Ukrainische Soldaten posieren in einem Video mit der ukrainischen Flagge - angeblich im Dorf Staromajorskje
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine meldet Befreiung von Dorf im Südosten ++

Stand: 27.07.2023 23:12 Uhr

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben das Dorf Staromajorskje von den russischen Streitkräften zurückerobert. Die ukrainische Zentralbank hat zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch den Leitzins gesenkt. Die Entwicklungen vom Donnerstag im Liveblog zum Nachlesen.

27.07.2023 • 23:12 Uhr

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat während eines überraschenden Besuchs in der Hafenstadt Odessa eine mutmaßlich bei russischen Angriffen beschädigte Kathedrale besichtigt.

Selenskyj habe sich über das Ausmaß der "durch die jüngsten massiven russischen Bombenangriffe auf die zivile Infrastruktur und das historische Zentrum von Odessa verursachten" Zerstörungen in der Verklärungskathedrale informiert, teilte sein Büro mit.

Der Ukraine fehlen nach eigenen Angaben bei der Verteidigung gegen russische Luftangriffe auf ihre Getreide-Infrastruktur am Schwarzen Meer entscheidende Mittel.

Kiew brauche nicht erst "in zwei oder drei Monaten" eine "verstärkte, leistungsstarke, moderne" Raketen- und Luftabwehr, um "die Arten von Raketen abzuwehren, die der Feind gegen uns einsetzt", sagte die ukrainische Armeesprecherin Natalia Gumenjuk der Nachrichtenagentur AFP. Andernfalls gebe es womöglich bald keine ukrainischen Häfen mehr. 

Insbesondere benötige die ukrainische Armee US-Kampfjets vom Typ F-16, die in der Lage seien, russische Waffensysteme und Schiffe ins Visier zu nehmen, die für Angriffe auf den Süden der Ukraine eingesetzt würden, sagte Gumenjuk.

Zudem seien derzeit "praktisch alle" Schwarzmeer-Häfen von Russland blockiert, sagte Gumenjuk weiter. Kein Schiff könne auslaufen. Den russischen Streitkräften warf sie vor, eine "Vorherrschaft im Schwarzen Meer" anzustreben. "Sie wollen ein Getreide-Monopol für sich selbst", sagte sie. "Sie wollen die Ukraine als ein Land ausschalten, das die Welt ernähren kann", fügte sie hinzu.

Die Prager Stadtverwaltung will einen geplanten Konzertauftritt der aus Russland stammenden Opernsängerin Anna Netrebko von der Zustimmung der Ukraine abhängig machen.

Der Prager Vizebürgermeister Jiri Pospisil teilte der Nachrichtenagentur CTK mit, er wolle zuerst die ukrainische Botschaft konsultieren und dann entscheiden, ob er den Kulturverantwortlichen eine Absage des Auftritts empfehle. Netrebkos Konzert ist für 16. Oktober im Smetana-Saal des der Stadtverwaltung gehörenden Prager Konzerthauses "Obecni dum" (auf Deutsch Gemeindehaus) geplant.

Pospisil stellte klar, dass die ukrainische Haltung zu dem geplanten Konzertauftritt für ihn ausschlaggebend sein werde: "Die Opernsängerin steht auf der Sanktionsliste der Ukraine. Wenn sich mein Eindruck bestätigt, soll der Auftritt abgesagt werden. Das ist nicht einfach nur irgendein Konzert. Sie hat sich in der Vergangenheit aktiv an der Unterstützung des verbrecherischen Regimes beteiligt."

CTK wies darauf hin, dass Netrebko seit Jahren in Österreich lebe, in der Vergangenheit aber Kremchef Wladimir Putin bei einer Präsidentschaftskandidatur in Russland unterstützt habe. Netrebkos Konzertmanagerin sagte der CTK, die Opernsängerin habe den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig verurteilt.

Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge im östlichen Gebiet Donezk südlich der russisch besetzten Stadt Bachmut Geländegewinne erzielt. "Wir bewegen uns schrittweise voran", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram.

Schwerpunkte der harten Kämpfe seien die Ortschaften Klischtschijiwka, Kurdjumiwka und Andrijiwka. Am Abend war im Generalstabsbericht wiederum von abgewehrten russischen Angriffen südlich von Klischtschijiwka und russischen Bombardements bei Kurdjumiwka die Rede. Maljar zufolge wurden auch russische Gegenangriffe nördlich von Bachmut abgewehrt. Gescheiterte russische Angriffe habe es ebenfalls in den Abschnitten Kupjansk an der Grenze zum Charkiwer Gebiet und Lyman an der Grenze zum Luhansker Gebiet gegeben.

