Archiv: Israels Armeesprecher Hagari bei einer Pressekonferenz
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Nahost-Krieg ++ Israel verstärkt Gefechtsbereitschaft ++

Stand: 04.04.2024 23:38 Uhr

Nach dem Angriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus hat Israel seine Gefechtsbereitschaft erhöht. Die Welthungerhilfe beginnt ihren ersten Hilfseinsatz in Gaza. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

04.04.2024 • 23:38 Uhr

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Erstmals seit fast drei Monaten hat es am Abend in der südisraelischen Stadt Netivot wieder Raketenalarm gegeben. Auch in den Städten Sderot und Aschkelon heulten Armeeangaben zufolge die Sirenen. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) reklamierte den Angriff für sich. Mehrere Geschosse seien abgefangen worden, meldeten israelische Medien. Berichte über Verletzte gibt es bisher nicht. In Sderot schlug Berichten zufolge eine Rakete auf einer Straße ein. Bereits am Mittwoch hatte es in den Grenzorten zum Gazastreifen mehrfach Raketenalarm gegeben. Nach israelischen Angaben von vergangener Woche haben extremistische Palästinenser seit dem 7. Oktober mehr als 15.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. 

Das israelische Militär hat angesichts iranischer Drohungen nach einem tödlichen Angriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus seine Gefechtsbereitschaft verstärkt. Die Bereitschaft der Kampftruppen sei erhöht worden, wo immer dies nötig sei, erklärte Militärsprecher Daniel Hagari. Verstärkt worden seien auch die Verteidigungssysteme. "Wir haben Kampfflugzeuge, die zur Verteidigung bereit sind und bereit sind, in unterschiedlichen Szenarien loszuschlagen."

Hagari räumte zudem ein, dass Israel lokale GPS-Systeme gezielt gestört habe, um Bedrohungen von außerhalb zu "neutralisieren". Die Maßnahme hat unter anderem Navigationssysteme für den Straßenverkehr beeinträchtigt.

US-Präsident Joe Biden hat vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu "konkrete" und "unverzügliche" Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten im Gaza-Krieg gefordert. Nach Angaben des Weißen Hauses sagte Biden in einem Telefonat mit Netanyahu, dass der weitere US-Kurs in dem Konflikt vom "unverzüglichen Handeln" Israels zum Schutz von Zivilisten und humanitären Helfern im Gazastreifen abhänge. Es war das erste Telefongespräch zwischen Biden und Netanyahu seit dem Tod mehrerer Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem israelischen Luftangriff.

Die spanische Regierung stellt eine Überprüfung der Beziehung der EU zu Israel in den Raum. Dies könne nötig werden, sollte die EU-Kommission feststellen, dass Israel im Gaza-Krieg humanitäres Recht verletzt habe, sagte Ministerpräsident Pedro Sanchez dem Sender Al Jazeera. Nach seiner Darstellung "steht die Tür offen" für eine Debatte im Europäischen Rat, "ob wir diese strategische Beziehung fortsetzen oder nicht". Zunächst müsse jedoch die Einschätzung der Kommission abgewartet werden.

Sanchez rief zudem erneut zu einer internationalen Anerkennung von Palästina als unabhängigen Staat auf. Spanien, Irland, Malta und Slowenien hatten im März gemeinsame Anstrengungen mit diesem Ziel angekündigt. Die Regierung in Jerusalem lehnte dies als "Belohnung für Terrorismus" ab.

Bei den Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sind nach Darstellung der radikal-islamischen Hamas keine Fortschritte erzielt worden. Hamas-Vertreter Osama Hamdan wirft Ministerpräsident Netanyahu vor, eine Übereinkunft zu behindern und kein Interesse an einer Freilassung der Geiseln zu haben. "Die Verhandlungen stecken in einem Teufelskreis", sagt Hamdan in Beirut. Eine Stellungnahme Israels liegt nicht vor. Die Gespräche laufen seit Wochen, ohne dass ein Durchbruch zu erkennen ist.

Die israelische Regierung signalisiert, dass die Aufklärung der Tötung von internationalen Helfern im Gazastreifen Wochen in Anspruch nehmen wird. "In den kommenden Wochen werden wir transparent sein und die Ergebnisse der Öffentlichkeit mitteilen, sobald es klare Erkenntnisse gibt", kündigt Regierungssprecherin Raquela Karamson an.

Sieben Mitglieder einer internationalen Hilfsorganisation waren durch einen israelischen Luftangriff getötet worden. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach von einem tragischen Ereignis, das in Kriegszeiten passieren könne. Er kündigte eine Untersuchung an.

Israels Inlandsgeheimdienst hat eigenen Angaben zufolge Anschlagspläne auf den rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, den internationalen Flughafen und weitere Ziele in Israel vereitelt. Sieben arabische Israelis und vier Palästinenser aus dem Westjordanland seien in dem Zusammenhang festgenommen worden, teilte der Schin Bet mit.

Demnach hat die Gruppe auch Angriffe auf das Regierungsgebäude in Jerusalem und Stützpunkte der Armee geplant. Zudem sei ein Anschlag auf eine israelische Siedlung im Westjordanland vorbereitet worden, in der auch Ben-Gvir lebt. Die Gruppe soll die Absicht gehabt haben, den Minister dabei mit einer Panzerabwehrrakete zu töten. Sie hat nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes auch versucht, Soldaten zu entführen. 

Die Welthungerhilfe liefert in ihrem ersten Hilfseinsatz Nahrung und medizinische Hilfe in den Gazastreifen. Fertigmahlzeiten und Spezialnahrung für unterernährte Kinder seien Teil des eine Million Euro umfassenden Hilfspakets, teilte die Welthungerhilfe in Bonn mit. An den Lieferungen beteiligt seien langjährige lokale Partner sowie die italienischen Organisation Cesvi und terre des hommes Italien.

