Glasfasernetz zum Breitbandausbau für schnelles Internet.

Studie über deutsche Internetleistung Der Westen surft schneller als der Osten

Stand: 02.03.2023 08:00 Uhr

Netzausbau und Geschwindigkeit: Beides fehlt in vielen Teilen von Ostdeutschland. Laut einer Studie ist das Internet im Osten deutlich schlechter als im Westen. Deshalb liegt Deutschland im EU-Vergleich auch nur im Mittelfeld.

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben nur 44 Prozent der ostdeutschen Haushalte ein Breitbandnetz, während es in den westdeutschen 70 Prozent sind. Stadtstaaten wie Hamburg und Berlin liegen mit jeweils 97 Prozent bundesweiten Vergleich weit vorne.

"Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten, dass auch in den privaten Haushalten leistungsstarke Breitbandnetze erforderlich sind", heißt es in der Studie. Viele Menschen würden weiter im Homeoffice arbeiten oder vermehrt digitale Anwendungen wie etwa Streamingdienste nutzen.

Deutschland nur im digitalen EU-Mittelfeld

Beim Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur ist Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aber nur Mittelmaß. Netze mit hoher Kapazität würden vor allem im ländliche Raum fehlen, so die Europäische Kommission.

Bei der Glasfaserabdeckung belegt Deutschland den vorletzten Platz unter den EU-Mitgliedstaaten: Nur etwa jeder fünfte deutsche Haushalt hat eine Glasfaseranbindung. Der europäische Durchschnitt liegt bei jedem zweiten Haushalt.

Laut Koalitionsvertrag wollte die ehemalige Bundesregierung bis zum Jahr 2025 überall eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser realisieren. Ein Vorhaben, das auch die neue Bundesregierung hat - jetzt allerdings ohne Angabe eines konkreten Zeitpunkts, bis wann das Ziel erreicht sein soll.

Netzausbau im Osten hinkt stark hinterher

Wenn es um stabiles und leistungsfähiges Internet geht, hat Ostdeutschland besonders viele Nachteile, teilt das IW mit. Denn aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte gibt es deutlich weniger dicht besiedelte Städte und ein großer Teil der Bevölkerung lebt im ländlichen Raum - da, wo eine gute Breitbandinfrastruktur fehlt.

Auf Grundlage von Zahlen der Bundesnetzagentur berechnete das IW die Verfügbarkeit von Breitbandnetzen im Osten und Westen Deutschlands. Das Ergebnis: Im Westen sind deutlich mehr Gigabit-Netze verfügbar als im Osten. Ende 2018 hatte jeder vierte Haushalt in den westlichen Flächenländern leistungsstarkes Breitband. Zum Vergleich: In östlichen Flächenländer hatten nur 17 Prozent der Menschen ein Breitbandnetz.

Im Osten sei der Netzausbau nach 2018 pro Halbjahr jeweils um etwa drei bis vier Prozentpunkte angestiegen, während er im Westen deutlicher zugenommen habe und Mitte 2020 57 Prozent erreichte. Der Anstieg in den fünf östlichen Flächenländern lag dagegen durchschnittlich nur bei 30 Prozent.

Diese Kluft existiert bis heute: Mitte 2022 seien in den westlichen Flächenländern fast drei Viertel der Haushalte mit Gigabit-Netzen versorgt gewesen, im Osten weniger als die Hälfte. "Offenbar tut sich Deutschland weiterhin schwer, dünner besiedelte Räume mit Gigabit-Netzen zu versorgen, was den Ausbau in Ostdeutschland verzögert", so das Institut der deutschen Wirtschaft.

Schlechtes Internet behindert ostdeutsche Wirtschaft

Fehlendes Breitbandnetz sei ein Hindernis für die ostdeutsche Wirtschaft, so das IW. "Diese liegt noch immer bezogen auf die Erwerbstätigen um circa 20 Prozent und bezogen auf die Einwohnerzahl um fast 30 Prozent unter der westdeutschen."

Insgesamt sei in Deutschland bislang nur eine Minderheit der Unternehmen in der Lage, digitale Daten effizient zu nutzen - in Westdeutschland 30 Prozent, in Ostdeutschland nur 25 Prozent. Dabei wird der ostdeutsche Durchschnittswert stark von Berlin nach oben getrieben.

"Damit erweisen sich die digitale Infrastruktur und die Datennutzung der Unternehmen als wichtige Stellschrauben, um die verbleibende Produktivitäts- und damit auch Einkommenslücke zwischen West- und Ostdeutschland schließen zu können", heißt es in der Studie des IW.

Sachsen fast zu 80 Prozent mit 5G versorgt

"Hoffnungsträger" dafür könnte laut der Studie des IW der Vorsprung des Ostens im Mobilfunkbereich sein.

In den ostdeutschen Flächenländern sei die 5G-Abdeckung mit durchschnittlich 68 Prozent der Fläche höher als im Westen (61 Prozent). Das liege vor allem am vergleichsweise schwachen Abschneiden von Hessen (43 Prozent) oder Rheinland-Pfalz (50 Prozent). Sachsen habe bereits 79 Prozent der Fläche mit 5G versorgt. Bei den Stadtstaaten liege der Westen mit 92 Prozent knapp vor dem Osten (88 Prozent).

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR 5 "Profit" am 24. Januar 2023 um 18:04 Uhr.