Ein israelischer Soldat in einem Tunnel der Hamas im Gazastreifen.
liveblog

Nahost-Krieg ++ Israel meldet Fund von Tunnelnetz unter Gaza ++

Stand: 20.12.2023 23:35 Uhr

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge ein Tunnelnetz unter Gaza-Stadt entdeckt. Nach Einschätzung der US-Regierung werden "sehr ernsthaft" Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen geführt. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

20.12.2023 • 23:35 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir diesen Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Die israelischen Streitkräfte haben nach erneutem Raketenbeschuss Ziele in Syrien angegriffen. Die Abschussorte der vier Raketen sowie ein syrischer Militärposten seien beschossen worden, teilte das israelische Militär mit. Welche Gruppierung für den Abschuss aus Syrien verantwortlich war, war zunächst unklar. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London bestätigte israelische Angriffe nach Raketenbeschuss im Grenzgebiet. Berichte von Opfern waren zunächst nicht bekannt.

Israels Verteidigungsminister Joav Gallant hat die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen vor weiteren Angriffen gewarnt. "Wir bereiten uns vor - die Truppen hier sind für jede Mission und jeden Befehl bereit", sagte Gallant bei einem Besuch der Marine nahe der israelischen Stadt Eilat am Roten Meer. Israel werde Drohungen gegen den Staat nicht dulden. "Wenn sie uns weiterhin provozieren, wenn sie versuchen, Eilat mit Raketen oder mit anderen Mitteln anzugreifen, werden wir wissen, was zu tun ist."

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen haben seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen Israel mehrfach mit Drohnen und Raketen angegriffen. Zudem attackierten sie Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Die Bedrohung der Freiheit der Schifffahrt an der Meerenge Bab al-Mandab, zweitausend Kilometer vom Staat Israel entfernt, sei nicht nur eine Bedrohung für den Verkehr nach Israel, sagte Gallant. "Sondern auch für die internationale Freiheit der Schifffahrt in Gewässern, die allen Ländern gehören".

Große Reedereien meiden die Route wegen der Angriffe zunehmend. Zum besseren Schutz der wichtigen Schifffahrtsroute, die zum Suezkanal führt, formen die USA eine neue Sicherheitsinitiative mit dem Namen "Operation Prosperity Guardian". Daran beteiligen sich nach US-Angaben mehrere Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien. Deutschland prüft eine Beteiligung.

Drei versehentlich von israelischen Soldaten im Gazastreifen erschossene Geiseln waren bereits Tage zuvor von einem Suchhund des israelischen Militärs entdeckt worden. Der Hund habe mit einer Körperkamera aufgezeichnet, wie die drei am 10. Dezember um Hilfe gerufen und ihre Namen gebrüllt hätten, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Soldaten hatten demnach den Hund mit der Kamera in ein Gebäude im Viertel Schidschaija in der Stadt Gaza geschickt, wo sie Extremisten vermuteten. Die Extremisten erschossen den Hund und wurden selbst in einem anschließenden Feuergefecht getötet.

In dem Chaos dürften die drei in dem Gebäude festgehaltenen Geiseln nach Einschätzung des israelischen Militärs entkommen sein. Erschossen wurden sie fünf Tage später ungefähr einen Kilometer entfernt, als sie mit nacktem Oberkörper und einem Stock mit einem weißen Stück Stoff aus einem Gebäude kamen. Die Aufnahme des Hundes wurde erst danach untersucht.

Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben ein Tunnelnetz entdeckt, das tief unter dem Zentrum von Gaza-Stadt verläuft und mit Grundstücken von Hamas-Anführern verbunden ist. Die Tunnel seien gefunden worden, als die Soldaten in den vergangenen Tagen einen zentralen Bereich der Stadt sicherten, sagt der Sprecher der israelischen Armee, Oberstleutnant Peter Lerner.

Der Zugang zu den Tunneln erfolge über Wendeltreppen und einen Aufzug, der bis zu 20 Meter unter die Erde führe. Die Tunnel seien mit Strom, Wasserleitungen, Überwachungskameras und schweren Sprengtüren ausgestattet. "Dieser Komplex, sowohl über als auch unter der Erde, war ein Machtzentrum des militärischen und politischen Flügels der Hamas", sagte Lerner. Bei der Hamas war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Der UN-Sicherheitsrat hat die geplante Abstimmung über eine Resolution zum Gazakrieg erneut vertagt. Die Verhandlungen würden fortgesetzt und die Abstimmung über den Text sei nun für morgen vorgesehen, gab Sicherheitsratspräsident José Javier De La Gasca Lopez-Dominguez in New York bekannt. Der von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachte Text fordert unter anderem eine Aussetzung der Gewalt im Gazastreifen, um mehr humanitäre Hilfslieferungen für über eine Million notleidende Palästinenser möglich zu machen.

