Nvidia-Aktie im Fokus Wall Street: Erst Rekorde, dann Gewinnmitnahmen
Die Wall-Street-Indizes konnten anfänglich neue Rekordniveaus am Ende nicht verteidigen. Vor neuen Inflationszahlen fuhren die Anlegerinnen und Anleger ihre Risikopositionen nach dem jüngsten Rekordlauf zurück.
Ein ungebrochener Boom, bei Künstlicher Intelligenz (KI) aber auch die Hoffnung auf eine fallende Inflation haben zum Wochenstart den großen Aktienindizes der Wall Street zunächst neue Rekordhochs beschert, ehe im Verlauf deutliche Gewinnmitnahmen einsetzten. Die Schlussstände fielen dann letztlich uneinheitlich aus.
Der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, erreichte bei 38.927 Punkten sein neues Allzeithoch und schloss bei 38.797 Punkten um 0,33 Prozent leicht höher. Der marktbreite S&P-500-Index, dessen Bestmarke im Verlauf bei 5.048 Zählern lag, ging bei 021 Punkten um 0,1 Prozent leicht schwächer aus dem Handel.
Am spektakulärsten waren die frühen Gewinne beim Nasdaq 100 Auswahlindex, der erstmals die Marke von 18.000 Punkten übersprang und in der Spitze bei 18.041 Punkten stand. Am Ende standen 17.882 Zähler, ein moderater Verlust von 0,44 Prozent. Der Composite-Index erreichte sein Allzeithoch bei 16.080 Punkten und endete letztlich bei 15.942 Zählern um 0,3 Prozent schwächer.
Bei den Einzelwerten sorgte Nvidia für Aufsehen: Der Chiphersteller hat Amazon bei der Marktbewertung überholt und ist inzwischen die Nummer vier bei den wertvollsten US-Unternehmen. Dabei spielt insbesondere die Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eine Rolle - bei dem Thema ist Nvidia besonders stark.
"Einige sind in den vergangenen Wochen davon ausgegangen, dass wir eine Korrektur bei den Halbleiterwerten sehen, und das ist nicht passiert", sagte Joe Saluzzi, Händler bei Themis Trading. "Und deswegen ist es jetzt so, dass die Leute sagen, dass sie die gute Entwicklung aus dem vergangenen Jahr nicht noch einmal verpassen wollen."
Allerdings konnte auch die Nvidia-Aktie im Verlauf das Rekordniveau bei 746,11 Dollar nicht halten. Die Anleger machten Kasse, so dass am Ende nur noch ein leichter Gewinn von 0,16 Prozent auf 722,48 Dollar stand. Der Boom rund um die Künstliche Intelligenz hat den Preis für eine Nvidia-Aktie allein 2024 um bislang rund 40 Prozent in die Höhe getrieben. Im vergangenen Jahr hatte er sich mehr als verdreifacht.
Mit Spannung blicken die Anlegerinnen und Anleger nun auf einen weiteren wichtigen Termin, der morgen im Kalender steht: Dann werden in den USA die Inflationszahlen für Januar veröffentlicht. Anleger erhoffen sich daraus mehr Klarheit über die Entwicklung der Verbraucherpreise, die für die künftige Geldpolitik der Notenbank wichtig ist.
Die für Dienstag anstehende Veröffentlichung der Inflationsdaten verspreche, das wichtigste Ereignis der Woche zu werden, sagte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst bei IG. "Es wird damit gerechnet, dass sich die Teuerung weiter dem Ziel der Fed nähert, und deswegen hoffen Investoren auf einen stärkeren Rückgang der Inflation, was die Grundlage für neue Rekorde an den US-Börsen sein könnte."
"Die Aktienkurse stehen bereits auf einem sehr hohen Niveau, und die eigentliche Frage ist, wie lange sie noch ohne einen neuen ernsthaften Impuls steigen können", sagte Peter Cardillo, Chefökonom beim Finanzdienstleister Spartan in New York. "Die Anleger werden jetzt wahrscheinlich anfangen, sich verstärkt auf Konjunkturdaten wie eben die Inflationszahlen morgen zu konzentrieren."
Der DAX hat am Rosenmontag im Sog einer steigenden Wall Street noch zugelegt. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 17.037 Punkten um 0,65 Prozent höher. Noch besser lief es für den MDAX, den Index der mittelgroßen Werte, der 1,42 Prozent vorrückte auf 26.095 Punkte.
