Eine Frau hält eine Schaltelektronik für PKW in der Hand

Zu wenig Bauteile Chip-Knappheit belastet Autoindustrie

Stand: 08.01.2021 10:50 Uhr

Neue Autos stecken heute voller Chips. Die die hohe Nachfrage nach den elektronischen Bauteilen wird für die Hersteller zunehmend zum Problem. Die Branche befürchtet empfindliche Störungen der Produktion.

Knappheit bei der Versorgung mit elektronischen Bauteilen droht der Automobil-Branche in den ersten Monaten des Jahres 2021 schwer zuzusetzen. VW hatte bereits im Dezember berichtet, dass man die Produktion im ersten Quartal um bis zu 100.000 Fahrzeuge kürzen müsse, weil man Halbleiterprodukte, die in den Fahrzeugen eine immer größere Rolle spielen, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung habe. Bis zum 18. Januar wurde daher zunächst die Kurzarbeit im Werk Wolfsburg verlängert.

Lage bleibt erstmal angespannt

VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer sagte dem "Handelsblatt", das Unternehmen müsse in den kommenden Monaten "um jedes Auto kämpfen". Niemand könne mit absoluter Sicherheit sagen, wann sich die Lage wieder normalisieren werde. Wie VW geht es auch den Branchenkonkurrenten. Der japanische Mitbewerber Honda etwa gab kürzlich bekannt, dass man die Produktion wegen der Chip-Knappheit zu Beginn des Jahres herunterfahren müsse.

Auch der größte Zulieferer für Halbleiter-Produkte für die Autoindustrie, Bosch, hat mangelnde Lieferungen der Chip-Produkte beklagt. Es stünden derzeit erheblich weniger Chips zur Verfügung als normalerweise.

"Das Problem ist, dass wir in der Kette hinter Konzernen wie Apple oder HP kommen", zitierte die "Financial Times einen Automanager. "Die Autobranche zahlt nicht so viel für ihre Halbleiter." Der britischen Wirtschaftszeitung zufolge befürchten manche Insider, dass bereits ab Februar bestimmte Hersteller ihre Produktion um bis zu 20 Prozent herunterfahren müssen, wenn sich die Lage nicht bessert.

Mehr Elektronik, mehr Chips

Die Gründe für den Mangel an den wichtigen Komponenten sind vielfältig. So werden in aktuellen Fahrzeuggenerationen immer mehr Chips eingesetzt, etwa für Sicherheits- und Assistenzsysteme. Dazu kommt die deutlich gestiegene Produktion von Elektro- und Hybridfahrzeugen, die ebenfalls den Halbleiterbedarf erhöhen. Allein der Volkswagen-Konzern plant im Rahmen seines "Green Deals" in den kommenden Jahren rund 300.000 batteriegetriebene Fahrzeuge zusätzlich zu produzieren.

Als Erschwernis für die ausreichende Belieferung der Autoindustrie mit Chip-Produkten hat sich während der Corona-Pandemie der Bereich der Konsumelektronik entpuppt. Von Smartphones über PC und Spielekonsolen: Hersteller wie Samsung, Apple oder Sony ziehen eine große Zahl der Halbleiter-Nachfrage auf sich. Samsung etwa meldete am Freitag einen Umsatzsprung um ein Fünftel im Schlussquartal 2020.

Kapazitäten nur langsam angepasst

Auf der Anbieterseite wurden die Produktionskapazitäten nicht entsprechend der stark gestiegenen Nachfrage angepasst. Maschinenbauer für die Chipindustrie wie die niederländische STMicroeletronics verzeichnen pralle Auftragsbücher, können der gestiegenen Nachfrage aus mehreren Industriesektoren aber kaum nachkommen, wie das Unternehmen ebenfalls am Freitag bekannt gab.

VW und die Branchenkonkurrenten hoffen auf eine Besserung im zweiten Quartal. Sollten die Stückzahlen dann wieder gesteigert werden können, dürften höhere Preise für die Halbleiterprodukte entsprechend die Produktion für die Hersteller verteuern und die eigenen Gewinne tendenziell schmälern.