Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Dow und DAX gewinnen Wall Street nach Jackson Hole zuversichtlich

Stand: 25.08.2023 22:18 Uhr

Die mit großen Erwartungen aufgeladene Rede von US-Notenbankpräsident Powell brachte keine neuen Erkenntnisse. Immerhin hoffen die Investoren jetzt auf eine Zinspause. Die Wall Street legt deutlich zu.

Die Rede von Fed-Präsident Jerome Powell in Jackson Hole enthielt nichts wirklich Neues, aber auch schlechte Nachrichten blieben aus. Deshalb wagten sich die Anleger aus der Deckung: Zum Wochenschluss ging der Dow Jones mit einem Aufschlag von 0,7 Prozent auf 34.346,90 Punkten aus dem Handel. Für den marktbreiten S&P 500 geht es 0,7 Prozent auf 4.405,71 Zähler aufwärts. Der Nasdaq 100 stieg um 0,9 Prozent auf 14.941,83 Punkte.

Die verhaltende Marktreaktion zeigt, dass sich auch nach Powells Auftritt nicht die erhoffte Klarheit über die künftige Geldpolitik der USA eingestellt hat. Die US-Notenbank Federal Reserve sei bereit, die Zinsen weiter anzuheben, falls das im Kampf gegen die Inflation erforderlich sein sollte, so Powell. Noch immer seien die Verbraucherpreise in den USA zu hoch. Allerdings signalisierte der Notenbanker, dass die Fed dabei vorsichtig vorgehen werde.

Das hat Folgen: Während rund 80 Prozent der Händler jetzt eine Pause bei der Straffung durch die Fed bei der Septembersitzung erwarten, zogen laut dem FedWatch-Tool der CME Group die Erwartungen an eine Zinserhöhung im November im Vergleich zum Vortag an.

Experten beurteilen den Inhalt der Powell-Rede deshalb zurückhaltend: "Die Aussichten für die weitere geldpolitische Entwicklung in den USA bleiben in der Schwebe", lautet das Fazit von LBBW-Analyst Elmar Völker. Powell vermeide zu Recht jegliche klare Festlegung auf die nächsten Schritte. "Die Anleger, die sich auf die Nachricht über einen eventuellen Politikwechsel freuen, werden wohl noch länger warten müssen", kommentiert Michael Michaelides, Marktexperte bei Carmignac.

Auch für die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz hat Powell wenig Neues zu bieten gehabt. "Ein starkes Signal für weitere Zinserhöhungen gab es nicht. Wir erwarten weiterhin, dass die Leitzinsen bereits am Höhepunkt angelangt sind."

Während rund 80 Prozent der Händler jetzt eine Pause bei der Straffung durch die Fed bei der Septembersitzung erwarten, zogen laut dem FedWatch-Tool der CME Group die Erwartungen an eine Zinserhöhung im November im Vergleich zum Vortag an.

Nach der Rede Powells sackte der zuvor noch im Plus notierende DAX zwar kurz in die Verlustzone, aber die Kursreaktion fiel insgesamt schwach aus. Mit Unterstützung der festeren Wall Street schloss der deutsche Leitindex mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 15.631,82 Punkten. Auf Wochensicht verbuchte er damit ein Plus von 0,4 Prozent. Zuvor hatte der Index dreimal in Folge ein Minus verzeichnet.

"Der DAX vollzieht derzeit eine handelstechnisch getriebene Erholung im mittelfristigen Abwärtstrend", stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. Die aktuelle fundamentale Situation spreche aber noch nicht für eine baldige Trendumkehr. Die Signale aus der Realwirtschaft, dem Zinsumfeld und der Inflationsentwicklung lieferten noch keine Kaufsignale. "Es braucht wesentlich positivere Impulse, um den DAX wieder auf Rekordkursniveau heben zu können", so Lipkow.

Frische Konjunkturdaten brachten diese Impulse nicht: Der ifo-Index reihte sich in die Riege der negativen Wirtschaftsdaten aus Deutschland ein. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich demnach im August abermals verschlechtert. Das ifo-Geschäftsklima sank auf 85,7 Punkte von 87,4 Zählern im Vormonat - und damit das vierte Mal in Folge. "Die Durststrecke der deutschen Wirtschaft verlängert sich", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.

