Containerschiffe vor dem Hafen von Wladiwostok, Russland

Trotz westlicher Sanktionen Russlands Handel mit China und Türkei wächst

Stand: 06.12.2022 14:04 Uhr

An russischen Häfen kommt trotz westlicher Sanktionen wieder mehr Ladung an. Grund dafür sind einer IfW-Studie zufolge vor allem chinesische und türkische Lieferungen.

Der russische Schwarzmeerhafen Noworossijsk und besonders der nahe China gelegene Pazifikhafen Wladiwostok zeigten im November eine deutliche Zunahme ankommender Containerladungen. Das teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) heute zu einer Untersuchung über die Schiffsbewegungen des Welthandels im Monat November mit. Grund dafür sind nach Angaben des IfW vor allem chinesische und türkische Lieferungen. Russlands habe es geschafft, seinen Handel mit der Türkei und China auszuweiten, heißt es in der Untersuchung.  

Im für den Handel mit Europa entscheidenden Hafen St. Petersburg lege laut IfW dagegen kaum noch ein Containerschiff an. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatte der Westen Sanktionen verhängt, die seither mehrfach verschärft wurden.

"Sanktionen zeigen klare Wirkung"

Trotz der Lieferungen aus China und der Türkei kommt der Leiter des IfW Kiel Trade Indicators, Vincent Stamer, aber zum Ergebnis, das die Sanktionen der EU und anderer westlicher Partner klar Wirkung zeigten und "durch den Handel mit China oder der Türkei auch nicht ausgeglichen" würden. "Russlands Handel insgesamt liegt rund ein Viertel unterhalb des Niveaus vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine, und von offizieller Seite werden seit Sommer keine Handelsdaten mehr ausgewiesen", so Stamer.

Russlands Handel bleibt den IfW-Angaben zufolge volatil. Ausgehend von niedrigen Niveaus zeigten die Indikatorwerte ein Plus bei den Exporten von 4,8 Prozent und ein Minus bei den Importen von 4,4 Prozent.

Welthandel schrumpft

Den IfW-daten zufolge verzeichnet der Welthandel im Vergleich zum Vormonat ein deutliches preis- und saisonbereinigtes Minus von 2,4 Prozent aus. Ein schwaches Bild zeige auch der Novemberhandel der EU, mit einem leichten Plus bei den Exporten von 1,0 Prozent und einem Rückgang bei den Importen um 3,2 Prozent. Der Rückgang im globalen Handel insgesamt dürfte auch eine Gegenbewegung zu dem stärkeren Vormonat Oktober sein, meint Stamer: "Allgegenwärtige Rezessionsängste gehen nicht spurlos am Welthandel vorbei."  

Für Deutschland signalisiert der Indikator für November einen Rückgang der Exporte um 3,7 Prozent, während sich bei den Importen ein Wachstum von 0,5 Prozent abzeichnet. "Für Deutschlands Außenhandel ist der Ausblick insgesamt düster, obwohl Materialengpässe nachlassen und die deutsche Industrie weiterhin von einem hohen Auftragsbestand profitiert", sagte Stamer. "Dies zeigt Deutschlands schwierige Lage in einem abkühlenden Weltmarkt."

Containerstaus lösen sich auf

Die Staus in der Containerschifffahrt haben sich dem IfW zufolge im November deutlich zurückgebildet. Danach befinden sich noch gut acht Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau. In der Spitze waren es Ende 2021 fast 14 Prozent. "Bereits den zweiten Monat in Folge ist der Anteil der im Stau befindlichen Container rapide gefallen", hieß es dazu. "Ein Grund dafür ist auch der nachlassende Seeverkehr in der Nordsee, worin sich der schwache Handel Deutschlands und der EU widerspiegelt."

Das IfW schätzt über den Kiel Trade Indicator die Handelsflüsse, also die Im- und Exporte von 75 Ländern und Regionen weltweit und des Welthandels insgesamt. Grundlage ist dabei die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit.