Yoon Suk Yeol sitzt mit Wolodymyr Selenskyj an einem runden Tisch vor den jeweiligen Landesflaggen.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Südkorea sagt Ukraine 150 Millionen Dollar zu ++

Stand: 16.07.2023 01:27 Uhr

Südkorea will die Ukraine mit 150 Millionen Dollar unterstützen - das sagte Präsident Yoon bei seinem Besuch in Kiew. Kremlchef Putin stellt Bedingungen für eine Verlängerung des Getreideabkommens. Der Liveblog zum Nachlesen.

16.07.2023 • 01:27 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.

Ein großer Konvoi der russischen Söldnerarmee Wagner hat offenbar Belarus erreicht. Wie die unabhängige Beobachtergruppe Belaruski Hajun berichtete, die die Bewegungen von Streitkräften in Belarus verfolgt, trafen mindestens 60 Lastwagen, Busse und andere große Fahrzeuge in Begleitung der belarusischen Polizei in dem Land ein. Der Konvoi bewegte sich den Angaben zufolge in Richtung eines Militärstützpunkts außerhalb der Stadt Ossipowitschi, die etwa 230 Kilometer nördlich der Grenze mit der Ukraine liegt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Ein Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes sagte in einem Interview der Zeitung "Ukrainska Prawda", es seien "einige Gruppen" von Wagner-Kämpfern dabei beobachtet worden, wie sie Belarus von russischer Seite aus erreicht hätten.

Südkorea will seine Unterstützung für die Ukraine ausweiten. Seoul werde in diesem Jahr humanitäre Hilfsgüter im Wert von 150 Millionen Dollar (133 Millionen Euro) liefern, sagte Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Das sind 50 Millionen Dollar mehr als im vergangenen Jahr. Zudem werde Südkorea den Umfang seiner Militärgerät-Lieferungen vom vergangenen Jahr erweitern, "als wir Materialien wie Helme und kugelsichere Westen zur Verfügung gestellt haben", kündigte Yoon an, ohne dies zu präzisieren.

Waffen für den Kampf gegen die russischen Invasionstruppen liefert Südkorea bislang nicht. Der südkoreanische Präsident war am Samstag überraschend zu seinem ersten Besuch in der Ukraine eingetroffen. Vor seinem Treffen mit Selenskyj besuchte er am Vormittag die Schauplätze des Massakers in dem nahe Kiew gelegenen Butscha und die von Raketenangriffen auf Wohngebiete schwer getroffene Stadt Irpin. 

Der russische Geheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben Attentate auf zwei prominente Journalistinnen vereitelt. Aus der Ukraine angestiftete Verdächtige hätten Wohnungen und Arbeitsplätze der staatlichen Medienmanagerin Margarita Simonjan und der regierungskritischen TV-Moderatorin Xenia Sobtschak ausgekundschaftet, um beide Frauen zu töten, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den FSB. Die Verdächtigen seien festgenommen worden.

Aus der Ukraine liegt bisher keine Stellungnahme vor. Im vergangenen Jahr waren in Russland die Publizistin Daria Dugina und der Blogger Wladlen Tatarski, die der Regierung nahestanden, bei Anschlägen gestorben. Die Ukraine hatte eine von Russland zugewiesene Verantwortung für diese Attentate zurückgewiesen.

Kremlchef Wladimir Putin hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bei einem Telefonat auf fehlende Grundlagen für eine Verlängerung des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hingewiesen. Moskaus Forderungen nach einem Ende der Exportbeschränkungen für russische Lebensmittel und Dünger blieben weiter unerfüllt, teilte der Kreml nach dem Gespräch in Moskau mit. Das Abkommen läuft am kommenden Montag (17. Juli) aus. Möglich ist auch eine Aussetzung, bis Russland seine Bedingungen erfüllt sieht.

Die Vereinten Nationen, die gemeinsam mit der Türkei die immer wieder verlängerte Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine vermittelt hatten, riefen Putin zur Fortsetzung der Initiative auf. Das ukrainische Getreide ist auch für den Kampf gegen den Hunger in der Welt wichtig. Bei dem Gespräch auf Initiative Ramaphosas habe Putin auch erklärt, das Hauptziel des Abkommens, bedürftige Länder etwa auf dem afrikanischen Kontinent zu versorgen, sei nicht umgesetzt, teilte der Kreml weiter mit.

Die ukrainische Abwehr hat nach eigenen Angaben zehn von Russland gestartete Drohnen abgefangen. Die Invasionstruppen hätten während der Nacht allein sechs Drohnen auf den Süden und Osten des Landes abgefeuert, teilte die Luftwaffe mit. Vier davon seien zerstört worden. Einzelheiten zu Schäden und Opfern wurden zunächst nicht genannt.

Aus der Region Saporischschja, wo die ukrainische Armee eine Offensive gegen die Russen fährt, meldete Gouverneur Jurij Malaschko 45 Luft- und Artillerieangriffe seit Freitag. Die weiter südlich gelegene Region Cherson wurde nach Angaben von Gouverneur Olexander Prokudin 70-mal mit Flugzeugen, Drohnen, Panzern, Granaten und Raketenwerfern angegriffen. Zivilisten seien nicht verletzt worden, sagte Prokudin.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj hat nach einem Bericht der US-Zeitung "Washington Post" Angriffe seines Landes auf russisches Staatsgebiet zugegeben. Demnach sagte er, dass er im Land produzierte eigene Waffen für diese Schläge nutze. "Es ist unser Problem, und wir müssen entscheiden, wie wir den Feind töten. Es ist möglich und nötig, ihn auf seinem Gebiet im Krieg zu töten", sagte Saluschnyj der Zeitung in einem auf deren Internetseite veröffentlichten Beitrag. Besonders russische Grenzregionen erleben immer wieder massiven Artillerie- und Drohnenbeschuss von ukrainischer Seite. Die US-Zeitung verwies darauf, dass Kiew die Schläge über die Grenze sonst offiziell nicht zugebe.

Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes sind mehrere Offiziere in der russischen Armee unzufrieden mit der militärischen Führung. "Direkte Kritik von Untergebenen wird wahrscheinlich zu einem zunehmenden Problem für Verteidigungsminister Sergej Schoigu und den Chef des Generalstabs, General Gerassimow", teilte das Verteidigungsministerium in London mit.

Die Briten setzten sich in ihrem täglichen Update bei Twitter mit der Entlassung von General Iwan Popow auseinander. Er hatte Kritik an seinen Vorgesetzten und der Kriegsführung in der Ukraine geübt und war als Kommandeur der 58. Armee entlassen worden. "Popows Äußerungen machen auf die große Unzufriedenheit aufmerksam, die viele Offiziere wahrscheinlich gegenüber der ranghohen militärischen Führung hegen", schrieben die Briten.

Außenministerin Annalena Baerbock hat davor gewarnt, die Hilfen für die Ukraine und das Leid in dem Land gegen Sozialleistungen in Deutschland auszuspielen. "Das nützt niemandem hier in Deutschland, der wenig Geld hat. Und es wäre ein Hohn für die Menschen in der Ukraine", sagte die Grünen-Politikerin in einem Interview mit "Bild", "Welt" und "Politico".

Auf den Hinweis, dass die Bundesregierung gerade ein weiteres militärisches Hilfspaket für die Ukraine von 700 Millionen Euro beschlossen habe, während viele Familien aufgrund der hohen Inflation nicht wüssten, ob sie in den Sommerurlaub fahren könnten, sagte Baerbock, dass sie das "natürlich schmerzt". Sie betonte aber: "Für mich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun."

Mit Sorge blickt Baerbock auf die weitflächige Verminung im ukrainischen Kriegsgebiet durch Russland. "Es ist unglaublich, in welcher Größe das Gebiet vermint worden ist", betonte sie. In diesem Zusammenhang regte sie die Lieferung weiteren Minenräumgeräts an.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol ist zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen. Es ist der erste Besuch von Yoon in der ukrainischen Hauptstadt, berichtet die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das südkoreanische Präsidialamt. Auf der Agenda steht ein Gespräch mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. Yoon hatte diese Woche an dem NATO-Gipfel in Vilnius teilgenommen.

Der weltweit größte Ölfeldausrüster SLB stoppt Lieferungen von Produkten und Technologie an Russland von allen seinen Niederlassungen. Der Schritt sei "als Reaktion auf die fortgesetzte Ausweitung der internationalen Sanktionen" erfolgt, teilte der Konzern mit. Das Unternehmen, das früher unter dem Namen Schlumberger bekannt war, erklärt, das Russland-Verbot gelte nun für alle seine weltweiten Aktivitäten und damit nicht nur für die in Großbritannien, den USA, der Europäischen Union und Kanada.

Der bisher unter Hausarrest stehende Abt des weltberühmten Kiewer Höhlenklosters, Pawlo, ist von einem Gericht der ukrainischen Hauptstadt nun in Untersuchungshaft genommen worden. Dem Metropoliten der ukrainisch-orthodoxen Kirche werde die Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs und nationale Hetze vorgeworfen, berichtete der nationale Rundfunk Suspilne Media. Die U-Haft gilt bis zum 14. September.

Seit Monaten gehen die ukrainischen Behörden gegen Mönche der ukrainisch-orthodoxen Kirche vor. Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Kirche von moskautreuen Spionen durchsetzt. Tatsächlich war die ukrainisch-orthodoxe Kirche bis zum Kriegsbeginn eng mit dem Moskauer Patriarchat verbandelt. Erst danach hat sie sich von Moskau losgesagt. Trotzdem gilt sie in Kiew als politisch unzuverlässig. Die politische Führung will daher das Kiewer Höhlenkloster an die noch junge Orthodoxe Kirche der Ukraine übergeben. Die Verschärfung des Hausarrests gegen Pawlo hatte die Staatsanwaltschaft beantragt, weil der Metropolit angeblich mit einem Zeugen Kontakt aufgenommen haben soll. Der Klostervorsteher selbst bestritt die Vorwürfe.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Erwartungen an die laufende Offensive gedämpft. "Wir müssen ganz klar - so klar wie möglich - begreifen, dass die russischen Streitkräfte in unseren südlichen und östlichen Gebieten alles ihnen Mögliche tun werden, um unsere Soldaten aufzuhalten", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Daher müsse man für jeden Kilometer, den die eigenen Truppen vorwärtskämen und für jeden Erfolg im Kampf dankbar sein, mahnte er. Die Aussage könnte ein Indiz sein für die Schwierigkeiten, mit denen das ukrainische Militär bei seiner Offensive konfrontiert ist.

Bei einer Sitzung mit der Militärführung seien die Kampfhandlungen, die Versorgung der Truppen und die Abstimmung mit den Partnern bei den Waffen- und Munitionslieferungen abgesprochen worden, teilte der 45-Jährige mit. Daneben kündigte er zudem eine anstehende Reform der Militärausbildung an.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der russische Staatschef Putin ist laut dem türkischen Präsidenten Erdogan zu einer Verlängerung des Getreideabkommens bereit. Die russische Regierung hat das polnische Konsulat in Smolensk nahe Belarus geschlossen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Juli 2023 um 08:00 Uhr.