In Abgrenzung zu Russland hat die Orthodoxe Kirche der Ukraine den Übergang zum modernen Kalender beschlossen. Der neujulianische Kalender, der feststehende Feiertage wie Weihnachten betrifft und Berechnungen zufolge bis zum Jahr 2800 mit dem heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender übereinstimmt, soll zum neuen Kirchenjahr ab dem 1. September eingeführt werden, wie aus dem Beschluss der Bischofssynode hervorgeht.

Pfarreien und Klöster, die den alten julianischen Kalender weiter nutzen wollen, können dies demnach jedoch tun. Mit dem Wechsel des Kalenders, der die orthodoxen Feiertage an die der Katholiken und Protestanten angleicht, distanziert sich die 2018 mit staatlicher Hilfe gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine demonstrativ noch weiter von Kriegsgegner Russland. Die russisch-orthodoxe Kirche folgt bis heute dem julianischen Kalender. Auch die lange mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche lehnt als größte Glaubensgemeinschaft einen Übergang zum modernen Kalender bisher ab.

China hilft nach Angaben von US-Geheimdiensten Russland bei der Umgehung westlicher Sanktionen. Russland werde zudem wohl mit Militärtechnologie sowie sogenannten Dual-Use-Gütern versorgt, die auch militärische Einsätze genutzt werden könnten, geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hervor. Unklar sei aber, ob absichtlich Kontrollen umgangen würden.

Die Volksrepublik liefere trotz westlicher Sanktionen und Exportkontrollen Güter, die die russische Armee in der Ukraine einsetze, geht aus dem Bericht vom Office of the Director of National Intelligence (ODNI) hervor. Der Director of National Intelligence steht dem Zusammenschluss aller US-Geheimdienste vor. "Zollunterlagen zeigen, dass staatliche Rüstungsunternehmen der Volksrepublik China Navigationsausrüstung, Störtechnik und Teile für Kampfjets an sanktionierte russische Rüstungsunternehmen liefern", heißt es in dem Bericht.

Nach Erkenntnissen des ODNI haben Russland und China den in der chinesischen Währung Yuan abgewickelten bilateralen Handel erhöht. Zudem würden beide Länder verstärkt inländische Zahlungssysteme nutzen. Damit können sie sich westlichen Kontrollen entziehen. Dem Bericht zufolge hat China die Importe von russischen Öl und Gas erhöht.

Das ODNI beruft sich bei einem Großteil der Informationen auf Medienberichte. In der ODNI-Studie heißt es: "Der Geheimdienstgemeinschaft liegen keine ausreichenden Berichte vor, um zu beurteilen, ob Peking die Endverbleibskontrollen der US-Regierung im Rahmen der Ausfuhrkontrolle, einschließlich Befragungen und Untersuchungen, in der VR China absichtlich behindert."

Die Ukraine hat die Befreiung des Dorfes Staromajorske im Südosten des Landes gemeldet. "Unser Süden! Unsere Jungs! Ruhm der Ukraine!", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram.

Dazu veröffentlichte er ein Video, das in dem Ort im Süden des Gebiets Donezk aufgenommen worden sein soll. Zu sehen sind darin mehrere Soldaten, die sich als Kämpfer der 35. Brigade vorstellen und die eine ukrainische Flagge halten. Sie hätten Staromajorske vollständig befreit, sagt einer der Männer.

Die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, nach dem Stopp des Getreideabkommens sechs afrikanischen Staaten kostenfrei Getreide zu liefern, hat international Kritik hervorgerufen.

"Eine Handvoll Spenden für ein paar Länder können die Millionen und Abermillionen Tonnen Getreide nicht ersetzen, die dazu beigetragen haben, die Nahrungsmittelpreise auf der ganzen Welt zu stabilisieren", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. Sie bezog sich damit auf Russlands Ausstieg aus dem Abkommen, das eine Ausfuhr von ukrainischem Getreide aus Schwarzmeerhäfen ermöglicht hatte und das besonders Ländern des globalen Südens zugutekam.

