
Benefizspiel BVB und Dynamo Kiew setzen Zeichen für Frieden
Borussia Dortmund und Dynamo Kiew haben mit einem Benefizspiel ein Zeichen für den Frieden gesetzt. Obwohl das Ergebnis der Partie zweitrangig war, fielen am Dienstag auch Tore - mehr für Kiew.
Als der 13 Jahre alte Nikita Semenow beim Anstoß auf Erling Haaland passte, hatten viele der Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion einen Kloß im Hals. Mit seiner Mutter war der Nachwuchsfußballer von Dynamo Kiew aus einem Luftschutzbunker über Polen nach Berlin geflüchtet, wo er zurzeit in einem SOS-Kinderdorf wohnt. Nun durfte er das Benefizspiel zwischen der Borussia und dem ukrainischen Vorzeigeklub eröffnen.
Blau und Gelb statt Schwarz-Gelb auf den Tribünen
Es war nur eines von vielen großen und kleinen Zeichen für den Frieden an einem denkwürdigen Abend. Das Ergebnis zwischen dem BVB und Dynamo war von Beginn an nur Nebensache. Wo sonst Schwarz-Gelb regiert, bestimmten an diesem Abend die Farben Blau und Gelb der Ukraine die Szenerie.
"Stop War" stand auf den Banden, vor dem Anstoß lief die Nationalhymne. Rund 35.000 Zuschauer bescherten dem BVB eine Einnahme von 400.000 Euro, die Opfern des russischen Angriffs auf die Ukraine zugute kommen soll. Damit dürfte der Bundesligist nach ähnlichen Partien des 16-maligen ukrainischen Meisters aus Kiew in Warschau, Istanbul und Cluj zum bisher höchsten Erlös dieser Mission beigetragen haben.
Ukrainische Hilfe für Stadionsprecher Dickel
Der frühere Bundesliga-Profi Andrej Woronin bedankte sich für die Unterstützung. "Wir hoffen, dass wir schnell auch in der Ukraine wieder solche Spiele spielen können. Ich bete jeden Tag, dass es so schnell wie möglich zu Ende ist. Leider sehen wir kein Ende", sagte der langjährige Nationalspieler der Ukraine.
Auf den Tribünen herrschte große Einigkeit. "Stop War - Stop Putin", "Save Mariupol" oder schlicht "Frieden" stand auf Plakaten, als die Spieler zu den Klängen der Fußball-Hymne "You'll never walk alone" den Rasen betraten - die Gäste jeweils in eine Landesflagge gehüllt. Iwan Matwijtschuk aus der U17 von Schachtjor Donezk, der mit seiner Mutter und seinem Großvater aus der Ukraine geflüchtet war und momentan in Dortmund lebt, half Stadionsprecher Norbert Dickel beim Verlesen der Aufstellungen.
Freikarten für Ukrainerinnen und Ukrainer
Ukrainerinnen und Ukrainer konnten Freikarten für das Spiel buchen, allen Fans wurden Solidaritätsarmbänder angeboten. Die Atmosphäre im Stadion ging allen Beteiligten nahe und unterschied sich fundamental von der in Pflichtspielen. Entgegen sonstiger Gepflogenheiten empfingen die BVB-Fans das Gästeteam mit ähnlich herzlichem Applaus wie die heimische Mannschaft.

Dortmunds Kapitän Marco Reus (r.) und Sergiy Sydorchuk von Dynamo Kiew Bild: Treese/imago images
Dynamo-Sprechchöre selbst von der Dortmunder Südtribüne dokumentierten den freundschaftlichen Charakter der Partie. Gäste-Tore durch Vitaliy Buyalskiy (9. Minute) und Vladyslav Vanat (11./35.) zum 3:2 (3:1) für Dynamo Kiew wurden von den Fans beider Teams gemeinsam bejubelt. Die Treffer für den BVB steuerten Jamie Bynoe-Gittens (4.) und Tom Rothe (65.) bei.
Für das Team aus Kiew, das sich auf Initiative seines rumänischen Trainers Mircea Lucesu seit Kriegsbeginn nahe Bukarest fit hält, war der Auftritt in Dortmund bei allen karitativen Hintergründen auch ein sportlicher Härtetest. Schließlich stehen elf Profis im Kader der ukrainischen Nationalmannschaft für die im Juni anstehende WM-Qualifikation. Tests wie gegen den BVB sind deshalb eine Gelegenheit, um Spielpraxis zu sammeln.
Quelle: sportschau.de