Wall Street New York
Marktbericht

Börsen drehen ins Minus Kein guter Tag für Aktionäre

Stand: 01.03.2023 22:15 Uhr

Inflations- und Zinsängste haben die Aktienmärkte derzeit fest im Griff. Mittlerweile sind Anleihen wieder zu einer echten Alternative zu Aktien geworden.

Zuletzt hat sich das steigende Zinsumfeld immer deutlicher an den Anleihemärkten niedergeschlagen. Zur Wochenmitte stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erstmals seit November wieder über die Marke von vier Prozent. Das sei immerhin doppelt so viel wie die durchschnittliche Dividendenrendite im Aktienindex S&P 500, schrieb Seema Shah, Stratege von Principal Asset Management. Anleihen sind also wieder zu einer Ernst zu nehmenden Alternative zu Aktien geworden. Das hat den Aktienmärkten in New York zugesetzt. Der Dow Jones konnte sich im Verlauf kaum von der Nulllinie absetzen und ging mit 0,02 Prozent Plus praktisch unverändert aus dem Handel.

Die zinssensitiveren Technologietitel wurden noch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Der Auswahlindex Nasdaq 100 büßte 0,86 Prozent ein.

Die Konjunkturdaten des Tages konnten die Stimmung auch nicht aufhellen. So hat die US-Industrie ihre Talfahrt im Februar kaum verlangsamt. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor stieg nur um 0,3 Zähler zum Vormonat auf 47,7 Punkte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten einen stärkeren Anstieg auf 48,0 Punkte erwartet. Zudem entwickelte sich der Bausektor im Januar überraschend schlecht. Die Bauausgaben verringerten sich um 0,1 Prozent zum Vormonat, Fachleute hatten mit plus 0,2 Prozent gerechnet. Der US-Bausektor wird seit einiger Zeit durch zahlreiche Entwicklungen belastet, darunter die stark gestiegenen Hypothekenzinsen.

Am deutschen Markt, wo die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals seit 2011 wieder auf 2,72 Prozent anzog, waren die aktuellen Inflationsdaten das wichtigste Ereignis. Eigentlich waren Ökonomen davon ausgegangen, dass die Teuerungsrate im Februar erneut etwas abgenommen hat. Mit 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verharrte sie aber auf dem hohen Stand vom Januar. Prompt musste der DAX seine Tagesgewinne abgeben und ging schließlich 0,4 Prozent tiefer aus dem Handel.

Angesichts der hartnäckig hohen Inflation ist klar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) weiter handeln muss. Nach fünf Anhebungen in Folge seit Juli liegt der Leitzins im Euroraum inzwischen bei 3,0 Prozent. Für die Sitzung am 16. März wird eine weitere Zinserhöhung von 0,5 Punkten erwartet - das wird aber nicht das Ende des Aufwärtstrends sein.

Positive Signale für die Aktienmärkte kamen dagegen aus China. Die chinesische Wirtschaft befindet sich nach dem Ende der strikten Corona-Maßnahmen offenbar im Aufwind. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für die Industrie stieg im Februar im Vergleich zum Vormonat deutlich stärker als von den meisten Analysten erwartet; er kletterte auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren.

Update Wirtschaft vom 01.03.2023

tagesschau24

Die Ölpreise zogen am Abend wieder stärker an. Der Preis für die Nordseesorte Brent lag am späten Abend 0,1 Prozent höher bei 84 Dollar je Barrel. Die positiven Konjunktursignale aus China wogen schwerer als die weiter hohen Ölreserven der USA. Diese sind in der vergangenen Woche um 1,2 Millionen Barrel (159 Liter) auf 480,2 Millionen Barrel gestiegen. Das ist der zehnte Wochenzuwachs in Folge. Die tägliche Ölproduktion verharrte bei 12,3 Millionen Barrel.

Die europäische Gemeinschaftswährung konnte ihre Zugewinne zum Dollar weiter ausbauen. Am späten Abend notierte der Euro 0,8 Prozent höher bei 1,0660 Dollar. Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 1838,40 Dollar und damit 0,7 Prozent mehr als am Vorabend.

Tesla will offenbar seinen Bestseller "Model Y" umfassend überarbeiten. Die Änderungen, die unter dem Projektnamen "Juniper" geführt würden, beträfen sowohl den Innenraum als auch das Äußere des SUVs, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Tesla wollte Investoren noch am Mittwoch über seine Pläne informieren. Tesla-Chef Elon Musk hat angekündigt, dabei den dritten Teil seines "Masterplans" vorzustellen.

Am deutschen Aktienmarkt fiel die Aktie von GK Software mit einem Kurssprung von rund 30 Prozent auf. Das sächsische Unternehmen steht vor dem Verkauf an den japanischen IT-Riesen Fujitsu. Die Japaner bieten 432 Millionen Euro für die Firma aus Schöneck im Vogtland und haben sich von den beiden Firmengründern Rainer Gläß und Stephan Kronmüller bereits fast 41 Prozent der Anteile gesichert. Mit 190 Euro je Aktie liegt die Offerte fast ein Drittel über dem Xetra-Schlusskurs von 145 Euro vom Dienstag.

Siemens gliedert wie angekündigt sein Geschäft mit Motoren und großen Antrieben unter dem Namen Innomotics aus. Vom 1. Juli an soll das neue Unternehmen rechtlich eigenständig sein, bleibt aber zunächst eine 100-prozentige Siemens-Tochter. Operative Zentrale des neuen Unternehmens mit 14.000 Mitarbeitern und rund drei Milliarden Euro Umsatz soll Nürnberg sein. Im neuen Unternehmen fasst Siemens seine Geschäftsaktivitäten mit Nieder- bis Hochspannungsmotoren, Getriebemotoren, Mittelspannungsumrichtern und Motorspindeln zusammen.

