Wall Street New York
marktbericht

Wall Street im Minus Dow-Gewinnserie ist gerissen

Stand: 27.07.2023 22:43 Uhr

Nach starkem Beginn sind die Gewinne an der Wall Street im Verlauf stetig abgebröckelt. Der Leitindex Dow-Jones schloss nach Gewinnmitnahmen erstmals seit 13 Handelstagen wieder im Minus.

Zinshoffnungen, überraschend starke Konjunkturzahlen sowie der Fortgang der Berichtssaison setzten heute die Akzente an der Börse in New York. Dabei ist den großen Wall Street-Indizes nach gutem Beginn im Verlauf die Puste ausgegangen.

Am Ende schloss der Markt leichter. Auch die Technologiebörse Nasdaq, die mit besonders viel Schwung in den Tag gestartet war. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gab am Ende 0,2, der Composite-Index 0,55 Prozent nach.

Auch für den Leitindex Dow Jones reichte es heute nicht. Er ging nach 13 Gewinntagen in Folge erstmals wieder mit einem Verlust von 0,67 Prozent auf 35.282 Punkte aus dem Handel. Eine solche Serie hatte es zuletzt 1987 gegeben. Der marktbreite S&P-500-Index sackte um 0,64 Prozent ab auf 4537 Punkte.

Ein wichtiges Thema war der Nachgang zum gestrigen Zinsentscheid. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hob den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwochabend um einen viertel Prozentpunkt auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent an. Die jetzt vollzogene elfte Zinsanhebung könnte nach Ansicht vieler Experten zugleich die letzte sein.

Dabei sei es "klar, dass die Fed auch nach ihren zahlreichen Zinserhöhungen noch keine Rezession ausgelöst hat", sagte Carol Schleif, Chefanlegerin beim Vermögensverwalter BMO Family Office. "Denn das besser als erwartet ausgefallene Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal spricht für das Szenario einer sanften Landung."

Trotz hoher Zinsen und Inflation läuft die US-Wirtschaft weiterhin überraschend gut, was heute die Märkte überraschte. So legte das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent zu. Befragte Experten hatten nur ein Plus von 1,8 Prozent erwartet. Der wichtige private Konsum erwies sich im Frühjahr erneut als eine tragende Säule des Wachstums, obwohl die Notenbank Fed mit ihren Zinserhöhungen die Kreditkosten hochtrieb: Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben um 1,6 Prozent.

"Das Wachstum zeigt noch keine Ermüdungserscheinungen, obwohl die Fed das Bremspedal kräftig durchgedrückt hat", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG mit Blick auf die Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed. In der zweiten Jahreshälfte dürften zwar die konjunkturellen Bremsspuren sichtbarer werden. "Es sieht aber eher nach einer sanften Landung der US-Wirtschaft aus als nach einer Rezession", sagte Hepperle.

"Die US-Wirtschaft ist derzeit einfach nicht unterzukriegen. In Anbetracht der zahlreichen Indikatoren, die schon seit Längerem eine Rezession nahelegen, ist dies mehr als beachtlich", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. "Dies soll aber nicht heißen, dass es nicht doch noch so kommt."

Angetrieben wurde die Nasdaq auch von guten Meta-Zahlen. Denn das Werbegeschäft beim Facebook-Konzern Meta kommt wieder deutlich in Schwung. Der Umsatz wuchs im vergangenen Quartal um elf Prozent auf knapp 32 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 28,8 Milliarden Euro). Der Gewinn stieg um 16 Prozent auf rund 7,8 Milliarden Dollar. Damit ist der Konzern wieder in Richtung des gewohnten Wachstums unterwegs. Im vergangenen Jahr hatten Konjunktursorgen nach Russlands Angriff auf die Ukraine den Online-Werbemarkt gebremst. Das traf auch den Facebook-Konzern: Der Umsatz schrumpfte drei Quartale in Folge.