"Bei unserer Unterstützung halten wir uns strikt an die humanitären Prinzipien wie Neutralität, Menschlichkeit, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit", sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge. Der politische Druck auf alle Parteien müsse jedoch erhöht werden, damit die Menschen im Gazastreifen einen besseren und sichereren Zugang zu Nahrung erhielten; eine Waffenruhe sei notwendig.

Auch nach dem fehlgeleiteten Luftangriff mit sieben getöteten Mitarbeitern einer US-Hilfsorganisation will Caritas international seine humanitäre Hilfsarbeit im Gazastreifen fortsetzen. "Wenn die internationale Hilfen gestoppt werden müssten, würden innerhalb kurzer Zeit Tausende Menschen sterben.

Deshalb wäre ein Ende der Verteilung von Lebensmitteln über unsere Partnerorganisation CRS nur die Ultima ratio", sagte Patrick Kuebart der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat Israel aufgefordert, den Hinterbliebenen der im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff getöteten sieben Helferinnen und Helfer der Hilfsorganisation World Central Kitchen Entschädigung zu zahlen. "Wir erwarten (...) eine sofortige Aufklärung der Umstände und eine Entschädigung für die Angehörigen der Opfer", sagte Tusk der Nachrichtenagentur Reuters zufolge vor Journalisten. Unter den Getöteten war auch ein polnischer Staatsbürger.

Drei ehemalige Richter des Obersten Gerichtshofs in Großbritannien haben sich dem laut der Nachrichtenagentur Reuters mittlerweile von über 600 Juristen unterzeichnetem Aufruf angeschlossen, Waffenverkäufe an Israel zu stoppen. "Die Bereitstellung von militärischer Hilfe und Material für Israel könnte Großbritannien zu einem Beteiligten an einem Völkermord sowie schweren Verstößen gegen das Internationale Humanitäre Recht machen", heißt es in dem Appell.

Angesichts der angespannten Sicherheitslage hat Israel Urlaube in allen Kampfeinheiten zeitweilig gestoppt. "Die israelische Armee ist im Krieg und die Aufstellung der Streitkräfte wird ständig entsprechend der Notwendigkeiten angepasst", hieß es in einer Mitteilung der Armee. Die Entscheidung sei in Einklang mit einer Lagebewertung getroffen worden.

Ob sich dies auf die neuen Spannungen mit dem Iran oder die Lage im Gazastreifen bezog, war zunächst unklar. Israels Armee hatte am Mittwochabend bereits mitgeteilt, sie wolle Reservisten der Raketenabwehr mobilisieren. Nach einer Lagebeurteilung sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten für die Luftverteidigung einzuberufen. Die Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien berichteten, Hintergrund seien Drohungen aus Teheran.

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Darstellung der dortigen, von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn 33.037 Palästinenser getötet worden. Zudem gebe es 75.668 Verletzte.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der US-amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Israel aufgefordert, konkrete Schritte zum Schutz von Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu unternehmen. Laut einer Mitteilung des US-Verteidigungsministeriums sagte Austin in einem Telefonat mit dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant, die Koordinierung habe wiederholt versagt.

"Minister Austin drückte seine Empörung über den israelischen Angriff auf einen humanitären Hilfskonvoi von World Central Kitchen aus, bei dem sieben Helfer, darunter ein amerikanischer Staatsbürger, getötet wurden", heißt es in einer Erklärung zu dem Gespräch. Austin habe Gallant zudem aufgefordert, eine schnelle und transparente Untersuchung durchzuführen, die Untersuchungsergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Das US-Militär hat mitgeteilt, US-Streitkräfte hätten eine angreifende ballistische Anti-Schiffs-Rakete und zwei Kampfdrohnen abgeschossen. Diese seien von der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz aus dem Jemen in Richtung Rotes Meer gestartet worden. Verletzungen oder Schäden seien nicht gemeldet worden. "Darüber hinaus zerstörten CENTCOM-Kräfte in diesem Zeitraum ein mobiles Boden-Luft-Raketensystem in einem von der Huthi-Miliz kontrollierten Gebiet", heißt es in der Mitteilung auf der Plattform X.

Im UN-Sicherheitsrat ist eine Verurteilung eines Luftangriffs auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien gescheitert. Die USA, Großbritannien und Frankreich lehnten eine von Russland entworfene Erklärung des UN-Sicherheitsrats ab.

Diplomaten berichteten, die USA hätten bei einem Treffen am Dienstag erklärt, viele der Fakten über die Geschehnisse am Montag in Damaskus seien noch unklar. So sei noch nicht bestätigt, dass es sich bei dem getroffenen Gebäude um eine diplomatische Einrichtung gehandelt habe. Frankreich und Großbritannien hätten die USA unterstützt.

US-Präsident Joe Biden und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu werden heute miteinander telefonieren. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus Washingtoner Regierungskreisen. Das Gespräch ist angesichts der wachsenden Frustration des Weißen Hauses über Israels Kriegsführung im Gazastreifen brisant. Zuletzt hatten Biden und Netanyahu am 18. März miteinander gesprochen. Bei dem Telefonat dürfte es auch um den israelische Luftangriff gehen, bei dem sieben Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden waren - darunter ein amerikanischer Staatsbürger.

Benny Gantz, Mitglied im israelischen Kriegskabinett, ruft zu Neuwahlen im September auf. Die Leichen der bei einem israelischen Luftangriff getöteten Mitarbeiter sollen in Ägypten angekommen sein. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. April 2024 um 11:30 Uhr in den Nachrichten.