Größter DAX-Gewinner war mit Siemens Energy ein weiterer Spinoff des Industriekonzerns. Die US-Bank JPMorgan hat die Bewertung der Papiere beim Kursziel von 25 Euro mit "Overweight" wieder aufgenommen. Der Börsenrückzug von Siemens Gamesa sei ein wichtiger Schritt in Richtung vereinfachter Konzernstruktur, lobte Analyst Akash Gupta.

Beiersdorf hat trotz höherer Kosten eines der besten Geschäftsjahre seiner jüngeren Geschichte erzielt. Bei einem organisch um gut zehn Prozent auf 8,8 Milliarden Euro gewachsenen Umsatz steigerte der Nivea-Hersteller das Betriebsergebnis vor Sondereffekten 2022 um fast ein Fünftel auf rund 1,2 Milliarden Euro. In Europa gingen im Kosmetikgeschäft 70 Prozent des Wachstums auf höhere Preise zurück, etwa 30 Prozent auf ein höheres Verkaufsvolumen, erläuterte Finanzvorständin Astrid Hermann. Die Enttäuschung, dass die Dividende wie in den vorangegangen Jahren unverändert bei 0,70 Euro bleiben soll, steckte die Börse im Verlauf weg.

Post mit Problemen bei Erfüllung der Filialnetz-Pflicht

Die Deutsche Post hat weiterhin zu wenige Postfilialen auf dem Land. Wie aus einem Schreiben der Bundesnetzagentur an ihren Beirat hervorgeht, waren der Aufsichtsbehörde Ende Januar in Deutschland 174 Standorte bekannt, die trotz einer staatlichen Vorschrift nicht besetzt waren.

Der Sportartikelhersteller Puma hat 2022 ein Rekordjahr hingelegt. Der Umsatz stieg um 18,9 Prozent auf 8,465 Milliarden Euro und der Konzerngewinn um 14,2 Prozent auf 354 Millionen Euro. Der neue Vorstandsvorsitzende Arne Freundt drosselte aber die Erwartungen für das laufende Jahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird mit 590 bis 670 Millionen Euro nur um das Vorjahresniveau erwartet.

Die Aktie von ProSiebenSat.1 gehörte zu den größten Verlierern im MDAX. Der Fernsehkonzern verschiebt kurzfristig die Vorlage des Jahres- und Konzernabschlusses und möglicherweise auch die Hauptversammlung. Grund seien regulatorische Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Geschäft von Jochen Schweizer mydays, wie der MDAX-Konzern am Vorabend überraschend in Unterföhring mitteilte.

Die Novavax-Aktie brach um über 20 Prozent ein. Zuvor hatte das US-Biotechunternehmen Zweifel an seiner weiteren Geschäftstätigkeit geäußert. Es gebe erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf die Einnahmen in diesem Jahr, die Finanzierung durch die US-Regierung sowie mit Blick auf ein noch anhängiges Schiedsverfahren mit der Impfstoffallianz Gavi.

Der britische Sportwagenbauer Aston Martin will sich nach dem mauen abgelaufenen Geschäftsjahr verbessern. Neben einer verbesserten Rentabilität peile das Unternehmen einen positiven freien Cashflow in der zweiten Jahreshälfte an, weil im dritten Quartal die Auslieferung der neuen Sportwagen-Generation beginne, teilte die durch die James-Bond-Filme bekannte Kultmarke mit. Die Aktien legen in der Spitze um über 20 Prozent zu.

Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr trotz einer Kaufzurückhaltung der Kunden überraschend stark gesteigert. Spürbare Preiserhöhungen machten die Absatzrückgänge mehr als wett. Die Erlöse legten auf vergleichbarer Basis und bereinigt um Wechselkurseffekte um 7,6 Prozent auf knapp 14,6 Milliarden Pfund (16,6 Milliarden Euro) zu.

Die Pariser Mehrländerbörse Euronext hat ihr milliardenschweres Übernahmeangebot für das Madrider Technologieunternehmen Allfunds zurückgezogen. Allfunds-Aktien stürzten daraufhin ab, Euronext-Titel legten zu. Analysten verschiedener Häuser reagierten erleichtert. Die Transaktion hatte Fragen aufgeworfen. So verwies Citigroup-Analyst Andrew Coombs auf mangelnde Synergien und den schwachen Ergebnisbeitrag.

Der weltweit größte Online-Versandhändler Amazon hat erstmals die Schließung eines großen Logistikzentrums in Deutschland angekündigt. Der US-Konzern will den Standort in Brieselang nahe Berlin schließen, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage bestätigte. Dies sei den Beschäftigten mitgeteilt worden. Zuvor hatte das Rechercheteam Correctiv darüber berichtet.

Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sind mit einer Klage gegen den französischen Energieriesen Total wegen eines umstrittenen Pipeline-Projekts in Ostafrika gescheitert. Ein Pariser Gericht wies die Klage gestern ab. Die Organisationen hätten in der Verhandlung Argumente vorgebracht, die sich zu stark von den anfänglichen Forderungen unterschieden hätten.

Der belgische Staat reduziert offenbar seinen Anteil an der französischen Bank BNP Paribas deutlich. Die regierungseigene Investmentfirma SFPI-FPIM wolle 33,3 Millionen Anteilscheine verkaufen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg gestern unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente. Das entspricht einem Wert von etwa 2,2 Milliarden Euro.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. März 2023 um 09:05 Uhr im "Update Wirtschaft".