Die Meta-Aktie konnte ihre deutlichen Gewinne nach den Geschäftszahlen vom Vorabend nicht behaupten und schloss am Ende bei 311,71 Dollar, immer noch ein Gewinn von 4,4 Prozent. Das Tageshoch hatte bei etwas über 325 Dollar deutlich höher gelegen.

Der US-Chiphersteller Intel hat wegen der mauen Nachfrage im sechsten Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verbucht. Mit 15 Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar fiel das Minus aber nicht ganz so groß aus wie von Analysten befürchtet. Der bereinigte Gewinn halbierte sich auf 13 Cent je Aktie, Analysten hatten hier allerdings mit einem Verlust gerechnet.

Für das laufende Quartal prognostizierte der Dow-Konzern heute nach US-Börsenschluss einen Umsatz zwischen 12,9 und 13,9 Milliarden Dollar sowie einen Gewinn je Aktie von 20 Cent, was ebenfalls beides die Erwartungen der Marktbeobachter übertraf. Im nachbörslichen Handel legten die Aktien acht Prozent zu.

Der Telekomanbieter T-Mobile US will nach einem überraschend guten Quartal im laufenden Jahr eine Schippe drauflegen. So dürfte die Tochter der Deutschen Telekom 2023 zwischen 5,6 und 5,9 Millionen Vertragskunden von sich überzeugen, wie sie am Abend nach Börsenschluss mitteilte. Bislang rechnete T-Mobile-Chef Mike Sievert mit 5,3 bis 5,7 Millionen. Branchenkenner waren allerdings bereits von einer Erhöhung ausgegangen.

Auch beim operativen Ergebnis ohne die Verzerrung durch die Endgeräte-Vermarktung (ber Core Ebitda) wurde der Manager etwas optimistischer. Dabei wirken sich auch die Synergien mit der übernommenen Sprint aus, die sich nun am oberen Ende der bisherigen Spanne von rund 7,5 Milliarden Dollar (6,8 Mrd Euro) einpendeln dürften.

Im zweiten Quartal verdiente T-Mobile US unter dem Strich 2,2 Milliarden Dollar, nachdem im Jahr zuvor hohe Kosten im Zusammenhang mit der Sprint-Fusion das Unternehmen in die roten Zahlen gerissen hatten. Der Umsatz kletterte um 2,8 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar. Bei den Vertragsneukunden verzeichnete T-Mobile US nach Abzug von Kündigungen fast 1,6 Millionen mehr und damit deutlich mehr als von Fachleuten erwartet.

Am Frankfurter Aktienmarkt waren die Anleger heute in Kauflaune. Der DAX baute am Nachmittag seine Gewinne noch merklich aus und schloss bei 16.406 Punkten um 1,7 Prozent höher. Mit dem Sprung über die Marke von 400 Punkten ist das bisherige Jahreshoch bei 16.427 Punkten nur noch ganz knapp entfernt. Gestern hatte der deutsche Leitindex noch im Vorfeld der Zinsentscheidungen der beiden großen Notenbanken Federal Reserve (Fed) und EZB die Marke von 16.000 Punkten getestet. Auch der MDAX, der Index der mittelgroßen Unternehmen, sprang an und ging bei 28.780 Zählern um knapp 1,8 Prozent deutlich höher aus dem Handel.

Zwar halten sich sich sowohl die EZB als auch die Fed weitere geldpolitische Entscheidungen offen, am Markt überwiegt aber die Meinung, dass es sobald keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben wird. Knapp 80 beziehungsweise 60 Prozent der Investoren gehen derzeit davon aus, dass die Zinsen der beiden Notenbanken nun zunächst konstant bleiben. Beide Zinsschritte waren erwartet worden, zudem blieben böse Überraschungen aus, was an der Börse immer gut ankommt.

"Mit dieser Zinserhöhung ist der Job der EZB erstmal getan. Ab jetzt schließt sich das Fenster für weitere Leitzinserhöhungen, denn die Inflation wird im Herbst deutlich sinken", kommentierte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank die jüngste Entwicklung.

