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Marktbericht

Tech-Aktien gefragt Die Nasdaq holt auf

Stand: 11.11.2022 22:14 Uhr

Bei nachlassenden Zinsängsten waren vor allem die hochbewerteten Tech-Aktien an der Wall Street wieder gefragt. Die zuletzt gebeutelte Nasdaq machte kräftig Boden gut.

An der Wall Street war es heute der Tag der Technologieaktien. Sie hatten zuletzt stark unter der Aussicht auf eine weiterhin sehr restriktive Geldpolitik gelitten, denn hohe Zinsen schmälern den heutigen Wert der erwarteten hohen Gewinne in der Zukunft.

Während die Anleger im Standardwertesegment eine Verschnaufpause einlegten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq wie schon am Tag zuvor deutlich bergauf. Die US-Aktienmärkte hatten am Donnerstag nach besser als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten den stärksten Anstieg seit Anfang 2020 verzeichnet.

Der Nasdaq-Composite-Index schloss bei 11.323 Punkten, ein Tagesgewinn von 1,88 Prozent. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 machte kräftig Boden gut und rückte um 1,82 Prozent auf 11.817 Zähler vor.

Der zuletzt erfolgsverwöhnte Leitindex der Standardwerte, der Dow Jones Industrial Index, ging hingegen am Ende bei 33.747 Zählern nur leicht 0,1 Prozent höher aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index, der sowohl Technologie- als auch Standardwerte enthält, kletterte um 0,92 Prozent auf 3992 Punkte.

Gesucht waren neben Tech- auch China-Aktien, die von der Aussicht auf Corona-Lockerungen profitierten. Auch die Ölpreise profitierten merklich von der leichten Lockerung der Corona-Regeln in China. Ein Barrel (159 Liter) der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,3 Prozent. Dies sorgt bei den Ölwerten an der Wall Street für Kursgewinne.

Für Aufsehen sorgte die Pleite der Kryptobörse FTX. Denn die angeschlagene Kryptobörse FTX ist offiziell zahlungsunfähig. Der Konzern von Tech-Unternehmer Sam Bankman-Fried beantragte nach eigenen Angaben vom Freitag Gläubigerschutz in den USA. Bankman-Fried gab zudem seinen Rücktritt als Chef bekannt.

Am Vorabend hatte bereits die Wertpapieraufsicht der Bahamas bekanntgegeben, bestimmte Vermögenswerte von FTX eingefroren und einen Insolvenzverwalter für die Abwicklung beantragt zu haben. Das internationale Geschäft des Konzerns ist auf den Bahamas ansässig. Das US-Verfahren nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts betrifft dem Konzern zufolge unter anderem die amerikanische Kryptobörse FTX US und 130 weitere Firmen, die zusammen die FTX Group bilden. Der Bitcoin, die größte und bekannteste Krypto-Währung gab heute deutlich nach.

Eine bemerkenswerte Aktienwoche endete für den DAX mit einem weiteren Tagesgewinn von 0,56 Prozent auf 14.224 Punkte. Auch wenn es heute im Vergleich zum Vortag etwas ruhiger zuging, bleiben Aktien bei den Anlegern vorerst stark gefragt.

Gestern war der DAX nach besser als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen mit viel Schwung über die Marke von 14.000 Punkten gestiegen. Auf Wochensicht kommt der DAX damit auf ein dickes Plus von 5,7 Prozent. Größere Gewinnmitnahmen waren nach der "Kaufpanik" vom Vortag ausgeblieben,

"Das Zinsgespenst hat Reißaus genommen", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets. Nach einer überraschend stark auf 7,7 Prozent gesunkenen US-Inflation gehen Anleger von einem gedrosselten Zinstempo der Notenbanken aus

Mit Blick auf die Charttechnik hat der DAX durchaus noch weiteres Aufwärtspotenzial, haben die deutschen Standardwerte doch dank des gestrigen Kurssprungs die wichtige 200-Tage-Linie (aktuell bei 13.602 Punkten) klar hinter sich lassen können. Das erhöht die Chance auf Kursgewinne in der mittel- bis langfristigen Perspektive. Anleger, die bislang abwartend an der Seitenlinie gestanden haben, strömen seit gestern wieder verstärkt in den Markt.

