Eine Packung mit der von Pfizer entwickelten Pille Paxlovid gegen Covid-19.

Covid-Medikament Paxlovid Corona-Pille in Deutschland Ladenhüter

Stand: 27.05.2022 08:14 Uhr

In Freiburg produziert der US-Konzern Pfizer sein Medikament Paxlovid für den Weltmarkt. Warum aber wird es in Deutschland bisher kaum genutzt, obwohl es das Risiko schwerer Verläufe einer Covid-Infektion massiv senken soll?

Schlag auf Schlag fallen die rosafarbenen Tabletten aus der Maschine in die Verpackung. Dann folgen die weißen Tabletten, die in einer Aussparung daneben Platz finden. Was hier im badischen Freiburg im Werk des US-amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer produziert und verpackt wird, könnte eine erneute Corona-Welle im Herbst abmildern. Das glaubt zumindest der Präsident der deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Torsten Bauer. "Wir werden auch mit diesem Coronavirus eine saisonale Erkrankung erleben und im Herbst und Winter immer wieder Fälle haben. Aber die schweren Verläufe sind ja die, die wir brechen wollen, und das kann dieses Medikament."

Bessere Therapiemöglichkeiten dank neuer Medikamente

An seinem Standort in Freiburg produziert Pfizer das antivirale Medikament Paxlovid für den Weltmarkt. Sechs Tabletten am Tag - vier Rosafarbene mit dem Wirkstoff Nirmatrelvir und zwei weiße Pille mit dem Wirkstoff Ritonavir - sollen die Wahrscheinlichkeit für eine coronabedingte Krankenhauseinweisung um fast 90 Prozent reduzieren.

Die Möglichkeiten, eine akute Corona-Infektion zu behandeln, sind heute viel besser als vor einem Jahr, sagt Rolf Hömke vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller im Gespräch mit tagesschau.de. "Wir hatten vor einem Jahr genau ein antivirales Medikament, von dem man noch nicht so genau wusste, wie man das am besten einsetzt. Mittlerweile haben wir allein vier therapeutische Medikamente, die im Frühstadium Viren bekämpfen".

Pneumologe Bauer erklärt die Wirkweise solcher Medikamente: "Alle Viren sind quasi Zell-Piraten. Sie müssen in den menschlichen Stoffwechsel eindringen und nutzen alle Werkzeuge, die dort sind, um sich zu vermehren." Antivirale Mittel wie Paxlovid würden genau das verhindern. Der große Vorteil bei den neuen Produkten ist die einfachere Anwendung. Während das schon länger eingesetzte Mittel Remdesivir als Infusion vom Arzt verabreicht werden muss, kann Paxlovid im Falle einer Infektion als Tablette vom Patienten selbst eingenommen werden. Das vereinfache natürlich die Anwendung, so Verbandssprecher Hömke.

Kaum bekannt und selten verschrieben

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt Hoffnungen auf das Medikament von Pfizer. Schon früh hat sich der Bund eine Million Dosen gesichert. Bislang scheint es aber kaum zum Einsatz zu kommen. Nach Informationen der Zeitung "Tagesspiegel" vom April wurden bislang weniger als 9000 Verschreibungen registriert. Aktuelle Abgabemengen sind beim Gesundheitsministerium angefragt, eine Antwort steht noch aus.

Pneumologe Bauer glaubt, dass die geringen Verschreibungszahlen auch damit zu tun haben, dass das Medikament vielen noch unbekannt sei: "Die Patienten müssen wissen, dass es dieses Medikament gibt und sie müssen sehr niederschwellig wissen, wo sie es herbekommen."

Wie bei allen Viruserkrankungen der Lunge sei es wichtig, antivirale Mittel früh einzusetzen - also innerhalb der ersten Tage nach Bekanntwerden der Infektion. Daran hapere es aber noch, so Bauer. Zuständig für die Verschreibung von Paxlovid sind die Hausärzte - sie können nach individueller Abwägung entscheiden, ob eine Therapie mit dem antiviralen Mittel Sinn ergibt. Das setzt aber zwei Dinge voraus: Zum einen, dass der Patient seinen Hausarzt über seine Infektion informiert. Und zum anderen, dass die Hausärzte über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen. Praktische Probleme, die bis zum Beginn einer möglichen neuen Infektionswelle im Herbst gelöst werden müssen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach kündigte vor wenigen Tagen auf Twitter an, dass "die optimale Verwendung" noch besser vorbereitet werden müsse.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Dezember 2021 um 16:40 Uhr in der Sendung "Forschung aktuell" und BR24 am 06. März 2022 um 16:00 Uhr.