Konkret schraubte die EZB im Kampf gegen die hartnäckige Inflation die Zinsen heute erneut nach oben. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen heute in Frankfurt, die Schlüsselsätze um einen Viertel Prozentpunkt anzuheben. Es ist bereits die neunte Erhöhung in Folge.

Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steigt auf 3,75 Prozent von 3,50 Prozent. Die Währungshüter wollen so lange wie erforderlich ausreichend restriktive Zinsen festlegen, um die Inflation zeitnah auf das Ziel von zwei Prozent zu drücken, erklärte der EZB-Rat zum künftigen Kurs.

Aber es gab auch mahnende Stimmen im heutigen Jubel: "Es ist gut, dass sich die EZB die Möglichkeit offen gelassen hat, ihre Zinsen weiter anzuheben", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Ein Einlagensatz von 3,75 Prozent stehe noch nicht für eine ausgeprägt restriktive Geldpolitik, die mit Blick auf die deutlich gestiegenen Inflationserwartungen notwendig sei. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte ebenfalls, es sieht die Chancen für einen konjunkturellen Aufschwung in den Sommermonaten schwinden.

Update Wirtschaft vom 27.07.2023

Stefan Wolff, HR, tagesschau24, 27.07.2023 09:00 Uhr

EZB-Chefin Christine Lagarde hält sich ähnlich wie der Chef der US-Notenbank Federal Resereve (Fed), Jerome Powell, in bester Notenbankermanier alle Optionen offen. Sie erwägt jedoch, beim nächsten Termin gegebenenfalls eine Pause bei den Zinserhöhungen einzulegen. Entschieden werden soll weiter nach Datenlage.

Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach geldpolitischen Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) stark gefallen. Am Nachmittag rutschte die Gemeinschaftswährung ab und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0969 Dollar gehandelt. Am Morgen wurde der Euro noch bei 1,1150 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1125 (Mittwoch: 1,1059) Dollar fest.

Anders als am Aktienmarkt agierten die Investoren am Devisenmarkt damit zurückhaltender. Denn vor allem die Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der EZB hat den Kurs der Gemeinschaftswährung gedrückt. Aus der Stellungnahme der Notenbank zur Zinsentscheidung und den anschließenden Aussagen der EZB-Präsidentin Christin Lagarde konnten Anleger keine klaren Hinweise für die nächste Zinsentscheidung im September entnehmen.

Neben der Spekulation auf ein Ende der Zinserhöhungen wurde der Euro am Nachmittag zudem durch weitere starke US-Konjunkturdaten unter Druck gesetzt. Wöchentliche Kennzahlen vom Arbeitsmarkt waren überraschend robust und Daten zum Auftragseingang unerwartet stark ausgefallen.

Der Versorger Eon hat im ersten Halbjahr von der Beruhigung des Energiemarkts profitiert und erhöht seine Prognose für das laufende Jahr. Die Beschaffungskosten sanken. Der bereinigte Konzernüberschuss legte von 1,4 Milliarden auf 2,3 Milliarden Euro zu, wie Eon anhand vorläufiger Zahlen nach Börsenschluss in Essen mitteilte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg von 4,1 Milliarden auf 5,7 Milliarden Euro. Die ausführlichen Zahlen will Eon am 9. August vorlegen.

Eon erwartet nun für dieses Jahr ein Ebitda von 8,6 Milliarden bis 8,8 Milliarden Euro. Die bisherige Prognose lautete 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Auch für die Bereiche Energienetze und Kundenlösungen zeigte sich Eon optimistischer. Der bereinigte Konzernüberschuss soll 2,7 bis 2,9 Milliarden erreichen, hier hatte Eon bislang 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Volkswagen hat das operative Ergebnis im zweiten Quartal dank abnehmender Lieferengpässe kräftig gesteigert, ist wegen der unsicheren Konjunktur bei seiner Absatzprognose aber vorsichtiger geworden. Das operative Ergebnis legte um fast ein Viertel auf 5,6 Milliarden Euro zu. Der Umsatz kletterte um 15,2 Prozent auf gut 80 Milliarden Euro. Weltweit lieferte der Konzern im Zeitraum April bis Juni 2,3 Millionen Fahrzeuge aus, 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Beim Absatz geht das Management für das Gesamtjahr nun aber von einer Spanne zwischen neun und 9,5 Millionen Fahrzeugen aus statt der bisher in Aussicht gestellten 9,5 Millionen Einheiten. Die Aktie gehörte zu den größten Verlierern im DAX.