Update Wirtschaft vom 11.11.2022

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24

Nach einer Rally von mittlerweile mehr als 2000 Punkten seit Ende September fragt sich so mancher Anleger, wie es weiter gehen könnte. Nach dem Satz über die Marke von 14.000 Punkten sehen Strategen für den DAX in der neuen Börsenwoche noch Luft nach oben. Denn an den Kapitalmärkten steigt die Hoffnung, dass der Höhepunkt der geldpolitischen Straffungen der US-Notenbank Fed bald erreicht sein wird.

"Auch wenn nicht alle Probleme aus der Welt geschafft wurden und vor allem geopolitische Risikofaktoren bleiben, ist damit vorerst eine weitere Stabilisierung an den internationalen Kapitalmärkten wahrscheinlich", sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Die Anleger blickten offensichtlich durch die akuten Krisen und Rezessionserwartungen für das Winterhalbjahr hindurch und haben den ab Frühjahr 2023 zu erwartenden konjunkturellen Aufschwung im Blick.

Neben den abnehmenden Zinsrisiken an der US-Weltleitbörse sorgten auch Nachrichten aus China für Unterstützung, dass Corona-Beschränkungen gelockert werden. Dies ist vor allem für die heimische Börse wichtig, ist China doch für viele Unternehmen mittlerweile der größte Markt.

Die Börse Shanghai stieg 1,7 Prozent, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 2,8 Prozent. Die Börse in Hongkong legte 7,7 Prozent zu und verbuchte den größten Tagesgewinn seit März. Die Landeswährung Yuan erreichte ein Sieben-Wochen-Hoch.

Experten mahnten aber, dass die Maßnahmen nur schrittweise erfolgen würden und eine weitgehende Öffnung wohl noch in weiter Ferne liege. "Einige Interpretationen sind zu optimistisch", sagte Bruce Pang, Chefökonom beim Immobilienberater Jones Lang Lasalle.

Der Euro hat am Freitag seine Kursgewinne vom Vortag ausgebaut. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0322 Dollar und stieg damit auf den höchsten Stand seit Mitte August. Im frühen Handel hatte der Euro unter 1,02 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0308 (Donnerstag: 0,9954) Dollar fest.

Die Gemeinschaftswährung feiert damit zumindest kurzfristig ein Comeback. Sie profitiert von der Aussicht auf niedrigere Zinsanhebungen durch die Fed, was umgekehrt den Dollar schwächt.

Nicht zum Euro, auch zu anderen Währungen stand der Dollar vor dem Wochenende unter Druck. Gegenüber dem japanischen Yen, der in den vergangenen Monaten erheblich an Wert verloren hat, fiel der Dollar erstmals seit zwei Monaten wieder unter 140 Yen.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im November derweil stärker als erwartet eingetrübt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima sank zum Vormonat um 5,2 Punkte auf 54,7 Punkte, wie die Universität am Freitag laut einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 59,5 Punkte gerechnet.

Die Hoffnung auf moderatere Zinserhöhungen hat heute vor allem bei Technologie-Werten eine Rally losgetreten. Im DAX waren mit Zalando ein Online-Händler besonders stark gefragt. Die Zalando-Aktie baute ihre Gewinne aus und stieg fast 13 Prozent. Bereits gestern war die Aktie schon über 13 Prozent haussiert. Seit Mittwoch haben die Papiere damit rund 26 Prozent hinzugewonnen.

In der laufenden Berichtssaison hat heute aus dem DAX der LKW-Bauer Daimler Truck endgültige Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Eckdaten zum Geschäft zwischen Juli und September hatte Daimler schon im Oktober vorgelegt, da die Ergebnisse teils deutlich über den Erwartungen am Aktienmarkt gelegen hatten. Dabei hatte der Konzern mit Hauptsitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart auch die Jahresziele angehoben.

