Krieg gegen die Ukraine ++ Russland will Armee erneut vergrößern ++
Russland will die Zahl seiner Soldaten auf rund 1,32 Millionen erhöhen. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat den Ausbau von Befestigungsanlagen und Schutzräumen an der Front angekündigt. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.
- Selenskyj kündigt Einberufungsreform an
- Russland will Armee erneut vergrößern
- Berichte: Ukraine sprengt zwei Züge in Russland
- London: Russland baut unbemannte Kamikaze-Schiffe für Krieg
- Ukraine: 18 russische Kampfdrohnen abgeschossen
- Selenskyj will Befestigungsanlagen an der Front ausbauen
Ende des Liveblogs
Damit schließen wir diesen Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Rheinmetall: Panzerproduktion in Ukraine läuft schon 2024 an
Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern will bereits 2024 in der Ukraine die ersten Panzer bauen. Wie der Rheinmetall-Chef Armin Papperger im Gespräch mit der "WirtschaftsWoche" erklärt, erwartet er spätestens Anfang des nächsten Jahres den Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit der Ukraine zum Bau des radgetriebene Transportpanzers "Fuchs" und des Schützenpanzers "Lynx". "Wenn der Vertrag unterschrieben ist, wollen wir in der Ukraine nach etwa sechs bis sieben Monaten das erste radgetriebene Fahrzeug fertig haben - und nach zwölf bis 13 Monaten den ersten 'Lynx'", sagt Papperger.
Eine Fertigung des "Fuchs" aus der Ukraine sei damit ab Spätsommer 2024 möglich und der "Puma"-Konkurrent "Lynx" könne bereits im Sommer 2025 folgen. Neu gebaute Panzer will Papperger aber schon deutlich früher an die Ukraine liefern. "Die ersten zehn 'Lynx'-Fahrzeuge werden bereits in Koproduktion zwischen uns und der Ukraine hier in Deutschland oder in Ungarn hergestellt. Nach einer Ramp-up-Phase sollten wir dann rasch in der Lage sein, diese Fahrzeuge in einer nennenswerten Stückzahl vollständig in der Ukraine zu fertigen." Berlin habe bereits signalisiert, die für die Fertigung nötige Exporterlaubnis zu geben.
Selenskyj kündigt Einberufungsreform an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem Militär eine Reform der Einberufungsgesetze in Aussicht gestellt. "Jeder in der Ukraine versteht, dass in diesem Bereich Veränderungen erforderlich sind", sagte Selenskyj in seiner Ansprache auf Telegram. Diese würden demnach die Bedingungen für eine mögliche Demobilisierung der Frontkämpfer betreffen. Auch neue potenzielle Rekruten sollen im Fokus neuer kommender Gesetze stehen.
Die Ankündigung der Reform gilt als Zugeständnis an die Soldaten, die seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund 21 Monaten größtenteils ohne Ablösung an der Front im Einsatz stehen. Die Lösung dieses umfassenden Problems muss nach Selenskyjs Worten von der militärischen Führung und dem Verteidigungsministerium ausgearbeitet und dem Generalstab zur Genehmigung präsentiert werden.
Der ukrainische Präsident sprach von einigen Vorschlägen, die am Freitag bereits vorlagen. Genauere Angaben zum Inhalt machte er jedoch nicht. Derzeit dienen rund 820.000 Ukrainer in den Streitkräften. Nach dem derzeit geltenden Kriegsrecht können diese Soldaten nicht ohne weiteres demobilisiert werden. Um zumindest einen Teil der Wehrpflichtigen zeitweise nach Hause schicken zu können, müssen andere Soldaten rekrutiert werden, damit die Front nicht zusammenbricht.
Russland will Armee erneut vergrößern
Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine erneute Vergrößerung der Armee angeordnet. Künftig soll die Zahl der bewaffneten Kräfte auf rund 1,32 Millionen erhöht werden, wie aus einem vom Kreml veröffentlichten Dekret hervorgeht. Das wäre eine erneute Steigerung um 170.000 Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende, nachdem Putin erst im Sommer 2022 eine Vergrößerung der russischen Streitkräfte auf 1,15 Millionen Mann befohlen hatte.