Die Mitglieder des 15-köpfigen Sicherheitsrates versuchen dabei seit Tagen, ein drohendes Veto des Israel-Verbündeten USA zu verhindern. Vor der abermaligen Verschiebung des Votums hatten die Vereinigten Staaten heute um mehr Zeit gebeten, um einen Kompromiss zu erreichen. Eine diplomatische Quelle sagte der Nachrichtenagentur dpa, die US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield habe bei einer Beratung des Rats hinter geschlossenen Türen amerikanische Gespräche mit Ägypten angeführt, die einen Durchbruch bringen könnten. Dabei geht es um den Hauptstreitpunkt in dem Entwurf: Die USA stören sich Diplomaten zufolge vor allem an einer im Text vorgesehenen Überprüfung der Hilfsgüter durch die Vereinten Nationen - denn Israel will selbst die Kontrolle über Einfuhren in den Gazastreifen haben.

Dem Vernehmen nach sind führende US-Diplomatinnen und Diplomaten zu einer Enthaltung bereit, nachdem die Unterhändler den Vereinigten Staaten weit entgegengekommen waren. Doch US-Präsident Joe Biden hatte demnach nach einem Abendessen mit UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield die Entscheidung für ein Veto getroffen. Die Hoffnung ist nun, dass eine mögliche ägyptische Rolle die Situation ändern könnte.

Nach Darstellung der Terrororganisation Hamas sind seit Kriegsbeginn mindestens 20.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Darunter seien 8.000 Minderjährige sowie 6.200 Frauen, teilte das Informationsbüro der Hamas mit. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde, die fast täglich neue Zahlen veröffentlicht, hatte zunächst noch keinen eigenen neuen Stand bekanntgegeben. Gestern hatte die Behörde die Zahl der getöteten Palästinenser mit 19.667 angegeben.

US-Außenminister Antony Blinken hat erneut auf "gezieltere" militärische Operationen Israels im Gazastreifen gepocht. "Wir erwarten und wollen eine Verlagerung zu gezielteren Operationen mit einer geringeren Anzahl von Kräften sehen, die sich wirklich auf die Führung der Hamas, das Tunnelnetzwerk (...) konzentrieren", sagte Blinken in Washington. Wenn das geschehe, werde auch die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen zurückgehen.

Die Verhandlungen über eine neue Waffenruhe und Geiselfreilassung im Gazastreifen werden nach Einschätzung der US-Regierung "sehr ernsthaft" geführt. "Das sind sehr ernsthafte Diskussionen und Verhandlungen, und wir hoffen, dass sie irgendwo hinführen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, an Bord der Air Force One.

Hamas-Anführer Ismail Hanija war am Mittwoch zu Gesprächen in Ägypten eingetroffen. Auch Sijad al-Nachala, Chef der ebenfalls an dem Angriff auf Israel beteiligten Extremistengruppe Islamischer Dschihad, kündigte an, in den kommenden Tagen nach Ägypten zu reisen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat einem baldigen Ende der Kämpfe gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen eine Absage erteilt. "Wir setzen den Krieg bis zum Ende fort. Er wird weitergehen, bis die Hamas beseitigt ist - bis zum Sieg", sagte Netanyahu in einer Videobotschaft.

"Wer glaubt, dass wir aufhören werden, ist fernab jeder Realität." Israel werde nicht aufgeben, bis alle Ziele erreicht seien. Diese seien "die Eliminierung der Hamas, die Freilassung unserer Geiseln und die Beseitigung der Bedrohung aus dem Gazastreifen".

Ein israelischer Soldat, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist bei Kämpfen im Gazastreifen getötet worden. "Wir wurden von den israelischen Streitkräften informiert, dass leider ein deutscher Staatsangehöriger unter den Opfern der Kämpfe in Gaza ist", hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Die Botschaft in Tel Aviv stehe mit den Angehörigen in Kontakt. Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet.

Israelischen Medienberichten zufolge war der 20-Jährige am vergangenen Donnerstag bei Kämpfen im Süden des Gazastreifens schwer am Kopf verletzt worden. Er starb den Angaben nach wenige Tage später in einem israelischen Krankenhaus.