Das im vergangenen Dezember vom damaligen Mutterkonzern Daimler - heute Mercedes-Benz - abgespaltene Unternehmen will den Schwung im vierten Quartal aufrechterhalten und möglichst viele bestellte Fahrzeuge an die Kunden ausliefern.

Das Abschneiden insbesondere der vor allem in Europa präsenten Lkw-Marke Mercedes-Benz sei beeindruckend, schrieb Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Das dritte Quartal könnte als Wendepunkt angesehen werden

Der Volkswagen-Konzern hat im Oktober mehr Fahrzeuge verkaufen können als im schwachen Vorjahresmonat. So stiegen die Auslieferungen um rund 15 Prozent auf 691.800 Fahrzeuge. Wegen des schwachen ersten Halbjahrs steht aber nach den ersten zehn Monaten bis dato ein Rückgang von fast 11 Prozent auf 6,75 Millionen Fahrzeugen zu Buche.

Aktien von United Internet können anfängliche Kursgewinne nicht halten und sind am Nachmittag ins Minus gerutscht. Angefeuert wurden die Papiere am Morgen, Händler verwiesen auf Medienberichte, wonach die Börsenpläne für die Webhosting-Tochter Ionos vorankomme. Die Agentur Bloomberg berichtete, dass Konsortialbanken für den IPO ausgewählt worden seien. Als Bewertung würden rund vier Milliarden Euro angepeilt.

Hohe Belastungen im Netzgeschäft sowie die strauchelnde Gas-Tochter VNG lassen den Energieversorger EnBW von seinen Jahreszielen abrücken. Im vierten Quartal seien deutlich höhere Belastungen und Aufwendungen zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit zu erwarten. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) erwartet das Management nun, im besten Fall lediglich knapp das Vorjahresergebnis erreichen zu können.

Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper hat für den 19. Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung angesetzt. Uniper hatte Ende Oktober den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals angezeigt. Aktienrechtlich zieht dies die Pflicht zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nach sich.

Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hat sich im Oktober ein weiteres Stück von der Corona-Krise erholt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte gut 4,9 Millionen Fluggäste und damit etwa 45 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag das Passagieraufkommen dank der Herbstferien noch etwas höher als im September, aber noch gut 23 Prozent niedriger als vor der Pandemie im Oktober 2019.

Der Apple-Zulieferer Foxconn will Insidern zufolge seine iPhone-Kapazitäten in Indien deutlich ausbauen, um die Produktionsprobleme in China auszugleichen. Der in Taiwan ansässige Konzern plane, seine Belegschaft in dem 2019 eröffneten Werk in Indien innerhalb von zwei Jahren auf 70.000 zu vervierfachen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Regierungsbeamte in Indien.

Beim Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont (Cartier, Piaget, IWC, Jaeger LeCoultre) hat im ersten Halbjahr 2022/23 eine milliardenschwere Goodwill-Abschreibung zu einem hohen Verlust geführt. Die Umsätze von Schmuck und Uhren legten dagegen kräftig zu. Für das im September abgeschlossene Halbjahr steht ein Reinverlust von 766 Millionen Euro zu Buche.

Twitter steckt zwei Wochen nach der Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk in schweren Turbulenzen. Musk schloss bei einem Auftritt vor Mitarbeitern eine Insolvenz des Dienstes nicht aus. Die Vergabe von Verifikations-Häkchen an Abo-Kunden ohne Prüfung hatte ein Chaos mit täuschend echt aussehenden Fake-Accounts ausgelöst.

Der Internet-Riese Amazon stellt einem Zeitungsbericht zufolge unprofitable Sparten auf den Prüfstand. Zur Debatte stehe auch die Geräte-Sparte, zu der der Sprachassistent Alexa gehört, berichtete das "Wall Street Journal". Allein diese Sparte des weit verzweigten Konzerns habe zuletzt einen operativen Jahresverlust von mehr als fünf Milliarden Dollar gemacht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. November 2022 um 09:00 Uhr.