UN-Generalsekretär António Guterres ging nicht direkt auf Putins Versprechen ein, sagte aber ebenfalls, dass Spenden an einzelne Staaten die Auswirkungen des russischen Ausstiegs aus dem Getreideabkommen nicht wettmachen könnten. Er betonte, die Vereinten Nationen seien in Kontakt mit Russland, der Ukraine und Vermittler Türkei, um das Abkommen wieder in Kraft zu setzen. Guterres sagte, wenn Millionen Tonnen ukrainisches Getreide nicht auf den Markt kämen, würde das die Preise erhöhen, was vor allem Entwicklungsländer treffen würde.

Die vom ukrainischen Parlament bis Mitte November beschlossene Verlängerung des Kriegsrechts macht auch die verfassungsgemäß vorgesehenen Parlamentswahlen unmöglich. "Ende Oktober wird es in der Ukraine keine Parlamentswahlen geben", konstatierte der oppositionelle Parlamentsabgeordnete Olexij Hontscharenko bei Telegram. Das geltende Kriegsrecht verbietet die Abhaltung von Wahlen.

Die ukrainische Verfassung schreibt reguläre Parlamentswahlen für den letzten Oktobersonntag im fünften Amtsjahr des Parlaments vor. Das wäre am 29. Oktober dieses Jahres der Fall. In der Ukraine war jedoch allgemein erwartet worden, dass dieser Wahltermin nicht eingehalten werden kann. Bei längerem Krieg droht auch der nach der Verfassung für den 31. März 2024 vorgesehenen Präsidentenwahl ein Aufschub.

Der russische Präsident Putin hat afrikanischen Staaten verlässliche Lebensmittellieferungen zugesichert. Das Ganze sei jedoch nicht so einfach, wie es dargestellt werde, berichtet ARD-Korrespondentin Ina Ruck.

Die ukrainische Zentralbank hat zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch den Leitzins gesenkt. Die Behörde teilte mit, dass der maßgebliche Zinssatz ab Freitag von 25 auf 22 Prozent gesenkt werde. Die starke Drosselung der Inflation und die robuste Situation auf dem Währungsmarkt gestatteten diesen Schritt. Seit Jahresbeginn fiel die Inflationsrate demnach von 26 auf 12,8 Prozent im Juni. Die Inflationsprognose für das Gesamtjahr wurde von 14,8 auf 10,6 Prozent gesenkt.

Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum wurden dabei von 2,0 auf 2,9 Prozent angehoben. Im Vorjahr war die Wirtschaftsleistung kriegsbedingt jedoch noch um etwas mehr als 29 Prozent eingebrochen. Der Zentralbank zufolge hat die Ukraine seit Jahresbeginn umgerechnet rund 24,5 Milliarden Euro an Krediten und Hilfsgeldern aus dem Ausland erhalten.

Die ukrainische Fechtsportlerin Olha Charlan hat der ihr unterlegenen Russin Anna Smirnowa bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Mailand den Handschlag verweigert und ist deswegen disqualifiziert worden. Charlan war die erste ukrainische Sportlerin überhaupt, die - außerhalb von Tennis - seit Beginn des Ukraine-Kriegs in einem Wettkampf gegen eine russische Sportlerin antrat. Das ukrainische Sportministerium hatte erst am Vortag seine Bestimmungen geändert.  Die ukrainische Präsidentschaft nannte die Disqualifizierung der Sportlerin "beschämend".

Bei der WM dürfen Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten. Die ukrainische Regierung hatte ihren Sportlern zunächst untersagt, gegen diese anzutreten. Seit Mittwoch sind jedoch nur noch Kämpfe gegen Sportler untersagt, "die die Russische Föderation oder die Republik Belarus repräsentieren". 

Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat sich einen Monat nach seinem kurzen Aufstand gegen die Moskauer Militärführung nach russischen Angaben am Rande des Afrika-Gipfels gezeigt. Der Leiter des russischen Hauses in der Zentralafrikanischen Republik, Dmitri Syty, veröffentlichte ein Foto bei Facebook, dass Prigoschin bei einem Treffen mit dem Vertreter des Landes zeigen soll.

Russische Medien zeigten sich erstaunt, dass Prigoschin, der sich unlängst auch mit Putin im Kreml ausgesprochen hatte, offenkundig wieder hoffähig geworden ist. Lokalmedien berichteten allerdings, dass der Wagner-Chef das Treffen in seinem Trezzini Palasthotel abgehalten habe und nicht auf dem Expoforum selbst, wo der Gipfel unter massiven Sicherheitsvorkehrungen organisiert wird.

Nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin haben die ukrainischen Streitkräfte trotz verstärkter Angriffe in den vergangenen Tagen keine Erfolge erzielt. "Alle Versuche der Gegenoffensive wurden gestoppt, der Feind mit großen Verlusten zurückgeworfen", sagte Putin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Rande des russischen Afrika-Gipfels in St. Petersburg.

Putin behauptet immer wieder, dass die Ukrainer mit ihrer Offensive keinen Erfolg hätten und sie hohe Verluste erlitten. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sechs afrikanischen Staaten zum Auftakt des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg kostenlose Getreidelieferungen versprochen. Moskau werde in den kommenden Monaten "in der Lage sein, kostenlose Lieferungen von 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide nach Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, in die Zentralafrikanische Republik und nach Eritrea zu gewährleisten", sagte Putin in seiner Eröffnungsrede.

Die Ukraine hat nach Darstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin ihre Angriffe in den vergangenen Tagen verschärft. Betroffen sei insbesondere die Frontlinie in der Region Saporischschja, sagt er dem russischen Fernsehen am Rande des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg.

Die Ukraine habe dabei an keinem Frontabschnitt Erfolge erzielt. Die russischen Truppen hätten nicht nur viel Militärausrüstung zerstört, sondern auch den ukrainischen Soldaten heftige Verluste beschert, sagte er. Eine ukrainische Stellungnahme liegt nicht vor.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gibt die Festnahme eines Matrosen bekannt, der einen Terroranschlag auf ein Kriegsschiff der Schwarzmeerflotte geplant habe. Der Verdächtige sei "von einem ukrainischen Geheimdienst angeworben" und mit zwei selbst gebauten Bomben gefasst worden, heißt es in einer Erklärung.

Ziel sei ein Schiff "mit hochpräzisen Waffen" gewesen. Der Festgenommene werde auch verdächtigt, Staatsgeheimnisse an die Ukraine weitergegeben zu haben. Eine ukrainische Stellungnahme liegt nicht vor.

Das ukrainische Parlament hat das nach dem russischen Einmarsch verhängte Kriegsrecht und die angeordnete Mobilmachung um weitere 90 Tage verlängert. Für die entsprechenden Gesetze stimmte eine überdeutliche Zweidrittelmehrheit, wie mehrere Abgeordnete auf ihren Telegram-Kanälen mitteilten. Beide Maßnahmen gelten nun bis Mitte November. Ohne Verlängerung wäre das Kriegsrecht am 18. August ausgelaufen.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministerium haben ukrainische Streitkräfte ihre Angriffe an mehreren Fronten fortsetzten. Die Vorstöße seien aber erfolglos geblieben, hieß es in staatliche Medien.

Demnach hätten russische Streitkräfte ukrainische Angriffe rund um das Dorf Klishchiivka in der Nähe von Bachmut und nördlich von Robotyne an der Frontlinie in der Region Saporischschja abgewehrt, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Russlands Geheimdienst FSB hat offenbar einen geplanten Terroranschlag auf ein Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte vereitelt und einen russischen Seemann festgenommen. Das berichtet die russische Nachrichtenagenturen.

Die staatliche RIA zitierte den FSB mit den Worten, der Seemann sei im Besitz von zwei selbstgebauten Bomben festgenommen worden. Er stehe außerdem im Verdacht, Staatsgeheimnisse an die Ukraine weitergegeben zu haben

Das ukrainische Sportministerium hat seinen Athleten erlaubt, bei Wettbewerben mit russischer und belarusischer Beteiligung anzutreten. Russen und Belarusen dürfen dabei jedoch nur als neutrale Einzelstarter teilnehmen, wie es einer in Anordnung des Ministeriums hieß. Ukrainischen Sportlern bleibt es weiterhin untersagt, bei Wettkämpfen zu starten, bei denen Russen und Belarusen ihre Landesflaggen und Nationalsymbolik verwenden oder durch Handlungen oder Erklärungen ihre nationale Zugehörigkeit öffentlich zum Ausdruck bringen. 

Kremlchef Wladimir Putin hat zum Auftakt des zweiten russischen Afrika-Gipfels in St. Petersburg den Vertretern des Kontinents verlässliche Lebensmittellieferungen zugesichert. "Russland bleibt ein zuverlässiger Lieferant von Nahrung für Afrika", sagte Putin bei einer teils im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung mit Vertretern der Afrikanischen Union (AU).

