
Prognose des IMK Wirtschaftserholung trotz Corona?
Stand: 05.01.2021 17:23 Uhr
Die deutsche Wirtschaft wird sich 2021 langsam erholen - trotz Corona und Lockdown, sagt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Voraussetzungen: Impfungen - und politische Hilfe.
Von Anja Dobrodinsky, rbb
Auch wenn der aktuelle Lockdown anhält, wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um deutlich mehr als vier Prozent wachsen, sagen Forscher des Instituts für Makroökonomie und Kunjunkturforschung, kurz IMK, voraus. Das IMK gehört zur gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Sebastian Dullien ist der wissenschaftliche Direktor des Instituts und begründet die Prognose: "Zum einen ist das vierte Quartal wahrscheinlich etwas besser gelaufen, als es viele erwartet haben, und zum anderen dürften viele der Ausgaben, die im Januar wegfallen, nachgeholt werden im Laufe des Jahres." Das grundsätzliche Konjunkturbild einer kräftigen Erholung ab dem Frühjahr bleibt aus Sicht der IMK-Experten intakt.
IMK bleibt bei seiner Wachstumsprognose
Ein Wachstum von 4,9 Prozent hatte das Institut im Dezember für 2021 vorausgesagt. Dabei bleibt es. Damit wird das Minus von fünf Prozent aus dem Corona-Jahr 2020 zwar noch nicht wieder ausgeglichen sein. Die Forscher rechnen aber damit, dass in der zweiten Jahreshälfte keine Lockdowns mehr nötig sein werden.
Fließt dann von den Rekordsummen, die die Deutschen im vergangenen Jahr gespart haben, auch nur ein Teil in den Konsum, werde das der Wirtschaft einen enormen Schub geben. Zudem werden Unternehmen Investitionen nachholen, erklärt Dullien: "Die Finanzierungsbedingungen sind zudem noch sehr günstig, von daher gehen wir auch davon aus, dass die Investitionstätigkeit spätestens ab dem Frühjahr wieder deutlich anzieht."
Der Staat muss weiter helfen und investieren
Auch der Staat müsse weiter großzügig sein: Zwar könne wohl nicht jedes Unternehmen gerettet werden, Hilfen müssten aber weiter fließen. Die IMK-Forscher regen an, dass der Staat den vom Lockdown betroffenen Firmen aus Gastronomie, Handel oder Veranstaltungsbranche 100 Prozent ihrer Fixkosten erstattet.
Denkbar sei auch eine gesetzliche Pflicht zur Minderung von Gewerbemieten. Im ersten Lockdown erschien so etwas noch zu riskant, so Dullien. Doch jetzt habe man einen besseren Eindruck davon, dass durchaus Eigenkapital vorhanden sei bei den Vermietern von Gewerbeimmobilien: "Das heißt, dass die nicht sofort in die Insolvenz laufen würden, wenn man da jetzt eine Zeit lang keine Miete oder eine geringere Miete zahlen würde." Zudem müsse das Kurzarbeitergeld für Beschäftigte mit niedrigen Löhnen erhöht werden.
Steigende Staatsschuldenquote kein Problem?
Um die Schuldenquote müsse sich der Staat dabei erst einmal keine Sorgen machen, so Dullien. "Wir rechnen mit einer Schuldenquote im laufenden Jahr von etwas über 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes." Das sei deutlich unter der Quote im Jahr 2012 nach der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise, die damals bei 81 Prozent gelegen habe. "Andere Ländern haben außerdem auch eine wesentlich höhere Schuldenquote und können damit gut leben."
Die Corona-Schulden des Staates sollten deshalb erst einmal nicht getilgt werden. Das Geld sollte lieber in Dekarbonisierung und Digitalisierung investiert werden, so die IMK-Wissenschaftler. Hier gebe es bis 2030 einen Bedarf von 450 Milliarden Euro.
IMK-Ausblick 2021
Anja Dobrodinsky, RBB
05.01.2021 15:39 Uhr
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