Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Wall Street erholt Neue Zuversicht

Stand: 07.08.2023 22:12 Uhr

An den Aktienmärkten haben sich die Kurse zu Wochenbeginn stabilisiert. Während der DAX kaum verändert schloss, stieg an der Wall Street die Zuversicht.

Nach drei unruhigen Handelstagen sind die New Yorker Börsen erholt in die neue Woche gestartet. Der Leitindex Dow Jones machte seinen Kurseinbruch im Handelsverlauf am Freitag wett und schloss 1,16 Prozent höher.

Auch Technologietitel waren wieder gefragt. Der Nasdaq 100, der die 100 bedeutendsten Technologiekonzerne abbildet, gewann 0,87 Prozent.

Das starke Kreditwachstum in den USA hatte kaum Einfluss auf die Tagestendenz. So wuchs das Volumen der Verbraucherkredite im Juni stärker als von Experten erwartet. Im Vergleich zum Mai habe die Kreditvergabe um 17,9 Milliarden Dollar zugelegt, teilte die US-Notenbank Fed mit. Volkswirte hatten im Schnitt mit 13,0 Milliarden Dollar gerechnet.

Das voraussichtlich wichtigste Konjunkturdatum der Woche bleiben die Inflationsdaten im Juli am Donnerstag. Sie versprechen weiteren Aufschluss über die weitere Geldpolitik der Fed. Die Notenbank hatte die Teuerungsrate mit einer Reihe kräftiger Zinserhöhungen zuletzt auf 3,0 Prozent gedrückt und damit in Sichtweite des Ziels von 2,0 Prozent.

Dank der positiven Tendenz in New York konnte der DAX seine zwischenzeitlichen Verluste wettmachen und schloss mit einem Minus von 0,01 Prozent fast unverändert.

"Die Gemüter der Anleger haben sich nach der verlustreichen Vorwoche etwas beruhigt", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Was die Stabilisierung des Index unterhalb der 16.000-Punkte-Marke wert sei, "dürfte sich erst im weiteren Wochenverlauf zeigen, wenn Mittwoch und Donnerstag eine ganze Reihe von DAX-Unternehmen ihre Bücher öffnen." Noch wichtiger würden wohl die am Donnerstag anstehenden Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten.

Aus der deutschen Wirtschaft kamen erneut schlechte Nachrichten. Die deutsche Industrieproduktion ist im Juni weiter gefallen. Im Vergleich zum Vormonat sank die Gesamtherstellung um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang erwartet, waren aber nur von einem Minus von 0,5 Prozent ausgegangen. Im Jahresvergleich wurde im Juni kalenderbereinigt 1,7 Prozent weniger produziert.

Belastend wirkte im Juni vor allem die Produktion in der Autoindustrie, die um 3,5 Prozent im Monatsvergleich sank. Die Aktivität am Bau fiel ebenfalls schwächer aus.

Die schwachen Industriedaten aus Deutschland ließen den Euro zunächst deutlich unter 1,10 Dollar abrutschen. Am späten Abend notierte die Gemeinschaftswährung wieder knapp über der runden Marke. Stützend wirken die langfristigen Inflationserwartungen für die Eurozone, die weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wahrscheinlich machen. Der für die Geldpolitik wichtige sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward stieg auf 2,6691 Prozent, das höchste Niveau seit mindestens zehn Jahren. Der Wert bedeutet, dass Investoren die Inflation ab 2028 über einen Zeitraum von fünf Jahren bei über 2,66 Prozent erwarten. Damit würde die EZB auch auf lange Sicht ihr Inflationsziel von zwei Prozent verfehlen. Im Juli lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 5,3 Prozent.

Die Ölpreise gingen leicht zurück. Die Nordseesorte Brent kostete am Abend 85,57 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Freitag hatten die Ölpreise noch die sechste Woche in Folge mit Gewinnen abgeschlossen. Das ist die längste Anstiegsphase seit Juni 2022. Vor allem Meldungen über eine Kürzung der Fördermenge durch die wichtigen Ölstaaten Saudi-Arabien und Russland hatten die Notierungen nach oben getrieben.

Der jüngste Rückgang könnte auch mit einem saisonalen Effekt zusammenhängen. "Die Sommerfahrsaison in den USA geht zu Ende", sagte Robert Yawger, Energieexperte der Mizuho Bank in New York. "Und wenn man nicht mehr so viel Benzin braucht, dann braucht man auch nicht mehr so viel Öl."