Das russische Verteidigungsministerium trat derweil umgehend Befürchtungen aus der Bevölkerung entgegen, dass eine neue Mobilisierungswelle geplant sein könnte. "Eine Mobilisierung ist nicht vorgesehen", teilte die Behörde mit. Stattdessen werde auf russische Bürger gesetzt, die sich freiwillig bei der Armee verpflichten.
Nach Polen blockieren auch Lkw-Fahrer in Slowakei Ukraine-Grenze
Slowakische Lkw-Fahrer haben den wichtigsten Grenzübergang des Landes zur Ukraine blockiert. Damit folgten sie dem Beispiel polnischer Fernfahrer, die bereits seit mehreren Wochen in ihrem Land Grenzübergänge zur Ukraine lahmlegen. Sie werfen ihren ukrainischen Konkurrenten vor, sie mit niedrigeren Frachtraten aus dem Speditionsgeschäft innerhalb der Europäischen Union zu verdrängen. Die Blockade des Übergangs von Vysne Nemecke in der Slowakei in die ukrainische Stadt Uschhorod begann um 15 Uhr, wie die slowakische Nachrichtenagentur TASR unter Berufung auf mehrere Gewerkschaftsmitglieder meldete. Es ist der einzige Übergang zwischen der Slowakei und der Ukraine, den Lastwagen passieren können.
Die slowakische Fernfahrer-Gewerkschaft UNAS fordert von der EU die Wiedereinführung von Transportgenehmigungen für ukrainische Lkw-Fahrer bei der Einreise in die Europäische Union. Die EU hatte die Genehmigungen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 abgeschafft. "Wir sind nicht an Politik interessiert, wir müssen nur unseren Markt schützen", begründete UNAS-Chef Stanislav Skala die Blockade, die bis auf weiteres unbefristet fortgesetzt werden soll. Es wird erwartet, dass Delegationen aus Polen, der Slowakei und Ungarn das Thema beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel zur Sprache bringen.
Brand in Bahntunnel: Ukrainischer Angriff vermutet
Nach einem Brand in Russlands längstem Eisenbahntunnel wird weiter über die genauen Hintergründe gerätselt. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichteten mehrere ukrainische Medien, der ukrainische Geheimdienst SBU habe erfolgreich Sabotageakte in dem 15 Kilometer langen Seweromujsker Tunnel in der an die Mongolei grenzenden russischen Republik Burjatien verübt. Bereits in der Nacht auf Donnerstag sei demnach durch einen Anschlag ein Feuer ausgebrochen, welches wiederum zu einer Blockade des Tunnels geführt habe.
Später sei auch auf einer Umgehungsstrecke ein Zug mit Treibstoffwaggons gezielt gesprengt worden, hieß es aus Kiew. Die russische Bahn hatte am Donnerstag lediglich den Brand eines mit Diesel befüllten Kesselwagens eingeräumt und von "leicht verspäteten" Zügen gesprochen. Auf russischen Telegram-Kanälen hingegen war die Rede von mehreren zerstörten Waggons gewesen. Unabhängig überprüfen ließen sich die Darstellungen zunächst nicht.
Der Seweromujsker Tunnel liegt an der Baikal-Amur-Magistrale und gilt als besonders wichtig für Russlands Handel mit China. "Die russischen Geheimdienste müssen sich daran gewöhnen, dass unsere Leute überall sind. Sogar im fernen Burjatien", zitierte das ukrainische Internetportal "Ukrajinska Prawda" einen Gesprächspartner in nicht näher genannten Sicherheitskreisen.
