Verdienstabrechnung

Berechnung des ifo-Instituts Arbeit lohnt sich mehr als Bürgergeld

Stand: 17.01.2024 17:25 Uhr

Arbeit bringt laut ifo-Institut höhere Einkommen als Nichtstun. Dafür müssen aber zusätzliche Sozialleistungen genutzt werden. Ohne Geld vom Staat kann das Einkommen niedriger sein als das Bürgergeld.

Arbeit lohnt sich in Deutschland nach wie vor. Mit dieser Einschätzung widerspricht das ifo-Institut der verbreiteten Einschätzung, dass sich Arbeit in Deutschland wegen des Bürgergeldes nicht mehr lohne. "Die von manchen Politikern aufgestellte Behauptung, wer nur Sozialleistungen beziehe, bekomme netto mehr als ein Geringverdiener, ist schlicht falsch", sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, Andreas Peichl.

"Dieser Fall ist deshalb ausgeschlossen, weil es die Freibeträge für Erwerbstätige bei der Anrechnung von Einkommen auf die Sozialleistungen gibt, um genau das zu verhindern", fügte Ifo-Forscher Maximilian Blömer hinzu.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler ist die Voraussetzung aber, dass Geringverdiener auch die Möglichkeit der Aufstockung ihres Einkommens durch zusätzliche Sozialleistungen beantragen. Ohne Geld vom Staat kann danach unter Umständen das reine Arbeitseinkommen tatsächlich niedriger sein als das Bürgergeld.

Forscher stellen mehrere Rechenbeispiele auf

Nach der Kalkulation des ifo-Instituts kann ein Alleinstehender in einer Stadt mit mittlerem Mietniveau wie Dresden bei 1.000 Euro Bruttoverdienst mit Hilfe zusätzlicher Sozialleistungen im Monat auf 891 Euro netto nach Abzug von Miet- und Heizkosten kommen. Wer nicht arbeite und nur Sozialleistungen bekomme, habe 563 Euro Bürgergeld.

"Nur wenn ein Alleinstehender mit 1.000 Euro Brutto-Einkommen keinerlei Sozialleistungen beantragt, die er erhalten kann, dann landet er bei 357 Euro netto", sagte Ökonom Manuel Pannier vom Center for Economic Studies (CES) in München.

Bei 2.000 Euro brutto kann ein Alleinstehender laut ifo mit Sozialleistungen auf netto 1.020 Euro im Monat kommen, ohne Sozialleistungen wären es 965 Euro. Beide Beiträge seien wesentlich höhere als das Bürgergeld von 563 Euro.

Ebenso läuft es den Angaben nach bei Alleinerziehenden. Wer brutto 1.000 Euro verdiene, bekomme mit den Sozialleistungen sogar 2.033 Euro heraus - ebenfalls mehr als jemand ohne Arbeitseinkommen und nur mit Sozialleistungen, der mit 1.553 Euro rechnen könne.

"Wer allerdings keinerlei Sozialleistungen beantragt, der landet mit 1.000 Euro brutto nur bei 622 Euro", sagt ifo-Forscherin Lilly Fischer. Diese Berechnungen hat das Institut ebenso für Paarhaushalte und verschiedene Mietniveaus angestellt.