
Bruttoinlandsprodukt Deutsche Wirtschaft am Rand der Rezession
Die deutsche Wirtschaft ist auf Schrumpfkurs. Im vierten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent verglichen mit dem Vorquartal. Experten hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) von Oktober bis Dezember um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft. Experten hatten nur mit einer Stagnation gerechnet. "Besonders die preis-, saison- und kalenderbereinigten privaten Konsumausgaben, die die deutsche Wirtschaft im bisherigen Jahresverlauf gestützt hatten, waren niedriger als im Vorquartal", erklärten die Statistiker.
Im vorangegangenen Sommerquartal hatte es noch zu einem Wachstum von 0,5 Prozent gereicht. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stieg das BIP im vierten Quartal preisbereinigt um 0,5 Prozent, preis- und kalenderbereinigt um 1,1 Prozent.
Die meisten Experten rechnen derzeit mit einem erneuten Schrumpfen in den ersten drei Monaten des Jahres. Sinkt die Wirtschaftsleistung dann erneut, würde Deutschland in einer technischen Rezession stecken: Davon sprechen Volkswirte bei zwei negativen Quartalen in Folge.
Leichtes Wachstum im laufenden Jahr
Wie Destatis weiter mitteilte, ist das preisbereinigte BIP im Jahr 2022 um 1,8 Prozent gewachsen. Preis- und kalenderbereinigt betrug das Wirtschaftswachstum 1,9 Prozent. Damit wurde das ursprüngliche Ergebnis um 0,1 Prozentpunkte nach unten revidiert. Im Jahr 2021 hatte das Wachstum 2,6 Prozent betragen.
Die Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik zum Jahreswechsel 2022/23 dürfte kürzer und milder ausfallen als noch im Herbst erwartet, hieß es zuletzt im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. Für 2023 erwartet sie ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem sie im vergangenen Herbst noch von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent ausgegangen war.
"Absturz bleibt aus"
Für Alexander Krüger, Chefökonom bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, habe sich die Wirtschaft besser gehalten, als es Frühindikatoren signalisiert hätten: "Die Wirtschaftsleistung hat zwar abgenommen, ein Konjunkturabsturz ist aber ausgeblieben." Hierbei geholfen hätten Corona-Ersparnisse und die schuldenfinanzierten Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung. "Auch wenn eine Rezession kaum über technische Aspekte hinausgehen wird, gibt es keinen Grund zu Wachstumseuphorie", so Krüger. Gewachsene Strukturschwächen ließen danach aber erwarten, dass Wohlstandsverluste noch jahrelang bestehen bleiben würden.
"Die Wintermonate gestalten sich als schwierig, wenngleich nicht ganz so schwierig wie ursprünglich erwartet", meint auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Auch im laufenden Quartal dürfte das deutsche BIP vermutlich nochmals leicht fallen."