Europäischer Turnverband gegen Rückkehr russischer Athleten
Der europäische Turnverband hat sich gegen eine Wiederzulassung russischer und belarusischer Athleten und Athletinnen entschieden. Bei der Generalversammlung wurde gegen die Rückkehr zu europäischen Wettkämpfen gestimmt, teilte der kontinentale Verband mit. Dies dürfte auch Auswirkungen auf die Olympia-Qualifikation für die Spiele 2024 in Paris haben. Der Turn-Weltverband Fig war dagegen der Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees gefolgt und öffnete Russen und Belarusen trotz des Angriffskrieges in der Ukraine wieder die Tür. Ab dem 1. Januar dürfen diese als neutrale Athleten und unter bestimmten Bedingungen an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Man habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen und wolle weitere Schritte erst nach der Konsultierung aller relevanter Interessengruppen bekannt geben, teilte die Fig der Nachrichtenagentur AP mit.
Ob bei Olympia 2024 Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus starten dürfen, muss das Internationale Olympische Komitee unabhängig von der Qualifikation noch entscheiden.
Russlands Außenminister Lawrow gibt erneut Ukraine Schuld am Krieg
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat das OSZE-Treffen einmal mehr dafür genutzt, um der Ukraine die Schuld an dem von Moskau begonnenen Krieg zu geben. "Wir sehen weiter keine Signale – weder aus Kiew noch seitens seiner Lehrmeister (im Westen) -, dass sie zu irgendeiner politischen Lösung bereit sind", sagte Lawrow zum Abschluss eines OSZE-Treffens im nordmazedonischen Skopje. Lawrow sagte, dass die Sicherheit eines Landes nicht zulasten der Sicherheit eines anderen gehen dürfe. Er erinnerte auch daran, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj Verhandlungen mit Russland unter Führung des Präsident Wladimir Putin per Dekret untersagt habe. "Damit der politische Prozess beginnt, braucht es zwei wie beim Tango, aber die Leute auf der einen Seite tanzen keinen Tango, sondern Breakdance. Da ist ein Solo nötig."
Berichte: Ukraine sprengt zwei Züge in Russland
Laut unbestätigten ukrainischen Medienberichten hat der ukrainische Geheimdienst SBU zwei Anschläge auf russische Güterzüge in Sibirien verübt. Ziel sei es gewesen, mit Treibstoff beladene Züge auf der Baikal-Amur-Magistrale zu sprengen, berichteten Ukrajinska Prawda und andere Nachrichtenagenturen. Die Medien beriefen sich auf nicht näher genannte Quellen in ukrainischen Strafverfolgungsbehörden. Das war bei früheren Anschlägen in Russland ebenfalls so. Eine Bestätigung vom SBU gab es zunächst nicht.
Die erste Explosion ereignete sich am frühen Donnerstag im Seweromuisker Tunnel in der russischen Republik Burjatien - mit mehr als 15 Kilometern die längste Unterführung in Russland - und verursachte einen Brand, der erst nach Stunden gelöscht werden konnte, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die zweite Explosion geschah Stunden später, als ein anderer mit Treibstoff beladener Zug eine 35 Meter hohe, über eine Schlucht führende Brücke überquerte, berichteten ukrainische Medien.
Schoigu: Russland rückt an allen Fronten vor
Die russischen Truppen rücken nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu in allen Bereichen der Front in der Ukraine vor. Schoigu sagte, die russischen Soldaten handelten "kompetent und bestimmt", würden "günstigere Positionen" einnehmen und "ihre Kontrollzonen in alle Richtungen erweitern". Russische Truppen fügten den ukrainischen Streitkräften "effektiv und entschieden Feuerschäden" zu. Die Kampfkapazitäten der ukrainischen Truppen seien erheblich reduziert worden.
Orban will nur "strategische Partnerschaft" zwischen EU und Ukraine
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban lehnt EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine weiterhin ab und schlägt stattdessen Gespräche über eine "strategische Partnerschaft" vor. "Es lohnt sich nicht, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen, weil wir die Frage, welche Konsequenzen eine Mitgliedschaft der Ukraine hätte, nicht beantworten können", sagte Orban in einem Radio-Interview. "Ich wäre dafür, dass die Europäische Union zunächst ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft mit der Ukraine abschließt", fügte Orban hinzu. Ein solches Abkommen mit der Ukraine könne "fünf bis zehn Jahre dauern" und Zeit für eine schrittweise Annäherung geben, sagte der ungarische Regierungschef. "Der Abstand ist heute zu groß."