Tesla hat überraschend einen neuen Finanzchef bekommen. Auf den langjährigen Amtsinhaber Zachary Kirkhorn folgt Vaibhav Taneja, der 2017 zu Tesla kam. Zu Gründen machte der Elektroauto-Hersteller keine Angaben. Kirkhorn war Tesla-Finanzchef seit 2019. Seit Frühjahr 2021 trug er als offiziellen Titel auch die Spaß-Bezeichnung "Master of Coin", die an die Serie "Game of Thrones" angelehnt war. Firmenchef Elon Musk gab sich damals den Titel "Technoking". Kirkhorns Rückzug wirft auch ein neues Licht auf einen Tweet Musks von Wochenende. Der Tesla-Chef schrieb am Sonntag, die ganzen Chef-Positionen in einem Vorstand seien überflüssig. 

PayPal hat sich eine eigene Kryptowährung zugelegt. Das Digitalgeld "PayPal USD" ist an den US-Dollar gekoppelt und soll US-Kunden des Bezahldiensts zur Verfügung stehen. Der sogenannte "Stablecoin" könne zum Preis von einem Dollar je Einheit gekauft und in die US-Währung umgetauscht werden, teilte der Bezahldienst mit. Die Digitalwährung sei unter anderem durch Dollars und kurzfristige US-Staatsanleihen abgesichert. Mit den PayPal-Coins können Nutzer für Einkäufe bezahlen und sie anderen Nutzern schicken. PayPal bietet seinen Kunden bereits die Möglichkeit an, mit einigen anderen Kryptowährungen zu handeln. Technisch basiert PayPal USD auf der Ethereum-Blockchain und werde sich damit leicht in das bestehende Ökosystem von Digitalwährungen integrieren lassen, erklärte das kalifornische Unternehmen.

Im DAX war die Rheinmetall-Aktie der gefragteste Titel. Der Rüstungskonzern kommt im Rennen um die Entwicklung eines Nachfolgers des US-Schützenpanzers Bradley in die Endauswahl. Dabei konkurriert Rheinmetall nur noch mit dem US-Rüstungskonzern General Dynamics. Der Auftrag in den Phasen 3 und 4 des Projekts hat nach Unternehmensangaben ein Volumen von rund 700 Millionen Dollar.

Post darf Briefporto noch nicht erhöhen

Die Deutsche Post darf das Porto für Briefe und Postkarten nicht bereits im kommenden Jahr erhöhen. Die Bundesnetzagentur lehnte einen Antrag das Bonner Konzerns auf eine vorzeitige Portoerhöhung ab. Die Post erwirtschafte im Briefgeschäft mit Privatkunden einen Gewinn, teilte die Bundesnetzagentur zur Begründung mit. Die Briefpreise reichten aus. Die Post sieht das aktuell genehmigte Porto dagegen als zu niedrig an. Der Preis für einen Standardbrief liegt aktuell bei 85 Cent.

Zunächst deutlich im Minus, danach mit Kursgewinnen, dann wieder deutlich tiefer notierte die Aktie von Siemens Energy. Die Probleme bei der spanischen Windkrafttochter Gamesa drücken den DAX-Konzern im laufenden Geschäftsjahr mit rund 4,5 Milliarden Euro in die roten Zahlen. Allein bei Siemens Gamesa dürften 4,3 Milliarden Euro Verlust auflaufen. Händler lobten, dass der Konzern nun endlich die Belastungen durch Gamesa beziffern könne. Der Ausblick sei aber ernüchternd.

Die BioNTech-Aktie sackte auf den niedrigsten Stand seit März 2021 ab. Der Corona-Boom bei dem Biotechunternehmen ist vorbei. Im zweiten Quartal schrieb der Mainzer Konzern einen Nettoverlust von gut 190 Millionen Euro nach einem Gewinn von 1,67 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Der Umsatz brach auf 167,7 Millionen Euro ein, nach 3,2 Milliarden im Vorjahreszeitraum. BioNTech verwies dazu auch auf Abschreibungen bei seinem US-Partner Pfizer auf Lagerbestände des Covid-Impfstoffs Comirnaty, die abgelaufen oder kurz davor waren, das Haltbarkeitsdatum zu überschreiten. Die Nachfrage nach Covid-Impfstoffen ist mit dem Ende der Pandemie eingebrochen. BioNTech konzentriert sich deshalb wieder vermehrt auf seine Krebsforschung, in der die Firma ihre Wurzeln hat. Seinen angepassten Covid-19-Impfstoff will BioNTech voraussichtlich im September auf den Markt bringen.

Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB will sich im Zuge einer Teilübernahme durch den Finanzinvestor KKR nach 22 Jahren von der Börse zurückziehen. KKR kündigte am Morgen ein freiwilliges Übernahmeangebot über 44 Euro je Aktie an, mit dem das Unternehmen mit 768 Millionen Euro bewertet wird. Die Familie Fuchs, die knapp 70 Prozent der Anteile an OHB hält, will ihre Aktien aber behalten. Die OHB-Aktie näherte sich mit einem Plus von über 30 Prozent dem erwarteten Übernahmepreis.

Die Kupferhütte Aurubis hat dank höherer Schmelz- und Raffinierlöhne im dritten Quartal ihres Geschäftsjahres einen Gewinnsprung erzielt. Das Ergebnis vor Steuern legte um 21 Prozent auf 115 Millionen Euro zu, obwohl der Umsatz um 17 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurückging. Der MDAX-Konzern hat auch von einer höheren Kupferprämie und einem gestiegenen Einsatz von Recycling-Material profitiert. Analysten wie Ioannis Masvoulas von Morgan Stanley bemängelten, dass auf bereinigter Basis die Erwartungen verfehlt worden seien. Die Aktie büßte über neun Prozent ein.

Dagegen legte die Aktie von Scout24 im MDAX über fünf Prozent zu. Das vom Unternehmen betriebene Immobilienportal Immoscout24 erhöht trotz der Flaute auf dem Häuser- und Wohnungsmarkt die Erwartungen für das laufende Jahr. Ein Grund dafür ist die jüngste Übernahme des Immobilienbewerters Sprengnetter, der seit Juli zu Scout24 gehört. Deshalb erwartet das Unternehmen nun ein Umsatzwachstum von 15 (bisher zwölf) Prozent. Zudem geht Scout24 nun von einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 18 bis 19 (bisher 13) Prozent aus.

Der Finanzchef des Lkw-Herstellers Daimler Truck, Jochen Goetz, ist tot. Der Manager sei "plötzlich und unerwartet im Alter von 52 Jahren verstorben", hatte der DAX-Konzern am Sonntagabend mitgeteilt. Goetz sei am Samstag bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen. Menschlich wie beruflich sei sein Tod ein riesiger Verlust, sagte Vorstandschef Martin Daum. Goetz war seit Juli 2021 Vorstandsmitglied.

Auch das MDAX-Unternehmen GEA musste einen Todesfall in seiner Führungsriege bekanntgeben. Finanzvorstand Marcus Ketter sei am vergangenen Sonntag im Alter von 55 Jahren unerwartet gestorben, teilte der Anlagenbauer mit. Während seiner Amtszeit habe der Manager den Turnaround des Unternehmens mitgeprägt. Zudem habe er wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen. Ketter war 2019 vom Stahlhändler Klöckner & Co zu GEA gewechselt.

Der Telekomausrüster Adtran Networks (früher Adva Optical) rechnet nach einem soliden zweiten Quartal mit einem schwachen zweiten Halbjahr und hat deshalb die Prognosen gesenkt. "Da sich die Lieferzeiten für Komponenten erheblich verkürzt haben, konzentrieren sich viele Kunden derzeit auf die Optimierung ihrer Lagerbestände, was sich auf die Auftragseingänge auswirkt", teilte das SDAX-Unternehmen mit. Während sich die Adtran-Networks-Aktie recht gut hielt, brach der Kurs der amerikanischen Konzernmutter Adtran Holdings ein.

Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco hat im zweiten Quartal wegen der gefallenen Ölpreise einen Rückgang des Nettogewinns um knapp 38 Prozent auf rund 113 Milliarden Riyal (etwa 27,2 Milliarden Euro) zu verkraften. Auch die Margen im Raffinerie- und Chemiegeschäft seien geschrumpft. Nach der Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022 waren die Öl- und Gaspreise in die Höhe geschossen, danach aber wieder deutlich zurückgegangen.

Der Film "Barbie" hat seit seiner Premiere vor rund zwei Wochen an den Kinokassen weltweit bereits mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt. Für den Streifen seien Tickets für 459 Millionen Dollar in den US-Kinos und für 572 Millionen Dollar in Übersee verkauft worden, teilte eine Tochter des Medienkonzerns Warner Bros. Discovery am Sonntag mit. Damit komme "Barbie" bislang insgesamt auf 1,0315 Milliarden Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 07. August 2023 um 09:00 Uhr.