Bullenfigur auf einem Monitor im Handelssaal der Frankfurter Börse
marktbericht

Ruhiger Handel an "Thanksgiving" DAX nur kurz über 16.000 Punkten

Stand: 23.11.2023 18:29 Uhr

Der DAX ist heute auf den höchsten Stand seit Ende August gestiegen. Was die leichten Kursgewinne wirklich wert sind, wird sich aber erst morgen zeigen, wenn die US-Anleger wieder ins Geschehen eingreifen.

Wenn die US-Anleger den Feiertag "Thanksgiving" begehen, ist am deutschen Aktienmarkt traditionell wenig los. In Abwesenheit der Weltleitbörse in New York fand in Frankfurt heute ein ruhiger, umsatz- und bewegungsarmer Handel statt. Gerade einmal 47 Punkte betrug die Handelsspanne im DAX. Zum XETRA-Schluss stand nur ein kleines Plus von 0,2 Prozent auf 15.995 Punkte.

Immerhin: Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist intakt, davon zeugt auch das neue Hoch bei 16.005 Punkten, auf das der DAX im Handelsverlauf gestiegen ist. So hoch notierte der deutsche Leitindex seit Ende August nicht mehr. Doch das neue Hoch ist mit Vorsicht zu genießen, hat der DAX die Marke von 16.000 Punkten doch noch nicht nachhaltig bezwungen.

Diese Marke ist nicht nur psychologisch bedeutsam: Hier verlaufen auch die Hochs vom August/September, an dieser Stelle hat der deutsche Leitindex zuletzt also mehrfach wieder nach unten gedreht. Die 16.000-Punkte-Marke stellt somit einen ernstzunehmenden Widerstand dar.

Update Wirtschaft vom 23.11.2023

Melanie Böff, HR, tagesschau24, 23.11.2023 09:00 Uhr

Wie es am deutschen Aktienmarkt weitergeht, das dürfte sich morgen entscheiden, wenn die US-Anleger wieder ins Geschehen eingreifen und die Weltleitbörse in New York Impulse für den DAX-Handel liefert. Heute blieb die Wall Street wegen des Feiertags Thanksgiving geschlossen. Morgen sind die Handelszeiten in den USA verkürzt, dann schließen die US-Börsen schon um 19 Uhr MEZ.

Von Konjunkturseite kamen heute positive Signale für den Aktienhandel. So hat sich die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone - gemessen am Einkaufsmanagerindex von S&P Global - im November überraschend deutlich verbessert. Ökonomen rechnen dennoch mit einem Abrutschen der Euro-Wirtschaft in eine Rezession. Das dürfte wiederum den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhen, ihre Leitzinsen zu senken.

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins deutlicher als erwartet angehoben. Der Leitzins steigt um 5,0 Prozentpunkte auf 40,0 Prozent, wie die Notenbank in Ankara nach ihrer geldpolitischen Sitzung mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Erhöhung um 2,5 Prozentpunkte gerechnet. Es war die sechste Zinserhöhung in Folge. Die türkische Lira zeigte sich davon allerdings kaum beeindruckt und verharrte nahe ihrer Rekordtiefs zu Dollar und Euro.

Der Euro hat die Marke von 1,09 Dollar, die er gestern noch hatte preisgeben müssen, wieder zurückerobert. Der Goldpreis blieb derweil unter der viel beachteten Marke von 2.000 Dollar in Lauerstellung. Die Feinunze Gold tendierte bei 1.991 Dollar seitwärts.

Am Ölmarkt blieben die Preise unter Druck. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel um 1,2 Prozent auf 81,01 Dollar. Hintergrund des Preisverfalls ist das verschobene Treffen der OPEC+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören.

Die nun erst für den 30. November terminierten Beratungen sorgten für Spekulationen, dass die erwarteten Produktionskürzungen der OPEC+ geringer ausfallen könnten als gedacht.

Rüstungswerte zählten heute zu den Verlierern am deutschen Aktienmarkt. Im DAX standen Aktien von Rheinmetall unter Druck, im MDAX wurden Hensoldt-Papiere verkauft. Als Auslöser der Kursschwäche galt ein Bericht in der "Augsburger Allgemeine", wonach das Bundesfinanzministerium das Verteidigungsministerium mit einer Sperre für Mittel aus dem Sondervermögen Bundeswehr belegt habe. Die Ministerien dementierten diese Lesart jedoch.

Aktien von SAP konnten dagegen 1,0 Prozent zulegen. Sie reagierten damit auf die Nachricht, dass die Deutsche Börse im Frühjahr die sogenannte Kappungsgrenze für die DAX-Indizes von zehn auf 15 Prozent anheben will. SAP hat derzeit mit etwas mehr als zehn Prozent die höchste Gewichtung im Leitindex. Eine Anhebung der Kappungsgrenze würde der Aktie also mehr Spielraum geben.

