat im zweiten Quartal Milliardengewinne eingefahren. Der Konzern profitierte hat dabei vor allem von seiner Tochter Wintershall Dea, die in der Öl- und Gasförderung tätig ist - auch in Russland.

Dank des Öl- und Gas-Geschäfts der Tochter Wintershall hat BASF im zweiten Quartal erneut überraschend hohe Gewinne verbucht. Zwischen April und Juni lag das operative Ergebnis bei 2,34 Milliarden Euro und damit fast so hoch wie im ersten Quartal. Das Vorjahresergebnis wurde sogar deutlich übertroffen.

Höhere Preise weitergegeben

Zwar haben sich bei dem Chemieriesen die deutlich gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten bemerkbar gemacht. BASF konnte sie aber nach eigenen Angaben "weitgehend über höhere Verkaufspreise" an die Kunden weitergeben. Zudem profitierte der Konzern von positiven Wechselkurseffekten, also vor allem vom Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar. Auch der Umsatz lag mit einem Plus von 16 Prozent auf 22,97 Milliarden Euro über den Marktschätzungen.

Vor allem die Mehrheitsbeteiligung an der Tochter Wintershall Dea hat den Milliardensegen in der Kasse von BASF möglich gemacht. "Der deutliche Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal resultierte insbesondere aus dem deutlich höheren Beteiligungsergebnis von Wintershall Dea", so BASF in seiner Mitteilung - allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen. An dem Öl- und Gasunternehmen hält BASF noch 72,7 Prozent.

Öl und Gas - zur Hälfte aus Russland

Wintershall Dea betreibt Öl- und Gas-Förderung im Nahen Osten, Südamerika, aber auch in mehreren europäischen Ländern. Russland ist nach wie vor ein wichtiger Standort für das Unternehmen. Fast die Hälfte seiner Erlöse erzielt Wintershall dort. Im laufenden Jahr hat der Konzern Öl und Gas im Wert von rund 14 Milliarden Euro nach Deutschland transportiert. Laut dem Geschäftsbericht des vergangenen Jahres stand Russland für etwa die Hälfte der Öl- und Gasproduktion von Wintershall Dea.

BASF hatte nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine erklärt, man werde sein Geschäft in Russland bis Juli 2022 komplett einstellen. Anders sieht aber die Lage bei der Tochter Wintershall Dea aus. Bereits Anfang März hatte das Unternehmen zwar angekündigt, alle neuen Projekte zur Förderung und Öl- und Gas in Russland zu stoppen und die Zahlungen in das Land zu kappen. Die Finanzierung an der Ostseepipeline Nord Stream 2 hatte Wintershall bereits abgeschrieben. Bestehende Projekte in Russland würden aber fortgeführt, so Wintershall im März.

BASF will Tochter an die Börse bringen

Die Konzernmutter BASF will sich bereits seit Jahren vom Öl- und Gasgeschäft trennen. Dazu will man die Öl- und Gastochter Wintershall Dea baldmöglichst an die Börse bringen. Wann dies allerdings der Fall sein wird, dazu gibt es bislang keine Angaben. Zuletzt hatte BASF erklärt, dass das Marktumfeld für einen Schritt an die Börse derzeit ungünstig sei. Auch nach einem erfolgten Börsengang dürfte BASF zumindest vorübergehend einer der größten Anteilseigner an Wintershall Dea bleiben.

Das Kerngeschäft des Chemiegiganten mit Hauptsitz in Ludwigshafen ist in seiner Produktion besonders anfällig für einen Stopp russischer Gaslieferungen, der in den kommenden Monaten erfolgen könnte. Vorstandschef Martin Brudermüller hatte die Anteilseigner bereits vor "außergewöhnlich hoher Unsicherheit" gewarnt.

Ohne Gas macht BASF in Ludwigshafen dicht

BASF gilt als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland und wäre von ausbleibenden Lieferungen massiv betroffen. Wenn die Gasversorgung dauerhaft auf unter die Hälfte des Bedarfs sänke, müsste das Unternehmen seine Produktion an seinem weltweit größten Standort in Ludwigshafen einstellen.

An seiner Prognose für dieses Jahr hält BASF aber noch fest - "vorerst" zumindest. Das Unternehmen geht unverändert von einem Jahresumsatz zwischen 74 und 77 Milliarden Euro sowie einem bereinigten operativen operativen Ergebnis Gewinn zwischen 6,6 und 7,2 Milliarden Euro aus.