Ein Arbeiter steht in der Münchener Innenstadt auf einer Baustelle an einem Bagger.

Mehr Aufträge vor allem im Tiefbau Neugeschäft im Bau mit größtem Plus seit Ende 2021

Stand: 25.10.2023 09:27 Uhr

Bereits zum zweiten Mal in Folge haben die Betriebe der deutschen Baubranche im August mehr Aufträge bekommen. Die Bilanz im laufenden Jahr bleibt jedoch durchwachsen - gerade im Wohnungsbau.

Die Aufträge der kriselnden Baubranche sind im August wegen Großprojekten so stark gestiegen wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft im deutschen Bauhauptgewerbe wuchs inflationsbereinigt (real) um 10,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das ist das größte Plus seit Ende 2021. Bereits im Juli hatte es mit 9,6 Prozent ein kräftiges Wachstum gegeben.

Umsatz ebenfalls gewachsen

Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu beispielsweise der Straßenbau zählt, wuchs besonders kräftig: Hier legte der Auftragseingang im August real um 18,6 Prozent zum Vormonat zu. Dazu trugen Großaufträge bei, erklärten die Statistiker. Der Hochbau - der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt ist - meldete ein Plus von 1,8 Prozent.

Auch im Vergleich zum August 2022 sind die Bestellungen preisbereinigt gestiegen, und zwar um 17,5 Prozent. Auch hier lag der Tiefbau deutlich vorne. Nominal, also einschließlich der Preiserhöhungen, sind die Aufträge sogar um 21,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat geklettert.

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe legte im August ebenfalls zu. Wegen der stark gestiegenen Baupreise erhöhte er sich um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 9,9 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt blieb davon allerdings nur ein reales Mini-Plus von 0,1 Prozent übrig. Von Januar bis August sanken die Umsätze real sogar um 4,0 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum. Immerhin lag die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im August um 1,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Stimmung im Wohnungsbau schlecht wie lange nicht

Die Bilanz für die ersten acht Monate des Jahres fällt unterdessen negativ aus: Hier schrumpften die Aufträge real um 7,6 Prozent. Die preisbereinigten Umsätze der Unternehmen sind in diesem Zeitraum um 4,0 Prozent gesunken. Höhere Preise führten aber zu einem nominalen Wachstum von 5,4 Prozent. Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen der Branche zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren unrentabel, zumal sich auch die Baupreise deutlich erhöht haben.

Entsprechend schlecht ist die Stimmung in vielen Unternehmen - besonders im Wohnungsbau: Dort notierte das ifo-Geschäftsklima zuletzt auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Mehr als 21 Prozent der Firmen berichteten von stornierten Vorhaben. Jüngst brachen die Baugenehmigungen für Wohnungen dem Statistischen Bundesamt zufolge um fast ein Drittel ein.

Um wieder mehr Wohnraum zu schaffen, hatte sich die Bundesregierung Ende September im Rahmen eines "Wohnungsbaugipfels" mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf mehrere Maßnahmen geeinigt. Vorgesehen ist unter anderem, eine zuvor angepeilte Verschärfung der Energiestandards für Neubauten auszusetzen, wie aus einem 14 Punkte umfassenden Papier hervorgeht. Dazu kommen Steuervorteile, ein "Klimabonus" beim Heizungstausch oder attraktivere KfW-Förderprogramme.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.