Das Twitter-Logo ist am Hauptsitz des Social-Media-Unternehmens in San Francisco zu sehen.

Twitter Teile von Quellcode waren online

Stand: 27.03.2023 05:18 Uhr

Die Pannenserie von Twitter geht weiter. Teile des Quellcodes der Social-Media-Plattform sind an die Öffentlichkeit gelangt. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor. Der Software-Code könnte zwei Monate online gewesen sein.

Infolge eines ungewöhnlich schwerwiegenden Datenlecks sind Teile des Software-Codes von Twitter offen im Internet einsehbar gewesen. Der Kurznachrichten-Dienst verlangt nun Informationen zu dem oder den mutmaßlich Verantwortlichen hinter der Veröffentlichung. Das geht aus Gerichtsunterlagen vom Wochenende hervor. Ebenso forderte Twitter von der Microsoft-eigenen Programmierer-Plattform Github Daten zu allen Nutzern an, die den Computer-Code dort gesehen oder heruntergeladen haben könnten.

Wie lange war der Quellcode online?

Twitter leitete auch eine interne Untersuchung ein, wie die "New York Times" in der Nacht unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtete. Eine Sorge dabei sei, dass der Programm-Code möglicherweise noch unentdeckte Schwachstellen enthalte, die Angreifer finden und für den Abgriff von Daten oder Sabotage der Plattform ausnutzen könnten.

Twitter-Manager hätten erst vor kurzem von dem Leak erfahren, hieß es in der "New York Times" weiter. Das würde bedeuten, dass der Software-Code gut zwei Monate bei Github online gewesen sein könnte.

Denn der Account, der Twitter zufolge die Daten veröffentlichte, hatte dort nach Daten der Plattform nur ein einziges Mal etwas hochgeladen - und zwar am 3. Januar. Das Ausmaß des Leaks ist zunächst nicht bekannt. Das Unternehmen teilte mit, dass es den Code am Freitag auf Wunsch von Twitter entfernt habe.

Wer ist verantwortlich?

Derart grundlegende Programm-Codes gehören zu den gut gehüteten Geheimnissen einer Online-Plattform. Twitter machte Urheberrechte geltend, um die Entfernung der Daten aus dem Netz zu erreichen. Zugleich will Twitter-Besitzer Elon Musk Ende März den Algorithmus öffentlich machen, der Tweets für einzelne Nutzer aussucht, wenn sie diese von Software sortiert und nicht in chronologischer Reihenfolge anzeigen lassen.

Bei Twitter werde vermutet, dass hinter dem Leak jemand stehe, der bis zum vergangenen Jahr bei Twitter gearbeitet habe, schrieb die "New York Times". Für den Milliardär Musk bedeutet das Datenleck weitere Herausforderungen. Er hatte Twitter im Oktober gekauft und seitdem die Hälfte der etwa 7000 Beschäftigten entlassen.

Musk beziffert Wert von Twitter auf 20 Milliarden US-Dollar

Tech-Unternehmer Musk hat den aktuellen Wert von Twitter mit 20 Milliarden US-Dollar beziffert - weniger als die Hälfte der 44 Milliarden Dollar, die er vor einem halben Jahr bei der Übernahme des Kurzbotschaftendienstes bezahlt hat. In einer internen E-Mail, aus der US-Medien zitieren, beschreibt der Unternehmer den Wertverlust des Unternehmens und erklärt, die Kommunikationsplattform habe derart große finanzielle Schwierigkeiten gehabt, dass sie zeitweise vor dem Bankrott gestanden habe.

In der E-Mail ging es um ein neues Programm zur Vergütung von Mitarbeitern über Aktien. Musk äußerte darin die Erwartung, dass das Unternehmen im zweiten Jahresquartal durch die Rückkehr von Werbekunden wieder in die Gewinnzone kommen könne. Er sehe einen "klaren, aber schwierigen Weg" vor Twitter, auf dem der Wert des Unternehmens auf 250 Milliarden Dollar steigen könne. In welchen Zeiträumen dies geschehen könne, sagte Musk nicht.

Sebastian Schreiber, Sebastian Schreiber, HR, zzt. Washington, 27.03.2023 06:06 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 27. März 2023 Deutschlandfunk Kultur um 06:15 Uhr, MDR aktuell um 07:30 Uhr (Nachrichten) und BR24 um 09:40 Uhr.