Der Autobauer Mercedes-Benz hat dank des guten Laufs bei Lieferwagen und Pkw im vergangenen Quartal auch unter dem Strich mehr Gewinn gemacht. Das Konzernergebnis stieg im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 3,64 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern legte im zweiten Quartal um 6 Prozent auf 5,21 Milliarden Euro zu. Den Umsatz steigerte der Autobauer dank eines besseren Absatzes um 5 Prozent auf 38,2 Milliarden Euro.

Der Industriegase-Konzern Linde wird für das laufende Jahr auch dank seiner Sparbemühungen erneut zuversichtlicher. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 2023 nun auf 13,80 bis 14,00 US-Dollar zulegen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Guildford bei London mitteilte. Zuvor hatte Linde hier 13,45 bis 13,85 Dollar im Visier. 2022 hatte Linde einen bereinigten Gewinn je Aktie von 12,29 Dollar ausgewiesen.

Im zweiten Quartal legte das Ergebnis um 15 Prozent auf 3,57 Dollar je Aktie zu. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um drei Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar zurück. Auf vergleichbarer Basis legten die Erlöse dank Preiserhöhungen um sechs Prozent zu. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 1,6 Milliarden Dollar nach 372 Millionen Dollar im Vorjahr. Im Vorjahr hatte unter anderem eine Wertminderung im Zusammenhang mit der Entkonsolidierung des Russland-Geschäfts das Ergebnis belastet.

Linde hatte sich als bis dahin wertvollster Konzern im Dax Anfang des Jahres von der Frankfurter Börse zurückgezogen. Seitdem hat das Unternehmen die New York Stock Exchange als Hauptbörse. Dies ist eine Folge der Übernahme des US-Konzerns Praxair. Lindes Rückzug aus Frankfurt wurde als eine herbe Niederlage für den deutschen Finanzmarkt gewertet.

Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials (früher Heidelbergcement) wird nach einem Ergebniszuwachs im zweiten Quartal optimistischer für das laufende Jahr. "Wir haben das erste Halbjahr 2023 mit einem guten Ergebnis abgeschlossen", sagte Konzernchef Dominik von Achten am Donnerstag in Heidelberg. Preiserhöhungen hätten vor allem die Kosteninflation ausgleichen können. Auch in einem schwächeren Marktumfeld mit zum Teil deutlich rückläufigen Verkäufen habe sich das DAX-Unternehmen gut behauptet. Für das zweite Halbjahr sei der Vorstand weiter zuversichtlich und hebe daher den Ausblick für 2023 nochmals kräftig an.

Das operative Quartalsergebnis (Ebitda) habe zwar nur knapp über der bereits zurückgekommenen Konsensschätzung und ihrer Prognose gelegen, der angehobene Ausblick für das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) jedoch sei "eine klar positive Überraschung", kommentierte Jefferies-Analystin Glynis Johnson. Sie hatte daher schon vor dem Börsenstart erwartet, dass die Aktie trotz des sogar schon seit Herbst 2022 starken Laufs weitere Aufwärtsimpulse bekommen dürfte. Schaut man auf die vergangenen rund zehn Monate, beläuft sich das Plus des Paiers auf rund 85 Prozent.

Ein optimistischerer Ausblick und prall gefüllte Auftragsbücher hat die Aktien von Aixtron heute auf ein Hoch seit dem Jahr 2000 getrieben. Die Aktie des Chip-Anlagenbauers stieg im MDAX fast 13 Prozent und führte damit den Index an.

Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies schrieb in einer ersten Einschätzung von einem starken Zahlenwerk für das zweite Quartal des Chip-Ausrüsters. So liege der Auftragseingang um acht Prozent über der Markterwartung. Die höheren Jahresziele des Unternehmens für 2023 lägen noch über ihren Annahmen und seien Ausdruck der gegenwärtig starken Geschäftslage.

Nach einer längeren Durststrecke - unterbrochen nur durch den gescheiterten Übernahmeversuch durch ein chinesisches Unternehmen - profitiert Aixtron nun schon eine Weile von der wachsenden Nachfrage nach Maschinen zur Herstellung moderner, energieeffizienter Halbleiter auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid.

Der Wirkstoffforscher Evotec rechnet infolge eines Hackerangriffs mit einer deutlich schlechteren Entwicklung seiner Geschäfte. Sowohl für Umsatz als auch dem operativen Ergebnis kappte der Konzern seine Prognosen. So soll der Jahresumsatz nur noch bei 750 bis 790 Millionen Euro liegen, wie das im MDAX notierte Unternehmen nach Börsenschluss in Hamburg mitteilte. Das wäre im schlechtesten Fall nur noch etwa so viel wie im Jahr zuvor. Bislang standen 820 bis 840 Millionen Euro auf dem Zettel.

Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) peilt das Management einen deutlichen Rückgang auf 60 bis 80 Millionen Euro an. 2022 hatte Evotec noch knapp 102 Millionen Euro gemeldet und wollte im laufenden Jahr 115 bis 130 Millionen Euro erzielen. Evotec hatte wegen der durch den Cyberangriff verzögerten Veröffentlichung des testierten Geschäftsberichts für 2022 den MDax verlassen müssen, durfte aber zeitnah zurückkehren.

Prall gefüllte Orderbücher haben den Chip-Anlagenbauer Aixtron zuversichtlicher gestimmt. Der Vorstand hob seine Prognose für 2023 an und erwartet nun einen Umsatz zwischen 600 und 660 Millionen Euro statt 580 bis 640 Millionen. Beim Auftragseingang rechnet die Firma mit 620 bis 700 Millionen Euro statt mit 600 bis 680 Millionen. Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll indes unverändert 25 bis 27 Prozent erreichen. Im ersten Halbjahr stiegen die Bestellungen um zwölf Prozent auf 317,7 Millionen Euro und der Umsatz um 31 Prozent auf 250,7 Millionen Euro. Das Ebit schnellte um 53 Prozent auf 48,1 Millionen Euro.

Der Augsburger Immobilieninvestor Patrizia gibt die Hoffnung auf eine Erholung des Marktes und mehr Transaktionen in der Branche noch in diesem Jahr auf. Auch im zweiten Halbjahr sei nur mit moderaten Investments zu rechnen, erklärte das SDAX-Unternehmen am Agbend. Das zieht sowohl das verwaltete Vermögen (Assets under Management) als auch - über die Transaktionsgebühren - das operative Ergebnis (Ebitda) in Mitleidenschaft.

Patrizia geht deshalb für 2023 von einem erneuten Rückgang des Ebitda auf 50 bis 70 (2022: 78,9) Millionen Euro aus. Bisher hatte der Vorstand im besten Fall noch auf 90 Millionen Euro gehofft. Auch das verwaltete Vermögen dürfte mit 57 bis 62 (59,1) Milliarden Euro allenfalls leicht zulegen. Bisher hatte Patrizia 60 bis 65 Milliarden Euro erwartet.

Eine starke Nachfrage nach Make-up und Hautpflegeprodukten hat den französischen Kosmetikkonzern L'Oreal im zweiten Quartal weiter angetrieben. Der Umsatz stieg um knapp 10 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Abend in Paris mitteilte. Auf vergleichbarer Basis und bereinigt um Währungseffekte belief sich der Anstieg auf 13,7 Prozent und fiel damit zwei Prozentpunkte höher aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Besonders stark zog das Geschäft in Europa und Lateinamerika an. In China verzeichnete der Konzern nach eigenen Angaben eine starke Erholung der Nachfrage.