Vor allem weiter steigende US-Technologieaktien, die vom derzeitigen Boom um künstliche Intelligenz (KI) profitieren, haben die Märkte erneut angeschoben. Allerdings kann der heimische Markt weiterhin nicht mit der Tech-getriebenen Dynamik der US-Börsen mithalten, bleibt aber auf hohem Niveau. Am Freitag hatte es an der Wall Street eine weitere Rekordsitzung gegeben, aktuell knüpfen die US-Märkte daran an.
Dabei war der Handelsverlauf am Rosenmontag zuvor eher lustlos gewesen, die Schwankungsbreite lag letztlich dann noch zwischen 16.958 und dem Tageshoch bei 37.042 Punkten. Das Rekordhoch aus der vergangenen Woche bei 17.049 Punkten ist damit nur einen Wimpernschlag entfernt. Es standen heute keine wichtigen Konjunktur- und Unternehmensdaten auf der Agenda.
Wie auch an der Wall Street werden morgen auch an der heimischen Börse mit Spannung die neuen US-Presdaten erwartet. Zudem wird mit den ZEW-Konjunkturerwartungen ein wichtiger deutscher Frühindikator für die Wirtschaft veröffentlicht.
Am Devisenmarkt tendiert der Euro zu Beginn der Woche etwas schwächer. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im US-Handel 1,0772 Dollar und damit etwas weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0773 (Freitag: 1,0772) Dollar fest Belastet wird der Euro derzeit von dem moderat aufwertenden US-Dollar, nachdem sich kurzfristige Zinssenkungshoffnungen zerschlagen haben.
Fundamentale Impulse gab es so gut wie keine. In China und einigen anderen asiatischen Ländern herrscht wegen des Neujahrsfests derzeit Ruhe. Auch in großen südamerikanischen Ländern wie Brasilien ruhte die Aktivität wegen Karneval. Zuletzt sind die hohen Zinssenkungserwartungen an den Märkten etwas zurückgedrängt worden, nachdem sich zahlreiche Zentralbanker gegen rasche Lockerungen ausgesprochen haben.
Das Anlegerinteresse an der Digitalwährung Bitcoin ist ungebrochen hoch. Am Abend stieg der Kurs der nach Marktwert größten Kryptoanlage leicht über 50.000 US-Dollar. Der Bitcoin profitiert schon seit einigen Tagen von einem steigenden Interesse. Offenbar macht sich die Einführung spezieller Bitcoin-Fonds zunehmend bemerkbar. Diese wurden schon im Januar von der US-Börsenaufsicht SEC genehmigt, was allerdings nur kurzzeitig zu Kurseuphorie geführt hat.
"Die Lancierung der ETF-Anlagevehikel trägt nun erste Früchte", kommentierte Kryptofachmann Timo Emden von Emden Research. "Der Kapitalzufluss ist Wasser auf die Mühlen der Anleger."
Die EZB muss aus Sicht ihres Notenbank-Direktors Piero Cipollone die Wirtschaft nicht noch mehr bremsen. Denn die Nachfrage sei immer noch schwach und die Inflationserwartungen lägen in der Spur, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) heute in einer Rede in Brüssel. Daher müsse die EZB nichts zusätzlich tun, um die Inflation in Schach zu halten. "Das Abklingen der Angebotsschocks schafft Spielraum für eine Erholung der Nachfrage, ohne dabei die Inflation anzuheizen."
Die EZB hat die Zinsen nach zehn Anhebungen in Serie bereits seit September 2023 unverändert gelassen. Der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,0 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Am Finanzmarkt wird inzwischen darauf spekuliert, dass die Währungshüter bereits im April oder im Juni die Schlüsselzinsen wieder senken könnten
Unter den Einzelwerten im DAX gehörten die Aktien von Rheinmetall zu den größten Gewinnern. Der Rüstungskonzern ist dabei, seine Produktion von Artilleriegranaten zu verdreifachen. Obendrein bekräftigte er seine Ambitionen, den Umsatz in sieben bis acht Jahren auf 20 Milliarden Euro zu verdoppeln, wie Chef Armin Papperger dem "Handelsblatt" in einem Interview sagte. Händler zufolge unterstützt dies die Papiere.
Die Aktien von Siemens Energy legen deutlich rund 5,5 Prozent zu und standen an der DAX-Spitze. Sie profitierten von Kaufempfehlungen der spanischen Bank Santander und der Bank of America (BofA). So schrieb etwa BofA-Analyst Alexaner Virgo, dass das Windkraftanlagen-Geschäft des Konzerns das Schlimmste hinter sich haben dürfte.
