Elon Musk wird als Gastredner per Video zugeschaltet, auf dem Mobile World Congress (MWC), Barcelona, 2021

Tausende Satelliten Die Internet-Pläne des Herrn Musk

Stand: 30.06.2021 14:41 Uhr

Elon Musk treibt seinen satellitenbasierten Internetdienst Starlink voran. Für Nutzer in ländlichen Gebieten könnte das eine Alternative sein. Doch die Kosten und Umweltrisiken sind hoch.

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Elon Musk hat mit Starlink Großes vor: Aus aktuell 69.000 Beta-Nutzern des satellitenbasierten Internetdienstes sollen binnen Jahresfrist 500.000 zahlende Kunden werden, kündigte der Chef der Raumfahrtfirma SpaceX während einer Video-Schalte zum Mobile World Congress in Barcelona an.

Potenzielle Kunden gibt es reichlich: Berechnungen von SpaceX zufolge soll die Tochterfirma Starlink bereits im August 2021 den Großteil der Welt mit High-Speed-Internet aus dem All versorgen können. Dabei fliegen die Starlink-Satelliten in einer sehr nahen Umlaufbahn zur Erde, so können sie das Internet-Signal besonders schnell zur Erde bringen.

Schnelles Surfen und ruckelfreier Gaming-Spaß

Tatsächlich muss sich Starlink aus Verbraucherperspektive - wie jedes andere Internet-Netz - vor allem an einem Kriterium messen: der Latenz. Dabei handelt es sich um den Zeitraum, den ein kleines Datenpaket von einem Gerät (etwa einem Smartphone oder einem Laptop) zu einem Server im Internet und zum Gerät zurück benötigt.

In der Telekommunikationsbranche sind niedrige Latenzen der heilige Gral, garantieren sie doch dem Nutzer ein flüssiges Interneterlebnis. Eine hohe Latenz kann dagegen die Ladezeiten von Webseiten drastisch erhöhen. Die Latenz des Starlink-Internets liegt Musk zufolge bei 20 bis 30 Millisekunden. Das ist nah dran an 5G oder Glasfaserkabel. Schnelles Surfen und ein ruckelfreier Gaming-Spaß sind damit garantiert.

Eine Alternative für ländliche Regionen?

Die niedrige Latenz und die hohe Verfügbarkeit machen Starlink aus Sicht von Musk zum geborenen Partner für Mobilfunkunternehmen: Für diese könne man die Kundenversorgung in abgelegenen Regionen übernehmen. Auch Experten zufolge könnten die Menschen auf dem Land so in rascher Zeit schnelles Internet erhalten, für das es sonst mit dem Verlegen von Kabeln Jahre gebraucht hätte.

In Deutschland ist Musk dazu schon mit Telekom-Chef Timotheus Höttges im Gespräch. "Ich halte das für eine gute Technologie, um Menschen zu versorgen, die bislang keine Infrastruktur haben", sagte Höttges bereits im Januar. "Ich bin ein großer Bewunderer von Elon Musk und seinen Ideen."

Deutsche Privatkunden könnten sich allerdings vor allem am Preis stören. Die monatliche Verbindungsgebühr für das Satelliten-Internet liegt bei 99 Euro. Hinzu kommen einmalige Kosten von 499 Euro für das Starterset inklusive Hardware. Obendrein müssen Kunden eine Satellitenschüssel mit knapp einem halben Meter Durchmesser aufstellen.

Aus der Sicht von Starlink ist das aber immer noch ein Schnäppchen. Schließlich kosten die Terminals das Unternehmen selbst doppelt so viel, wie Musk in der Schalte zum Mobile World Congress einräumen musste. Mit anderen Worten: Mit jedem Kundenterminal, das SpaceX verkauft, machen die Kalifornier also erst einmal einen Verlust von rund 500 Dollar.

Oberstes Ziel: nicht pleitegehen

Auch vor diesem Hintergrund betonte Musk: "Das oberste Ziel ist, mit Starlink nicht pleitezugehen." Das dürfte nur ein halber Scherz gewesen sein. Schließlich ist sich Musk der Risiken dieses Geschäfts durchaus bewusst.

Bereits im Februar twitterte er, jedes neue Satelliten-Projekt in der Geschichte sei bankrott gegangen. "Wir hoffen, die ersten zu sein, die das nicht tun." Musk braucht das Geld aus dem Starlink-Geschäft, um die Entwicklung der SpaceX-Rakete Starship voranzutreiben, die Transporte zum Mond und Mars ermöglichen soll.

Tatsächlich haben einige Starlink-Konkurrenten bereits die Reißleine ziehen müssen. Rivale Oneweb stellte 2020 einen Insolvenzantrag und konnte nur durch eine Teilverstaatlichung gerettet werden.

Konkurrenz verweist auf Umweltrisiken

Überhaupt sieht die Konkurrenz das Vorpreschen Musks in den Weltraum sehr kritisch. Um ihre Pfründe zu verteidigen, verweisen Unternehmen wie Viasat, SES oder Boeing dabei auch auf Umweltrisiken.

Während die Konkurrenz ihre Satelliten in höheren Umlaufbahnen ausbringt, platziert Starlink seine Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen im "Low Earth Orbit" (Leo). Solche Leo-Satelliten verglühen jedoch bereits nach fünf bis sieben Jahren in der Atmosphäre. Das könnte zum berühmt-berüchtigten Kessler-Syndrom führen, behauptet die Starlink-Konkurrenz.

Horror-Szenario Kessler-Syndrom

Der NASA-Wissenschaftler Donald Kessler sagte bereits 1978 eine Kettenreaktion durch die wachsende Zahl an Objekten in erdnahen Umlaufbahnen voraus. Zusammenstöße würden dadurch unvermeidlich, die Trümmer würden wiederum erneut miteinander kollidieren, am Ende würde eine Schrottwolke das gesamte erdnahe All ausfüllen. Raumflüge oder der Betrieb von Satelliten wären dann nicht mehr möglich.

Aktuell fliegen mehr als 1700 Starlink-Satelliten am Himmel. Die zuständige US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) hat bislang den Start von maximal knapp 12.000 Satelliten genehmigt. Anträge von Starlink für nochmals bis zu 30.000 Satelliten liegen bereits vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Juni 2021 um 02:05 Uhr.