Der Kremlchef hatte in der vergangenen Woche das unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossene Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer aufgekündigt. Das rief neue Verunsicherung auf den globalen Lebensmittelmärkten hervor. Die Ukraine gilt als wichtiger Exporteur unter anderem von Mais und Weizen. Putin lehnt eine Wiederaufnahme des Abkommens ab

Mit Blick auf den Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg hat US-Außenminister Antony Blinken die teilnehmenden afrikanischen Staaten aufgerufen, vom russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Lösung für die durch ausbleibende Getreideexporte ausgelöste Lebensmittelkrise zu fordern. "Sie wissen genau, wer die Schuld an der gegenwärtigen Situation trägt", sagte Blinken während eines Besuchs in Neuseeland. Er erwarte, "dass Russland dies von unseren afrikanischen Partnern deutlich zu hören bekommt".

Das Abkommen hatte den Export von Milliarden Tonnen Weizen und anderem Getreide auf sicheren Korridoren durch das Schwarze Meer ermöglicht. Das entspreche "dem Export von 18 Milliarden Broten durch diesen Korridor, den Russland nun geschlossen hat", sagte Blinken. Russland hatte in den vergangenen Tagen versucht, die Staaten Afrikas zu beruhigen und erklärt, es würde kostenlos Getreide in afrikanische Länder exportieren, die es benötigen.

27.07.2023 • 10:32 Uhr

Selenskyj zu Besuch in Dnipro

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der Stadt Dnipro im Südosten der Ukraine einen Besuch abgestattet. Er habe mit Kommandeuren und hochrangigen Regierungsmitgliedern über die Lage an der Front und den Nachschub mit Munition gesprochen, schrieb Selenskyj auf Telegram. Auch wie die Flugabwehr gestärkt werden könne, sei ein Thema gewesen.

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums hat Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine Dutzende Kampfhubschrauber verloren, mit ihnen allerdings auch erhebliche Schäden angerichtet. "Russland hat seit der Invasion höchstwahrscheinlich etwa 40 Ka-52 verloren", hieß es auf Twitter.

In den vergangenen Monaten habe Russland seine Streitkräfte im Süden sehr wahrscheinlich - zumindest mit einer kleinen Anzahl - brandneuer Ka-52M-Varianten erweitert, einem stark modifizierten Fluggerät, das auf den Erfahrungen der Russen in Syrien beruhe, schrieben die Briten. Ihre Einschätzung basiert demnach auf Fotos in sozialen Medien, auf denen Besatzungen neben den neuen Hubschraubern posieren.

Eine weitere wichtige Erweiterung der Ka-52-Flotte sei die Ausrüstung mit einer neuen panzerbrechenden Luft-Boden-Rakete (LMUR), die eine Reichweite von ungefähr 15 Kilometern habe, teilte das Ministerium mit. Die Crews hätten schnell die Gelegenheit genutzt, diese Waffen außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr einzusetzen.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat eigenen Angaben zufolge auf einem weiteren ausländischen Schiff Spuren von Sprengstoff entdeckt. Auch dieses Schiff sei auf dem Weg von der Türkei nach Russland, um dort Getreide zu laden, und habe zuvor in einem ukrainischen Hafen gelegen, so russische Nachrichtenagenturen. Bereits am Montag hatte der FSB bekanntgeben, Sprengstoffspuren auf einem Frachter entdeckt zu haben.

Bei ihrer seit rund sieben Wochen andauernden Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte laut einem Bericht der "New York Times" ihren bislang wichtigsten Vorstoß gegen die russischen Invasoren begonnen. Daran seien im Südosten des Landes Tausende teils vom Westen ausgebildete und ausgerüstete Soldaten beteiligt, die bislang in Reserve gehalten worden seien, berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf zwei ungenannte Pentagon-Beamte.

Es gelte, durch von Russland gelegte Minenfelder und andere Barrieren in Richtung Süden zur Stadt Tokmak und, wenn möglich, bis ins etwa 40 Kilometer von der Küste entfernte Melitopol vorzudringen. Ziel sei es, die Landbrücke zwischen der russisch-besetzten Ukraine und der Halbinsel Krim zu durchtrennen oder zumindest so weit vorzurücken, dass die strategisch wichtige Halbinsel in Reichweite der ukrainischen Artillerie gerate.