Orban äußerte sich nach einem Treffen mit EU-Ratspräsident Charles Michel, bei dem es um die Vorbereitung des EU-Gipfels Mitte Dezember ging. Hintergrund war ein Streit über die weitere Unterstützung für die Ukraine. Orban hatte damit gedroht, bei dem Gipfeltreffen weitere Finanzhilfen für Kiew und den geplanten Beschluss zur Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen zu blockieren. In einem Brief an Michel hatte Orban, der als einziger Spitzenpolitiker aus der EU trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seine Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin aufrechterhalten hat, zuvor verlangt, die europäische Unterstützung für die Ukraine wie auch die Sanktionen gegen Russland auf den Prüfstand zu stellen. Diplomaten werfen Orban vor, er wolle mit einer Blockade wichtiger EU-Entscheidungen zur Ukraine die Freigabe von eingefrorenen EU-Geldern für sein Land erpressen.
Klimakonferenz: Litauen, Lettland und Polen boykottieren Foto
Die Präsidenten von Litauen, Lettland und Polen haben auf der Weltklimakonferenz in Dubai das gemeinsame Familienfoto boykottiert. Nach Angaben der litauischen Präsidialkanzlei in Vilnius lehnten die Staatsoberhäupter der drei EU- und NATO-Staaten die Aufnahme ab, weil sie nicht zusammen mit dem belarusischen Machthaber Alexander Lukaschenko auf einem Bild sein wollten.
"Lukaschenko gehört nicht zu der Familie, zu der wir gehören wollen", wurde der litauische Präsident Gitanas Nauseda in einer Mitteilung zitiert. "Es wäre heuchlerisch, Seite an Seite mit dem Anführer eines Landes zu stehen, das zum Brückenkopf der russischen Aggression gegen die Ukraine wurde, und als ob nichts geschehen wäre, über die Zukunft der Welt und den Klimawandel zu diskutieren", erklärte Nauseda litauischen Medienberichten zufolge weiter. "Das belarusische Regime trägt zur Zerstörung der Zukunft der Welt bei und ist zusammen mit Russland verantwortlich für das, was in der Ukraine geschieht."
Dirigent und Putin-Freund Gergijew übernimmt Bolschoi-Theater
Der international bekannte und mit Kremlchef Wladimir Putin befreundete Dirigent Waleri Gergijew übernimmt die Leitung des weltberühmten Bolschoi Theaters ins Moskau. Der 70-Jährige sei für die Dauer von fünf Jahren zum Generaldirektor des größten russischen Staatstheaters ernannt worden, teilte Regierungschef Michail Mischustin mit. Gergijew leitet auch das ebenfalls wegen seiner Gastspiele international bekannte Mariinski Theater in St. Petersburg, der Heimatstadt Putins.
Im vorigen Jahr musste Gergijew als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker abtreten, weil er sich nicht von Putins Krieg gegen die Ukraine distanziert hatte. Nach der Mitteilung der Regierung wurde der bisherige Generaldirektor des Bolschoi Theaters, Wladimir Urin, auf eigenen Wunsch von seinem Posten entbunden. Er galt im Gegensatz zu Gergijew als Gegner des Krieges gegen die Ukraine.
London: Russland baut unbemannte Kamikaze-Schiffe für Krieg
Russland arbeitet nach britischen Angaben verstärkt am Bau unbemannter Kamikaze-Schiffe für den Krieg gegen die Ukraine. Jüngst habe der Chef der Rüstungsfirma KMZ, Michail Danilenko, angekündigt, dass Drohnenboote getestet werden sollten, um 2024 dann eine Serienproduktion aufzunehmen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Die Boote könnten bis zu 600 Kilogramm Munition transportieren.
