Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Börsen leicht im Plus Hoffnung stützt die Kurse

Stand: 11.10.2023 22:15 Uhr

Verlangsamt die Fed ihren Zinskurs? Die Hoffnung darauf stützte zur Wochenmitte die Kurse und drängte die Sorgen um den Krieg in Nahost in den Hintergrund.

Eine ganze Reihe von Nachrichten hat zur Wochenmitte die Diskussion um den geldpolitischen Kurs der amerikanischen Notenbank angefacht. Dabei überwog die Hoffnung auf eine moderatere Gangart der Federal Reserve, was die Kurse nach den jüngsten Gewinnen weiter stützte. Der Leitindex Dow Jones schloss mit einem Plus von 0,19 Prozent.

Die Spekulationen um den Zinskurs der Fed drängten die Sorgen um den dramatischen Konflikt in Nahost in den Hintergrund. Zudem gibt es Hoffnungen, dass die nun anlaufende Berichtssaison der Unternehmen zum abgelaufenen dritten Quartal möglicherweise positive Überraschungen bereithält. Die als besonders zinssensitiv geltenden Technologietitel wurden weiter gekauft. Der Nasdaq 100 ging 0,72 Prozent höher aus dem Handel.

Die wichtigste Veröffentlichung war das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der Fed, in dem von unsicheren Wirtschaftsaussichten in den USA und einem vorsichtigeren Vorgehen der Notenbank die Rede war. Zwar ging eine Mehrheit der Teilnehmer des Treffens von einer weiteren Zinsanhebung in diesem Jahr aus. Allerdings könnte diese Botschaft von Mitte September bereits veraltet sein. Denn jüngste Äußerungen ranghoher Notenbanker deuten eher auf unveränderte Zinsen hin. Hintergrund sind die in den letzten Wochen deutlich gestiegenen Kapitalmarktzinsen in den USA, die auf die Wirksamkeit der jüngsten Zinserhöhungen hindeuten.

Die aktuellen Erzeugerpreise aus den USA sorgten allerdings für einen leichten Dämpfer. Sie legten im September um überraschend deutliche 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Das ist der höchste Wert seit April. Am Donnerstag werden die Verbraucherpreise für September veröffentlicht. Experten erwarten einen leichten Rückgang auf 3,6 Prozent, nach 3,7 Prozent im August.

In dem schwierigen Umfeld konnte der deutsche Aktienmarkt an seine gestrige Erholung anknüpfen und noch weiter zulegen. Der deutsche Leitindex DAX schloss 0,24 Prozent höher bei 15.460 Punkten. Damit hält er den zuletzt gewonnenen Abstand zu seinem Anfang der Woche markierten Sechs-Monats-Tief bei 14.948 Zählern.

"Ob die (vorangegangene) Korrektur damit bereits abgeschlossen ist, lässt sich an der Börse zwar nie mit Gewissheit sagen", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. "Aber der überzeugende Sprung um fast dreihundert Punkte nach oben gestern hat zumindest viele Bären vom Parkett verjagt."

Update Wirtschaft vom 11.10.2023

Klaus-Rainer Jackisch, HR, tagesschau24, 11.10.2023 10:00 Uhr

Entlastung für die Aktienmärkte kam vom Ölmarkt. Die Ölpreise fielen deutlich zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete am späten Abend 86,06 Dollar. Die "New York Times" hatte berichtet, dass der Iran laut US-Geheimdienstinformationen von dem Angriff der Hamas auf Israel überrascht wurde. Das könnte die Wahrscheinlichkeit zusätzlicher Sanktionen gegen iranisches Öl verringern und dazu beitragen, dass sich der Konflikt in der ölreichen Region nicht ausweitet.

Der Euro konnte angesichts der Zinsdiskussion um die Fed leicht zulegen. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0613 Dollar und damit etwas höher als gestern. Von seinen Verlusten zu Wochenbeginn hat sich der Euro wieder erholt.

Der Goldpreis kann seine jüngsten Kursgewinne weiter ausbauen. Die Feinunze Gold stieg um 0,8 Prozent auf 1.873 Dollar. Seit dem Großangriff der Hamas auf Israel zog der Goldpreis um rund 40 Dollar an, dabei profitiert das gelbe Edelmetall von seinem Image als "sicherer Hafen".

Die Aktie von ExxonMobil geriet an der Wall Street unter Druck. Der amerikanische Ölriese übernimmt für rund 60 Milliarden Dollar seinen Konkurrenten Pioneer Natural Resources. Das ist die größte Übernahme von Exxon seit 1998, als der Ölriese den Konzern Mobil für 81 Milliarden Dollar schluckte. Einschließlich der Übernahme von Schulden hat die Transaktion einen Gesamtumfang von 64,5 Milliarden Dollar. Mit der Übernahme macht der Ölkonzern deutlich, dass er trotz der Klimakrise auch langfristig auf eine Förderung von Erdöl und Erdgas setzt.

