Eine Pinzette hält einen Diamanten.

Partnerschaft mit DeBeers Botswanas Diamantendeal auf der Kippe

Stand: 15.04.2023 15:19 Uhr

Botswana gilt als das beste Bergbauland in Afrika, Rückgrat der Wirtschaft sind Diamanten. Partner der Regierung ist seit gut 50 Jahren der Branchengigant De Beers. Präsident Masisi droht nun damit, das zu ändern. Von Jana Genth.

Botswana gilt als das beste Bergbauland in Afrika, Rückgrat der Wirtschaft sind Diamanten. Partner der Regierung ist seit gut 50 Jahren der Branchengigant De Beers. Präsident Masisi droht nun damit, das zu ändern.

Eigentlich ist es ein Erfolgsmodell. Botswana und De Beers fördern gemeinsam Diamanten mit dem Gemeinschaftsunternehmen Debswana. Es gehört beiden Seiten zu gleichen Teilen. Diese Vereinbarung gilt als eine der erfolgreichsten öffentlich-privaten Partnerschaften in Afrika. Debswana fördert fast alle Rohdiamanten aus den Minen des Landes. Im vergangenen Jahr betrug die Produktion nach eigenen Angaben 24 Millionen Karat, nach Russland die zweitgrößte Menge weltweit.

Botswana will mehr selber schleifen

75 Prozent der Edelsteine werden an den Branchen-Primus De Beers verkauft, ein Tochterunternehmen des global agierenden Bergbaukonzerns Anglo American. Die übrigen 25 Prozent gehen an die staatliche Okavango Diamond Company (ODC), die 2011 gegründet wurde, um Edelsteine eigenständig zu vermarkten.

Botswana möchte den ODC-Anteil erhöhen und nicht mehr nur an Rohdiamanten verdienen. Daran ließ Präsident Mokgweetsi Masisi keinen Zweifel, als er im März in Gaborone eine Anlage zum Schleifen und Polieren von Edelsteinen eröffnete. Das Werk betreibt die belgische Firma HB Antwerp, an der Botswana sich einen Anteil von 24 Prozent gesichert hat. Masisi betonte: "Es ist an der Zeit, dass Botswana sich nicht nur an der Förderung von Diamanten beteiligt und sie verkauft, ohne sie verarbeitet zu haben. Die Erträge, die sich über den Verkauf unserer Diamanten mit Wertschöpfung ergeben, sind viel höher als die aus dem Verkauf von Rohdiamanten allein."

Rohdiamanten in Botswana

Rohdiamanten aus Botswana - die Regierung setzt darauf, künftig mehr davon veredeln zu können.

Streng geheime Verhandlungen

Offen hat Masisi bereits damit gedroht, die Verhandlungen mit De Beers platzen zu lassen, wenn Botswana keine höheren Anteile erhält. Beide Seiten verhandeln schon seit 2018 über ein neues Abkommen, das den Verkauf von Rohdiamanten regelt. Das derzeitige läuft im Juni aus - die Zeit drängt. Die Gespräche sind streng geheim. Nichts dringt nach außen, und auch De Beers hat sich auf eine ARD-Anfrage nicht geäußert.

Dithapelo Keorapetse, der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Botswanas, bemängelte kürzlich im Parlament, die Regierung lasse bei Bergbauverträgen nicht genug Transparenz walten. "Wer sind die Wächter? Wer prüft diese Vereinbarungen? Welche Rolle spielt das Parlament?", fragte er.

Alles nur Wahlkampf?

Botswana gilt als eines der reichsten, demokratisch stabilsten und am wenigsten korrupten Länder Afrikas. Geschätzt 35.000 Menschen arbeiten in der Diamanten-Industrie. Investoren scheinen daher verunsichert. Präsident Masisi spiele auf Risiko, sagen viele Analysten. Er setze eine erfolgreiche Partnerschaft für einen Sieg bei der Parlamentswahl im nächsten Jahr aufs Spiel. Selbst der Minister für Mineralien und Energie, Lefoko Moagi, sagte im Januar noch, alles, was den Diamantenhandel störe, würde den Markt verunsichern.

Einige Finanzexpertinnen und Finanzexperten zweifeln daran, ob es wirtschaftlich überhaupt sinnvoll wäre, wenn Botswana ein größerer Anteil an seinen Rohdiamanten zustehen würde. Sie berufen sich auf kürzlich erschienene Medienberichte aus Botswana, wonach das ODC nicht einmal die 25 Prozent Rohdiamanten verkaufen kann, auf die es bereits Anspruch habe.Verschiedene Wirtschaftswissenschaftler sind sich aber einig, dass es eine Katastrophe wäre, wenn es bis Juni keine Einigung gäbe.

Das von der NASA zur Verfügung gestellte Foto zeigt am 07.10.2017 die riesige Diamantenmine Jwaneng in Botswana, aufgenommen aus dem Weltraum von der Internationalen Raumstation ISS.

Eine NASA-Aufnahme einer riesigen Diamanten-Mine in Botswana - in der Branche arbeiten 35.000 Menschen (Archiv).

Vorwürfe gegen De Beers

Die Regierung in Gaborone, berichten Medien, gehe auch einer Studie nach, wonach De Beers in Botswana zwischen 2013 und 2020 Steuern hinterzogen haben soll. Laut Untersuchung der Finanzbehörde schuldet der Diamantenproduzent dem Staat vier Milliarden Pula, umgerechnet gut 280 Millionen Euro. Analysten spekulieren, die Regierung könnte De Beers durch Konkurrenten ersetzen wollen. Sie betonen aber, dass De Beers in der Branche so dominant ist, dass man ihn schwerlich ausschalten könne.

Präsident Masisi hat keine Zahlen genannt. Öffentlich sagte er nicht, welchen Anteil an Rohdiamanten er künftig für Debswana anstrebe. Jüngst betonte er aber, Botswana sei stets ein umsichtiges und vernünftiges Land gewesen. Das lässt Mitarbeiter, Finanzexperten, Einzelhändler und Investoren immerhin hoffen, dass ab Juli eine neue Regelung mit De Beers gelten wird.