Die Ukraine hatte wiederholt unbemannte Schiffe, die mit Sprengstoff beladenen Schnellbooten ähneln, gegen russische Ziele im Schwarzen Meer oder in den Häfen der annektierten Halbinsel Krim eingesetzt. Die Waffe habe sich in den Händen der ukrainischen Streitkräfte zu einer Schlüsselfähigkeit im maritimen Bereich entwickelt, hieß es in London.
Lawrow wirft Blinken und Borrell "Feigheit" vor
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat den Abschluss des OSZE-Jahrestreffens für Kritik an seinen westlichen Kollegen genutzt. Lawrow warf ihnen "Feigheit"vor, weil sie nach seiner Darstellung direkten Gesprächen mit der russischen Seite zum Krieg in der Ukraine aus dem Weg gegangen seien. Sowohl US-Außenminister Antony Blinken als auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell seien bereits abgereist, sagte Lawrow im nordmazedonischen Skopje. "Sie glauben wahrscheinlich, dass sie damit ihre Absicht unterstreichen, Russland zu isolieren. Aber ich finde, dass sie einfach feige sind, sie haben Angst vor jedem ehrlichen Gespräch mit Fakten.".
Tatsächlich waren Blinken und Borrell am Mittwoch auf Einladung der nordmazedonischen Gastgeber nach Skopje gekommen. Blinken etwa reiste dann aber weiter nach Israel, wo die Lage aufgrund des Kriegs derzeit äußerst angespannt ist.
Lawrow: Russland sieht keinen Grund für Kursänderung
Russland neigt nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow nicht zu einer Kursänderung in der Ukraine. Es gebe keine Anzeichen, dass die Regierung in Kiew sich in Richtung einer politischen Lösung bewege, sagt er. Für Russland gebe es keinen Anlass, die Ziele in der Ukraine zu ändern.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärt laut der amtlichen Nachrichtenagentur RIA, die russischen Truppen würden in der Ukraine in allen Richtungen vorrücken. Schoigu kündigte zudem Marine-Übungen für nächstes Jahr an. Details wurden zunächst nicht bekannt.
Bolschoi-Chef verlässt Theater nach Kritik an Putins Krieg
Der Chef des weltberühmten Moskauer Bolschoi Theaters, Wladimir Urin, hat nach Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine das Staatstheater verlassen. "Ich verabschiede mich heute, weil heute mein letzter Arbeitstag im Bolschoi Theater ist", sagte der 76-Jährige laut einem im Internet verbreiteten Video bei einer Premierenfeier vor der Kompanie. Eine Sprecherin des Theaters bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die Echtheit des Videos. Sie kündigte noch für heute eine offizielle Erklärung des Theaters an. Urin hatte im vergangenen Jahr eine Erklärung von Kulturschaffenden gegen den Krieg unterschrieben. Der Bolschoi-Chef könnte laut russischen Medien durch den international bekannten Dirigenten Waleri Gergijew ersetzt werden, der ein enger Freund von Kremlchef Wladimir Putin ist.
Gergijew hatte wenige Tage nach Beginn von Putins Invasion seinen Posten als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker verloren, weil er sich nicht von dem Krieg distanziert hatte. Der 70-Jährige leitet bereits das durch weltweite Gastspiele ebenfalls bekannte Mariinski Theater in St. Petersburg. Gergijew hatte zu Berichten über seine mögliche Ernennung erklärt, dass er schon sehr beschäftigt sei und nicht noch mehr Arbeit suche. Urin, der als brillanter Theatermanager gilt, hatte die Leitung des Bolschoi mit der größten Ballettkompanie der Welt und einer international angesehenen Opern- und Konzertsparte 2013 übernommen.
Medien hatten berichtet, dass er den Posten auf eigenen Wunsch abgebe. Offiziell wurde kein Grund genannt. Sein Vertrag hätte noch bis 2027 gegolten. Urin hatte bereits zwei Tage nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden einen Aufruf zur Beendigung des Krieges unterzeichnet. Viele Künstler des Bolschoi hatten wegen des Krieges und der daraus folgenden westlichen Sanktionen ihr Engagement an dem Theater auf eigenen Wunsch oder zwangsweise beendet.