Der Sandalenhersteller Birkenstock ist bei seinem Börsengang in New York nicht gut angekommen. Der erste Kurs wurde bei 41 Dollar festgestellt, elf Prozent unter dem Ausgabepreis von 46 Dollar. Danach ging es noch etwas weiter nach unten. Dabei hatten die den Börsengang begleitenden Banker den Preis überraschend am unteren Ende der Spanne von 44 bis 49 Dollar festgelegt, um bei der Erstnotiz keine Enttäuschung zu erleben. Das Traditionsunternehmen aus Linz am Rhein wurde zum Ausgabepreis mit 8,6 Milliarden Dollar bewertet.

Am deutschen Aktienmarkt stand zur Wochenmitte die FMC-Aktie im Mittelpunkt. Das im MDAX notierte Papier des Dialysespezialisten brach zeitweise um bis zu 24 Prozent ein - so stark wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Hintergrund sind positive Studienergebnisse mit dem Diabetesmittel Ozempic von Novo Nordisk bei Nierenpatienten. Dem JPMorgan-Experten David Adlington zufolge könnte diese Studie Auswirkungen auf die Zahl der Dialysepatienten haben. Auch amerikanische Dialyse-Aktien brachen ein.

Der Kurseinbruch bei der Tochter FMC setzte auch die Papiere des Mutterkonzerns Fresenius massiv unter Druck. Der DAX-Titel stürzte um bis zu 13 Prozent ab, konnte sich dann aber ebenfalls wieder etwas fangen.

Das Diabetesmittel Ozempic von Novo Nordisk wird mit einem Fertigpen unter die Haut gespritzt. Der dänische Konzern testete das Mittel auch in einer klinischen Studie zur Behandlung von Nierenversagen bei Diabetespatienten. Diese Studie brach der Pharmakonzern nun wegen positiver Ergebnisse auf Empfehlung eines unabhängigen Kontrollgremiums vorzeitig ab - fast ein Jahr früher als gedacht. Die Novo-Aktie setzte ihren Aufwärtstrend fort.

Die Aktien der Porsche AG gehörten zu den größten Gewinnern im DAX. Auf einer Analystenkonferenz hat der Sportwagenbauer von positiven Signalen hinsichtlich des Abbaus der Lagerbestände und der durchschnittlichen Verkaufserlöse gesprochen. Zudem sei das Vertrauen in die Jahresziele tendenziell gestärkt worden. Die Bestellungen seien "robust" und die Preise "intakt".

Die Lufthansa soll auf Bitten des Auswärtigen Amts mit mehreren Sonderflügen Deutsche aus Israel holen. Geplant sind nach Angaben des Ministeriums vier Flüge pro Tag jeweils am Donnerstag und Freitag.

Der Biosprithersteller CropEnergies hat angesichts niedrigerer Absatzpreise und geringerer Produktionsmengen im zweiten Geschäftsquartal (bis Ende August) einen Umsatzrückgang um fast ein Drittel auf gut 309 Millionen Euro verzeichnet. Unterm Strich verdienten die Mannheimer gut 16 Millionen Euro und damit über drei Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Die Jahresprognose bestätigte das Management.

Der Auftakt der Berichtssaison in der Luxusgüterbranche ist zum Reinfall geworden. Nach schwachen Zahlen von LVMH verzeichneten Papiere aus dem Sektor empfindliche Verluste. Aktien von Richemont und Hermès standen unter Druck. Die LVMH-Aktie selbst setzte mit einem Minus von über fünf Prozent ihre Korrektur seit den Hochs im Sommer fort.

Nach dem Rekordjahr 2022 hatte sich das Wachstum des französischen Luxusgüterkonzerns in den vergangenen Monaten stärker abgeschwächt als von Experten erwartet. Vor allem die Nachfrage nach Mode und Lederwaren enttäuschte, der Umsatz im Geschäft mit Spirituosen brach ein.

Verluste der Speicherchip-Sparte haben Samsung erneut die Bilanz verhagelt. Der südkoreanische Elektronik-Konzern gab in einer vorläufigen Gewinnmitteilung für das dritte Quartal einen Einbruch des operativen Ergebnisses um 78 Prozent auf 2,4 Billionen Won (1,79 Milliarden Dollar) bekannt. Analysten hatten allerdings mit einem Rückgang um 80 Prozent auf 2,1 Billionen Won gerechnet. Entsprechend positiv reagierte die Aktie.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtet die tagesschau am 11. Oktober 2023 um 12:00 Uhr.