Der Euro ist nach Veröffentlichung des ifo-Index auf den tiefsten Stand seit Juni gefallen. Im Tief wurden nur noch 1,0766 Dollar für einen Euro gezahlt. Die Rede Jerome Powells in Jackson Hole sorgte auch hier für keine klare Tendenz. Der Euro legte kurzzeitig zum Dollar zu, geriet dann aber rasch wieder unter Druck.

Der Reisekonzern TUI hat heute in Hannover seine neue Konzernzentrale eröffnet. Zwei Jahre lang war am "TUI Campus" am bisherigen Sitz von TUI Deutschland gebaut worden. 40 Prozent des Gebäudes wurde nach Konzernangaben komplett neu gestaltet. In der neuen Konzernzentrale zieht die TUI Group 2800 Mitarbeiter von acht Konzerngesellschaften zusammen, die bisher auf drei Standorte in Hannover verteilt waren.

Der TUI-Campus ermögliche flexible Arbeitsmodelle und hybride Arbeitsformen, sagte Konzernchef Sebastian Ebel. Durch den Trend zum Homeoffice komme TUI nun auch mit weniger Büroflächen als bisher aus. "Zwei bis drei Tage hier im Office, zwei bis drei Tage im Homeoffice, so ist das Gebäude ausgelegt", so Deutschland-Chef Stefan Baumert.

Die Aktionäre der Nürnberger Softwarefirma Suse haben bis zum 22. September Zeit, das Übernahmeangebot des Finanzinvestors EQT anzunehmen. Der schwedische Suse-Großaktionär gab gestern den Startschuss für die Offerte über bis zu 584 Millionen Euro, nach der er den Linux-Spezialisten von der Börse nehmen will. EQT bietet 16 Euro je Suse-Aktie.

Der niederländische Brauereikonzern Heineken hat seinen angekündigten Rückzug aus Russland abgeschlossen. Der Prozess habe "länger gedauert als erhofft", sei nun aber beendet, erklärte Konzernchef Dolf van den Brink. Die russische Arnest Group wird alle Anteile, darunter sieben Brauereien, zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen. Heineken verbucht mit dem Rückzug aus Russland einen Verlust in Höhe von 300 Millionen Euro.

Trotz anhaltender Konjunkturschwäche rechnet der Markenchef des Autobauers Renault dieses Jahr mit höheren Absatzzahlen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. "Seit Beginn des Jahres stellen wir eine zunehmende Nachfrage nach Elektroautos fest", sagte Fabrice Cambolive in einem Interview mit dem Fachmagazin "Autogazette". Deshalb gehe er für Renault auch in 2023 von einem Zuwachs bei den Elektroautos aus.

Den Social-Media-Plattformen X, Facebook und TikTok sowie mehreren Google-Diensten drohen künftig Geldstrafen, wenn sie nicht stärker gegen illegale Inhalte vorgehen. Von heute an sind bestimmte Regeln für 19 sehr große Online-Plattformen und Suchmaschinen in der EU rechtlich durchsetzbar. Die Unternehmen müssen zum Beispiel Kinderpornografie oder Terrorpropaganda schneller als bisher entfernen.

Amazon befindet sich offenbar mit Walt Disney in Gesprächen über die Mitarbeit an der Streaming-Version von ESPN, die das Unternehmen im Moment entwickelt. Wie das Business-Nachrichtenportal "The Information" berichtet, erwägt ESPN, zwischen 20 und 35 Dollar pro Monat zu verlangen, was ihn zum teuersten Streaming-Dienst in den USA machen könnte.

Die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten des südkoreanischen Autoherstellers Hyundai wollen heute über einen Streik abstimmen. Die zweimonatigen Gespräche mit dem Unternehmen über Lohnerhöhungen und die Verlängerung des Rentenalters waren vergangene Woche ins Stocken geraten waren. Sollten die Mitarbeiter streiken, wäre dies der erste Streik seit fünf Jahren für das Unternehmen.

Im Batteriewerk Ultium Cells in Ohio, einem Joint-Venture von General Motos und LG, sollen die Löhne der Mitarbeiter um durchschnittlich 25 Prozent angehoben werden. Im Vorfeld hatten demokratische Senatoren und die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) Ultium Cells monatelang öffentlich wegen der niedrigen Löhne in dem Werk in Ohio kritisiert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. August 2023 um 12:00 Uhr.