Schlusslicht im DAX waren Sartorius-Papiere. Der Göttinger Laborausrüster hatte am Freitag seine Dividende deutlich zusammengestrichen. So sollen Vorzugaktien mit 0,74 Euro-Cent bedient wwerden nach 1,44 Euro, Stämme erhalten 0,73 Cent nach 1,43 Euro im Vorjahr. Der Nettogewinn war im vergangenen Jahr um 48 Prozent auf 338,5 Millionen Euro geschrumpft.
Kurz vor dem Abschied des Mitgründers Hasso Plattner aus dem Aufsichtsrat ersetzt SAP den designierten Nachfolger. Statt des vor einem Jahr nominierten Punit Renjen werde der frühere Chef des Mobilfunkausrüsters Nokia, Pekka Ala-Pietilä, der Hauptversammlung zur Wahl vorgeschlagen, teilte Europas größtes Softwarehaus am Sonntag mit. Er solle auch den Vorsitz des Kontrollgremiums übernehmen. SAP und Renjen, der sein Aufsichtsratsmandat niederlegen werde, hätten sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt. "Grund waren die unterschiedlichen Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender."
Nach dem 27-stündigen Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals verhandeln die Tarifparteien wieder. Am Frankfurter Flughafen kamen heute Vertreter der Gewerkschaft ver.di und der Lufthansa zusammen, wie beide Seiten berichteten. Der am vergangenen Mittwoch begonnene Ausstand an den Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf und Berlin hatte zu rund 900 Flugabsagen geführt. Am Donnerstag wurde der Warnstreik beendet. Ver.di wollte damit ein verbessertes Angebot des Arbeitgebers erwirken.
Der Münchner Wafer-Hersteller Siltronic streicht die Dividende drastisch zusammen und stellt die Anleger auf einen Gewinneinbruch im laufenden Jahr ein. Für 2023 will Siltronic nur noch 1,20 Euro je Aktie ausschütten, wie das TecDAX-Unternehmen am Abend ankündigte. Vor einem Jahr waren es noch 3,00 Euro. Die Hoffnung auf eine rasche Erholung des Halbleitermarktes, den Siltronic mit Siliziumscheiben (Wafer) für die Chip-Produktion beliefert, hat das Unternehmen vorerst aufgegeben.
Der Umsatz werde "aufgrund der Nachfrageschwäche, bedingt durch erhöhte Lagerbestände bei Kunden und den damit eingehergehenden anhaltenden Verschiebungen von Liefermengen" 2024 auf dem Niveau des vergangenen Jahres verharren, warnte Siltronic. Wenigstens blieben aber die Preise stabil. 2023 war der Umsatz um 16 Prozent geschrumpft. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) ging auf 29 (2022 bereinigt 34,4) Prozent zurück. Im laufenden Jahr werde sie durch die Investitionen in das Hochfahren des neuen Werks in Singapur mit drei Prozentpunkten belastet.
In der Immobilienkrise geraten Gewerbeobjekte immer stärker unter Druck - an vorderster Stelle Büros, die unter dem Trend zum Homeoffice leiden und zunehmend die Bilanzen von Banken belasten. Die Preise für Gewerbeimmobilien fielen dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zufolge im vierten Quartal 2023 um gut 12 Prozent zum Vorjahreszeitraum beziehungsweise 4,9 Prozent zum Vorquartal - getrieben vom Verfall bei Büroobjekten.
Der Verband, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland vertritt, sprach am Montag von größten je gemessenen Preisrückgang bei Gewerbeimmobilien. Zum Vergleich: Wohnimmobilien verbilligten sich lediglich um 6,1 Prozent binnen Jahresfrist bzw. 1,6 Prozent zum Vorquartal.
"Aufgrund der Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und der nach wie vor unklaren Auswirkungen des Homeoffice-Trends auf die benötigte Bürofläche bleibt die Nachfrage nach Büros verhalten, was die Preise weiter drückt", sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Die im SDAX vertretene deutsche Pfandbriefbank war zuletzt bei 4,45 Euro auf ein Rekordtief gefallen
Die beiden amerikanischen Ölkonzerne Diamondback Energy und Endeavor Energy machen künftig gemeinsame Sache. Endeavor werde zu einem Preis von 26 Milliarden US-Dollar (rund 24,1 Mrd Euro) einschließlich Schulden gekauft, teilte Diamondback heute in Midland im US-Bundesstaat Texas mit. Die Fusion dürfte im vierten Quartal des laufenden Jahres abgeschlossen werden. Damit ist der nächste große Deal in der US-Ölbranche fix.