Stahlwerkshalle von ArcelorMittal in Hamburg

IW-Umfrage unter Verbänden Düsterer Blick der Wirtschaft auf 2023

Stand: 27.12.2022 10:19 Uhr

Die Folgen des Ukraine-Krieges drücken die Stimmung deutscher Unternehmen: 30 von 48 Branchenverbänden rechnen 2023 mit schlechteren Geschäften. Besonders düster blicken energieintensive Branchen in die Zukunft.

Die Stimmungslage unter den Wirtschaftsverbänden sei "außerordentlich negativ", sagt Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Sein Institut hat knapp 50 Wirtschaftsverbände befragt. 30 von ihnen rechnen damit, dass ihre Geschäfts- und Produktionstätigkeit im kommenden Jahr geringer ausfallen wird als in diesem Jahr.

Große Unsicherheit durch Ukraine-Krieg

Wie dramatisch sich die Stimmung verschlechtert hat, zeigt der Vergleich mit der Verbandsumfrage aus dem vergangenen Dezember. Damals hatte kein einziger Verband mit einem Rückgang der Geschäftstätigkeit gerechnet.

Die damalige Euphorie über das Ende der Corona-Krise hat sich in der Zwischenzeit in große Unsicherheit verwandelt. Der Hauptgrund dafür liegt auf der Hand. Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine ist Energie sehr viel teurer geworden. Besonders die energieintensive Industrie leide darunter, sagt IW-Direktor Hüther, damit sei der "Kern des deutschen Geschäftsmodells" betroffen.

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Baubranche belastet, Gastgewerbe erholt sich

In der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der chemischen Industrie fällt der Blick auf das kommende Jahr besonders negativ aus. Zu den großen Verlierern gehört auch die Baubranche. Dort war die Euphorie vor einem Jahr noch besonders groß, jetzt führen steigende Kosten und hohe Kreditzinsen zu einer sinkenden Bautätigkeit.

Es gibt aber auch einige Lichtblicke. Das Gastgewerbe und der Tourismus erholen sich gerade von den harten Corona-Jahren, ebenso wie die Messewirtschaft. Das Investitionsniveau dürfte den Umfrageergebnissen zufolge in weiten Teilen der Wirtschaft stabil bleiben. Außerdem rechnet nur eine Minderheit der Wirtschaftsverbände damit, dass die Beschäftigtenzahl in ihren Branchen sinken wird.

Stabiler Arbeitsmarkt "als konjunktureller Anker"

IW-Direktor Hüther führt das auf den Fach- und Arbeitskräftemangel zurück: "Das Gewinnen von neuen Arbeitskräften ist außerordentlich aufwendig", sagt er. Die Unternehmen seien deshalb daran interessiert, ihre Mitarbeiter zu halten.

Der stabile Arbeitsmarkt dürfte auch die Wirtschaft insgesamt stützen, weil Menschen mit Erwerbseinkommen eher in der Lage sind zu konsumieren. Der Arbeitsmarkt könne im kommenden Jahr somit "ein wichtiger konjunktureller Anker" werden, schreiben die IW-Forscher.

IW-Direktor Michael Hüther: Rückgang der Produktion erwartet

tagesschau24 10:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 27. Dezember 2022 BR24 um 06:03 Uhr und tagesschau24 um 09:40 Uhr sowie um 10:40 Uhr in der Wirtschaft.