Blick auf Leerrohre vor dem offiziellen Spatenstich für den Bau der Erdkabeltrasse A-Nord.

Vom Emden nach Nordrhein-Westfalen Bau von neuer Stromtrasse gestartet

Stand: 23.10.2023 16:17 Uhr

Windkraft von der Nordsee für Nordrhein-Westfalen: In Emden hat der Bau der Erdkabeltrasse A-Nord begonnen. Ab 2027 soll sie zwei Gigawatt Übertragungskapazität bereitstellen.

Spatenstich für ein wichtiges Projekt der Energiewende: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sowie die Landespolitiker Olaf Lies (SPD) und Christian Meyer (Grüne) haben zusammen mit dem Netzbetreiber Amprion im niedersächsischen Meppen den Startschuss für den Ausbau der Gleichstromverbindung A-Nord gegeben.

Denn um im Rahmen der geplanten Energiewende und der Förderung Erneuerbarer Energien Windkraft von der Nordsee nach Nordrhein-Westfalen zu bringen, braucht Deutschland neue Stromtrassen. Im Rheinland und im Ruhrgebiet gehen bis 2038 schrittweise alle Kohlekraftwerke vom Netz. Die Versorgungslücke soll der mit Windkraft erzeugte Strom von der Nordseeküste schließen, der auch über die Verbindung A-Nord Richtung Süden transportiert wird.

"Die Leitungen kommen zu spät"

Habeck sagte beim Spatenstich: "Das ist ein Startsignal des Machens und des Umsetzens." Dennoch habe Deutschland viel Zeit verloren bei der Umsetzung von Infrastrukturprojekten zur Energiewende. Damit hätte schon begonnen werden müssen, als der Bundestag den Beschluss zum Atomausstieg gefasst hatte, so Habeck. "Die Leitungen kommen fünf bis sechs Jahre zu spät", kritisierte der Minister.

Die Trasse, die ihren Startpunkt in Emden hat, soll Strom aus der Nordsee ins nordrhein-westfälische Meerbusch-Osterath liefern und hat eine Transportkapazität von zwei Gigawatt. "Die Übertragungsleistung entspricht zwei Atomkraftwerken oder dem Verbrauch von zwei Millionen Haushalten", sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer. Als Bauzeit werden drei Jahre veranschlagt.

Für die Stromtrasse werden Erdkabel verwendet

Die rund 300 Kilometer lange Leitung wird auf der gesamten Länge als Erdkabel verlegt. Im Vergleich zu Freileitungen sind Erdkabel in der Regel teurer, aber der Eingriff in die Landschaft ist geringer. Diese Mehrkosten gehen auf die Rechnung der Netznutzer, also der Wirtschaft und aller Verbraucher - über die sogenannten Netzentgelte.

In der Erde liegen die Kabel in einer Tiefe von etwa 1,5 Metern. Landwirte könnten den Boden darüber in der Regel normal nutzen, heißt es dazu in einer Infobroschüre der Bundesnetzagentur. Oberhalb des Kabels auf dem sogenannten Schutzstreifen dürften allerdings keine Pflanzen wachsen, die sehr tiefe Wurzeln ausbilden. Auch Bauen sei auf diesem Streifen nicht gestattet.

"Hauptschlagader der Energiewende"

In Osterath wird die Trasse A-Nord dann mit der weiteren geplanten Leitung Ultranet verbunden. Über diese Leitung gelangt der Windstrom aus Emden weiter bis nach Philippsburg in Baden-Württemberg. Die Gesamttrasse ist der Korridor A. Netzbetreiber Amprion nennt ihn eine der "Hauptschlagadern der Energiewende".

Der Strom wird in Hochspannungs-Gleichstrom-Technik übertragen. Dieses Verfahren ist laut Amprion ideal, um große Energiemengen mit geringen Verlusten über große Entfernungen zu transportieren.

Da das Übertragungsnetz in Deutschland jedoch überwiegend Wechselstromtechnik verwendet, muss es am Startpunkt in Emden als auch am Zielpunkt in Osterath jeweils eine Konverterstation geben. Dort erfolgt jeweils der Anschluss über Umspannanlagen an das 380-Kilovolt-Wechselstromnetz. Konverterstationen wandeln Wechsel- in Gleichstrom um - und umgekehrt.