Für das gesamte erste Halbjahr steht bei L'Oreal damit ein Umsatzplus von zwölf Prozent auf 20,6 Milliarden Euro zu Buche. Das operative Ergebnis legte in diesem Zeitraum um fast 14 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro zu. Der Überschuss wuchs lediglich um 4 Prozent auf fast 3,4 Milliarden Euro. L'Oreal-Chef Nicolas Hieronimus zeigte sich zuversichtlich, dass der Konzern Umsatz und Gewinn in diesem Jahr weiter steigert. Im zweiten Halbjahr will L'Oreal zudem ein Aktienrückkaufprogramm starten, das bis zu 500 Millionen Euro umfassen soll.

Nestlé ist im ersten Halbjahr erneut deutlich gewachsen. Organisch ging der Umsatz des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns um knapp neun Prozent auf 46,3 Milliarden Schweizer Franken hoch. Mit 9,5 Prozent geht das Wachstum vollständig auf Preiserhöhungen zurück. Mengenmäßig hat das Unternehmen, das zum Beispiel Kitkat-Schokolade, Purina-Hundefutter oder Nespresso-Kaffee herstellt, hingegen 0,8 Prozent weniger verkauft.

Im Kino ist "Barbie" ein Hit, für den Hersteller Mattel muss sich das noch auszahlen. Im zurückliegenden Quartal von April bis Juni gingen Umsatz und Gewinn im Vorjahresvergleich zurück. Der Absatz von Barbie-Puppen sank um sieben Prozent - laut Finanzchef Anthony DiSilvestro, weil vor dem Filmstart dafür kaum noch Werbung gemacht wurde. Der Umsatz sank um zwölf Prozent im Vorjahresvergleich auf 1,1 Milliarden Dollar (987 Millionen Euro). Der Gewinn brach um 59 Prozent auf 27,2 Millionen Dollar ein.

Mastercard profitiert trotz hoher Inflation von weiterhin ausgabefreudigen Kunden. Der US-Kreditkartenanbieter wies heute für das zweite Quartal einen kräftigen Gewinnanstieg um 21 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar aus. Vor Einmalkosten verdiente der New Yorker Finanzkonzern von April bis Juni 2,89 Dollar je Aktie und damit mehr als von Experten erwartet. Die Einnahmen legten um 14 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar zu. Damit zeigten sich die Mastercard-Kunden mit ihren stabilen Ausgaben vergleichsweise unbeeindruckt von der hartnäckig hohen Inflation, den steigenden Zinsen und den unsicheren Wirtschaftsaussichten.

Dennoch herrscht in der Branche eine gewisse Vorsicht. Beim Rivalen Visa war der Quartalsgewinn zwar zuletzt so gering gestiegen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Vor Sonderposten verzeichnete der US-Konzern aber immer noch ein Plus von sieben Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. American Express verdiente zwar wie Mastercard mehr als erwartet. Das Unternehmen sah aber kürzlich trotz rekordhoher Ausgaben seiner Kreditkarten-Nutzer von einer Anhebung der Jahresziele ab

Die Aktie von Ebay gerät nach einer Prognose unter den Analystenerwartungen stark unter Druck. Die Papiere des kalifornischen Online-Marktplatz-Betreibers rauschen um 10,5 Prozent in den Keller. Das Unternehmen peilt für das dritte Quartal einen Gewinn zwischen 0,96 und 1,01 Dollar pro Aktie an. Befragte Experten erwarteten im Schnitt 1,02 Dollar. Die Börsianer machten sich Sorgen um die Auswirkungen der zuletzt erhöhten Investitionsausgaben des Branchenpioniers auf seine Profitabilität, sagte Tom Forte, Analyst des Vermögensverwalters D.A. Davidson.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Juli 2023 um 09:05 Uhr in der Börse.