Putin übergibt Flughafen in russische Verwaltung - Fraport raus
Der russische Präsident Putin hat eine neue Betreiberstruktur des Flughafens Pulkowo in St. Petersburg angeordnet und damit den großen deutschen Anteilseigner Fraport aus dem Geschäft gedrängt. Fraport hatte 25 Prozent der bisherigen Betreibergesellschaft gehalten. Putin begründete den Schritt mit "unfreundlichen Handlungen einiger ausländischer Staaten und internationaler Organisationen", wie aus seinem in der Nacht veröffentlichten Dekret hervorgeht. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich westliche Unternehmen massenhaft vom Markt des Riesenreichs zurückgezogen. Viele Bereiche der russischen Wirtschaft sind mit westlichen Sanktionen im Zuge des Krieges belegt.
Putin hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Zwangsverwaltungen angeordnet, um den Betrieb von Werken und Unternehmen sowie Arbeitsplätze zu sichern. Die neuen Maßnahmen zum internationalen Flughafen Pulkowo würden im "Zusammenhang mit der Gefahr für die nationalen Interessen und wirtschaftliche Sicherheit der Russischen Föderation" ergriffen, hieß es. Demnach werden 100 Prozent der Anteile des Konsortiums Northern Capital Gateway (NCG) in eine neue von der russischen Regierung gegründete Holding übertragen. Die russischen Gesellschafter behielten ihre Rechte, die ausländischen Investoren nicht.
Fraport hatte nach Beginn des Krieges die Absicht erklärt, aus dem Betrieb des Flughafens auszusteigen. Die Beteiligung in St. Petersburg war laut Fraport "ruhend gestellt". Im September erklärte der Chef der russischen Bank VTB, Andrej Kostin, dass bis Ende dieses Jahres die Parameter des Ausstieges von Fraport festgelegt werden sollten. Er hatte den Wert des Fraport-Anteils mit 111 Millionen Euro angegeben. Insgesamt gehörten zu der bisherigen Holding NCG, die 2010 einen 30-jährigen einen Vertrag zum Betrieb des Flughafens Pulkowo erhalten hatte, 13 verschiedene Unternehmen.
Selenskyj: Neue Phase des Krieges hat begonnen
Der Krieg gegen die russischen Angriffstruppen ist nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj in eine neue Phase eingetreten. Der Winter werde die Kämpfe voraussichtlich erschweren, sagte Selenskyj in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Trotz Rückschlägen werde die Ukraine aber nicht aufgeben. "Wir befinden uns in einer neuen Phase des Krieges, das ist eine Tatsache", sagte Selenskyj in Charkiw im Nordosten der Ukraine. "Der Winter als Ganzes ist eine neue Phase des Krieges." Auf die Frage, ob er mit den Ergebnissen der Gegenoffensive zufrieden sei, zeigte sich Selenskyj zwiegespalten. "Sehen Sie, wir geben nicht nach, ich bin zufrieden", sagte er. Aber er fügte hinzu: "Wir verlieren Menschen, ich bin nicht zufrieden. Wir haben nicht alle Waffen bekommen, die wir wollten, ich kann nicht zufrieden sein, aber ich kann mich auch nicht zu sehr beschweren."
Der ukrainische Präsident befürchtet nach eigener Aussage, dass der Krieg zwischen Israel und der Hamas den Konflikt in der Ukraine überschatten könnte. Konkurrierende politische Ziele und begrenzte Ressourcen könnten die westliche Militärhilfe für Kiew gefährden. Die Gegenoffensive des vergangenen Sommers bewertete Selenskyj nüchtern: "Wir wollten schnellere Ergebnisse. So gesehen, haben wir leider nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Und das ist eine Tatsache." Die Ukraine habe nicht alle benötigten Waffen von ihren Verbündeten erhalten, und die begrenzte Größe der Streitkräfte habe einen schnellen Vormarsch verhindert, sagte er. "Es gibt nicht genug Kraft, um die gewünschten Ergebnisse schneller zu erreichen", erklärte er. "Aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben sollten, dass wir kapitulieren müssen. Wir sind zuversichtlich, was unser Handeln angeht. Wir kämpfen für das, was uns gehört."