In der ukrainischen Hafenstadt Odessa wurden in der Nacht erneut die Hafenanlagen beschossen. Das teilte der zuständige Gouverneur der Region, Oleh Kiper, mit. Ein Wachmann sei getötet worden. Zudem sei ein Frachtterminal beschädigt worden. Seit Russland am Montag vergangener Woche das Getreideabkommen ausgesetzt hat, sollen russische Truppen wiederholt die Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer angegriffen haben.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der russische Präsident Wladimir Putin will heute mit Vertretern aus 49 Staaten über mögliche Wege einer engeren Kooperation mit afrikanischen Ländern beraten. Im Fokus des Treffens steht aber auch die Lage in der Ukraine und das von Russland aufgekündigte Getreideabkommen. Viele afrikanische Länder kämpfen mit den gestiegenen Getreide- und Energiepreisen infolge des Krieges gegen die Ukraine.

Angaben des ukrainischen Militärs zufolge hat es am Mittwochabend weitere Luftangriffe auf mehrere Städte in der Ukraine gegeben. Ein Sprecher der ukrainischen Armee erklärte im Fernsehen, Ziele seien die Oblast Chmelnyzkyj im Zentrum des Landes und die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw und Dnipro in der Ostukraine gewesen. Unter anderem sei der Militärflughafen Starokostjantyniw angegriffen worden, auf dem Kampfflugzeuge stationiert seien. Weiter hieß es, die Luftabwehr habe 36 russische Marschflugkörper abgefangen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte der Luftabwehr in seiner abendlichen Videobotschaft. Er sagte, es habe nur wenige Treffer gegeben, und einige Raketentrümmer seien niedergegangen. Konkrete Angaben über mögliche Schäden oder Opfer machte die Ukraine aber nicht.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat die Länder Afrikas vor einer engeren Zusammenarbeit mit Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin gewarnt. "Wer afrikanischen Ländern billigen russischen Weizen verspricht und zugleich ukrainische Getreidehäfen bombardiert, will nicht den Hunger bekämpfen, sondern nur neue Abhängigkeiten schaffen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Russland verhalte sich nur in der Rhetorik antikolonial, "tatsächlich zielt sein Vorgehen in Afrika auf Abhängigkeit und Ausbeutung". Das Treffen in St. Petersburg nannte Schulze "eine PR-Show Putins".

Russland will bei seinem zweiten Afrika-Gipfel die Zusammenarbeit mit den Staaten des Kontinents ausbauen. Im Mittelpunkt stehen dabei auch russische Lieferungen von Getreide und Dünger in afrikanische Länder, nachdem Moskau das Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer aufgekündigt hatte. Russland wird wegen der Seeblockade in seinem Krieg gegen die Ukraine vorgeworfen, dem Weltmarkt große Mengen an Weizen und Mais zu entziehen und so Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben.

Das Getreide aus der Ukraine gilt wie das aus Russland als wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Hunger in der Welt. Schulze sagte, Russland exportiere "Waffen, Fake News und Söldner, mit oft fatalen Folgen. Entwicklungspolitisch hat Russland den afrikanischen Staaten wenig zu bieten." Das Treffen mit Putin sei aber auch "eine Chance für unsere afrikanischen Partner, den russischen Präsidenten mit ihren Forderungen zu konfrontieren. Ein Ende des Krieges und ein ungehinderter Export des ukrainischen Getreides sind im Interesse der ganzen Welt."

Die Dachorganisation des Roten Kreuzes kürzt die Mittel für die humanitäre Hilfe in der Ukraine. Der genaue Umfang stehe noch nicht fest, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), Achille Després, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wahrscheinlich trifft die Kürzung bereits unser Budget von 2023."

Als Grund nennt er die schwierige finanzielle Situation des IKRK auf globaler Ebene. Allerdings werde auch 2023 das meiste Geld in die Ukraine fließen, auch nach den Sparmaßnahmen. "Unsere Pläne zur Kostensenkung betreffen alle unsere Aktivitäten weltweit und in der Ukraine prüfen wir sorgfältig, welche Ausgaben reduziert oder verschlankt werden können." Das Budget des IKRK für die Ukraine ist das höchste weltweit und belief sich 2022 auf insgesamt rund 435 Millionen Euro.

Wegen russischer Drohungen gegen die zivile Schifffahrt im Schwarzen Meer verstärkt die NATO ihre Überwachung in der Region. Moldau weist 45 russische Diplomaten und Botschaftsmitarbeiter aus. Die Entwicklungen vom Mittwoch im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juli 2023 um 07:00 Uhr.