Mit einer gemeinsamen Förderzusage des Bundeswirtschaftsministeriums und des Landes Rheinland-Pfalz ist der Chemiekonzern BASF der Erzeugung von CO2-freiem Wasserstoff nähergekommen. Bund und Land unterstützen das Projekt mit bis zu 124,3 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme der Wasserelektrolyse, betrieben mit Strom aus Erneuerbaren Energien, planen BASF und Siemens Energy im Jahr 2025.

Nach dem angekündigten Ende für das Continental-Werk in Gifhorn erhalten bis zu 100 Beschäftigte eine Perspektive bei Siemens Mobility in Braunschweig. Eine entsprechende Absichtserklärung sei von beiden Unternehmen unterzeichnet worden, teilte Siemens Mobility heute während der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen in Braunschweig mit.

Der Pharmakonzern Bayer hat an seinem Standort in Berlin eine neue Produktionsanlage mit Investitionskosten von 130 Millionen Euro in Betrieb genommen. Herzstück ist eine automatisierte und robotergesteuerte Abfüllanlage. Produziert werden sollen mit der Anlage künftig Medikamente für Bereiche mit hoher medizinischer Nachfrage wie etwa die Augenheilkunde oder die Onkologie.

Einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) zufolge ist Mercedes-Benz der profitabelste Autokonzern weltweit. Mit einer Marge von 13,0 Prozent führen die Stuttgarter vor Toyota (12,6 Prozent) und BMW (11,3 Prozent) das Ranking der profitabelsten Autokonzerne an. Weltweit haben die Autobauer im dritten Quartal neue Bestwerte bei Umsatz und Gewinn erreicht.

Der Einstieg des Finanzinvestors Paul Singer bei Synlab hat die Aktien des Labordienstleisters auf den höchsten Stand seit zehn Monaten getrieben. Laut einer Stimmrechtsmitteilung sicherte sich Singer über seine Investmentgesellschaft Elliott direkt und indirekt Zugriff auf 6,5 Prozent der Synlab-Anteile. Singer dürfte nun anstreben, bei der Komplettübernahme von Synlab durch den Großaktionär Cinven einen höheren Preis herauszuschlagen.

Der Schweizer Großreeder und Hapag-Lloyd-Rivale MSC kommt mit seinem geplanten Einstieg beim Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA voran. Die Mediterranean Shipping Company (MSC) teilte mit, dass dem Unternehmen und der Freien und Hansestadt Hamburg nach Abschluss der ersten Annahmefrist zusammen 86,23 Prozent der HHLA-Anteile zugerechnet würden. Der weltgrößte Reeder und die Stadt Hamburg hatten sich bereits vorab darauf geeinigt, die HHLA unter sich aufzuteilen.

Nach Gewinneinbrüchen in diesem Jahr rechnet die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd auch in den kommenden Quartalen mit großen Herausforderungen im weltweiten Containertransport. Erwartet werden eine gedämpfte Nachfrage, mehr Schiffskapazitäten und Preisdruck, wie es in einer Präsentation von Vorstandschef Rolf Habben Jansen hieß. Die Kapazität der Branche werde bis 2024 die Nachfrage übersteigen, was ein "aktives Kostenmanagement" unumgänglich mache.

Tesla-Chef Elon Musk hat sich erstmals zu den Streiks gegen seine Firma in Schweden geäußert. Es sei "irre", dass wegen der Streik-Unterstützung von Postbeschäftigten die Lieferung von Kennzeichen für Neuwagen ausbleibe, schrieb Musk im Kurznachrichtendienst X. Mitarbeiter der Post hatten sich Anfang der Woche der Streikbewegung gegen Tesla angeschlossen. Die Industriegewerkschaft IF Metall will einen Tarifvertrag bei dem Unternehmen durchsetzen.

Die 54.000 geprellten Anleger der insolventen P&R-Container-Investmentfirmen sollen fünf Jahre nach der Pleite eine dritte Abschlagszahlung in Höhe von 200 Millionen Euro bekommen, wie Insolvenzverwalter Michael Jaffé heute mitteilte. Damit erhöht sich die Gesamtsumme der bislang an die Gläubiger gezahlten Gelder nach Angaben des Rechtsanwalts auf 544 Millionen Euro.

Die P&R-Gesellschaften hatten ihren Kunden 1,6 Millionen Seefrachtcontainer als Geldanlage mit hohem Renditeversprechen verkauft. Nach der Insolvenz 2018 stellte sich heraus, dass nur 618.000 dieser Container auch tatsächlich existierten - der Rest war frei erfunden. Die Gläubiger haben insgesamt Forderungen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro angemeldet.