Russland: Unbemanntes ukrainisches Marineschiff zerstört
Die russische Marine hat am Morgen nach eigenen Angaben ein unbemanntes ukrainisches Marineschiff auf dem Weg zur Krim zerstört. "Gegen 08:00 Uhr Moskauer Zeit wurde ein unbemanntes ukrainisches Marineschiff im westlichen Schwarzen Meer entdeckt, das auf die Halbinsel Krim zusteuerte", teilte das Verteidigungsministerium mit. "Das entdeckte Ziel wurde zerstört." Russland hat die Krim 2014 von der Ukraine annektiert.
Ukraine: 18 russische Kampfdrohnen abgeschossen
In der Nacht hat es erneut Luftalarm in der Ukraine gegeben. Die ukrainischen Streitkräfte warnten vor Angriffen russischer Drohnen, die von der Krim aus in Bewegung gesetzt worden seien. Im Gebiet Cherson seien durch eine russische Drohne zwei Menschen verletzt worden, berichtete die Zeitung "Ukrainska Pravda".
Das ukrainische Militär schoss nach Angaben der Behörden 18 von 25 von Russland abgeschossenen Kampfdrohnen ab. Die Kiewer Luftwaffe meldete auch die Zerstörung eines von zwei abgeschossenen Marschflugkörpern. Unmittelbar nach dem Angriff, der nach offiziellen Angaben von Südwestrussland und der von Russland besetzten Krim aus gestartet wurde und vor allem auf die Ost- und Südukraine abzielte, gab es keine Berichte über Schäden.
Selenskyj will Befestigungsanlagen an der Front ausbauen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den verstärkten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte angekündigt. "Die Priorität ist offensichtlich", sagte er am Abend in seiner täglichen Videoansprache. Mit dem Verteidigungsminister und führenden Militärs sei über die Errichtung solcher Anlagen diskutiert worden. Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus gilt als ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.
Amnesty: Lage von Älteren mit Behinderungen in der Ukraine schwierig
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat auf die unzureichende Versorgung älterer Menschen mit Behinderungen in der Ukraine hingewiesen. Nach kriegsbedingten Evakuierungen oder Vertreibungen hätten diese Menschen oft keinen Zugang zu angemessenen Unterkünften und Pflege, heißt es in einem neuen Bericht.
Zudem seien sie von ihren Familien getrennt. Dies fördere Ausgrenzung und Isolation. Für den aktuellen Bericht befragte Amnesty nach eigenen Angaben zwischen Mai und September 2023 insgesamt 159 Personen, darunter 89 ältere Menschen, von denen viele eine Behinderung hatten, sowie 22 Sozialarbeiter und Beschäftigte im Gesundheitswesen.
Ukraine: Massive Zerstörungen durch russischen Angriffskrieg
Durch die seit mehr als 21 Monaten andauernde russische Invasion sind ukrainischen Angaben zufolge in dem angegriffenen Land mehr als 170.000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden. Das erklärte die Vorsitzende des Parlamentsausschusses für regionale Entwicklung und Stadtplanung in Kiew, Olena Schuliak, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am frühen Morgen berichtete.
Demnach schrieb die Politikerin in einem Blog der Agentur: "Nach vorläufigen Schätzungen der Kiewer Wirtschaftshochschule wurden bisher mehr als 170.000 Gebäude durch die Feindseligkeiten beschädigt oder zerstört." Darunter sollen auch mehr als 20.000 Wohnhäuser sein.
Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen
Die USA wollen die Ukraine im Winter vor allem dabei unterstützen, die Energieversorgung aufrechtzuerhalten. Auch Bundeskanzler Scholz versicherte dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj weitere Hilfe. Alle Entwicklungen von Donnerstag zum Nachlesen im Liveblog.