Der Anführer der vom Iran unterstützten Huthi-Milizen hat die USA davor gewarnt, das Rote Meer in einen neuen Kriegsschauplatz zu verwandeln. In einer ausgestrahlten Ansprache im jemenitischen Fernsehen warnte Abdel-Malik al-Huthi auch weitere Länder, sich der von den USA gebildeten Militärkoalition anzuschließen. Der Schritt der USA sei eine große Gefahr.

Wenn die USA Soldaten in den Jemen schickten, dann seien sie mit etwas schlimmerem als in Afghanistan und Vietnam konfrontiert, so der Huthi-Führer. Die Gruppe kündigte an, weiter Angriffe auf Schiffe auszuführen, die entweder Israel gehörten oder Israel unterstützten.

Die Europäische Union, die NATO und die USA haben zusammen mit weiteren Partnern die Angriffe der Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer verurteilt. Die zahlreichen Angriffe, die von den durch die Huthis kontrollierten Gebiete im Jemen ausgehen, seien eine Gefahr für den internationalen Handel und die maritime Sicherheit, hieß es in einem Statement, das das Auswärtige Amt veröffentlichte. Es gebe keine Rechtfertigung für die Attacken.

Die Huthi-Rebellen haben seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen vermehrt Schiffe an der Meerenge Bab al-Mandab und im Roten Meer angegriffen. Große Reedereien meiden die Route wegen der Angriffe zunehmend.

Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben der Armee erneut Stellungen der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon bombardiert. Es seien "Terror-Infrastruktur" sowie militärische Einrichtungen der Hisbollah getroffen worden. Anders als sonst üblich betonte die Armee, Israel sei zuvor nicht vom Libanon aus unter Beschuss genommen worden. Warum die Luftwaffe dennoch im Einsatz war, erklärte die Armee auf Nachfrage nicht.

Der erste direkte Hilfskonvoi aus Jordanien hat den Vereinten Nationen (UN) zufolge den Gazastreifen erreicht. Die Ladung habe aus 750 Tonnen Lebensmittel bestanden, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) mit. "Dieser entscheidende erste Schritt könnte den Weg für einen nachhaltigeren Hilfskorridor durch Jordanien ebnen", heißt es in einer Erklärung.

In den kommenden Tagen sollen Hilfslieferungen per Schiff von Zypern aus für die Bevölkerung im Gazastreifen aufgenommen werden. Das erklärten die Außenminister Israels und Zyperns, Eli Cohen und Constantinos Kombos, nach einem Treffen in Larnaka. Die Lieferungen würden den Menschen in Gaza, die unter der Hamas litten, helfen, erklärte Cohen. "In den nächsten zwei Tagen werden alle Einzelheiten geklärt sein", sagte er laut zyprischem Rundfunk (RIK). Im Anschluss an das Treffen wurde mit einer umfangreichen Inspektion des Hafens von Larnaka begonnen, an der auch israelische Sicherheitsexperten teilnahmen.

Karte: Larnaka auf Zypern, Israel und Gazastreifen

Israelische Soldaten haben dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge einen 27 Jahre alten Mann in der Nähe von Hebron im Westjordanland getötet. Die israelische Armee teilte mit, der Fahrer eines Autos sei nach einem Rammangriff an einer Kreuzung "neutralisiert" worden. Wen oder was der mutmaßliche Angreifer mit seinem Auto rammen wollte, teilte die Armee nicht mit. Israelische Medien meldeten, der Mann habe versucht, israelische Soldaten anzufahren. Verletzt wurde bei dem Vorfall nach Angaben der Armee niemand.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Nahost-Kriegs nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober verschärft. 290 Palästinenser wurden seither nach Angaben des Gesundheitsministeriums getötet. Seit Jahresbeginn kamen dem Ministerium zufolge insgesamt 486 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland, bei Konfrontationen oder eigenen Anschlägen ums Leben.

Seit dem Beginn des Krieges sind nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mehr als 66 Prozent der Arbeitsplätze im Gazastreifen verschwunden. Es seien 192.000 Stellen verloren gegangen. "Heute kann kaum jemand im Gazastreifen ein Einkommen aus Arbeit erzielen", sagte Peter Rademaker, stellvertretender Regionaldirektor der ILO für die arabischen Staaten. "Es könnte sogar noch schlimmer werden."

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Mehr als 12.000 ausländische Arbeitskräfte sind in den vergangenen Wochen nach Israel eingereist oder zurückgekehrt. Die Hälfte seien Thailänder, teilte ein Vertreter des Innenministeriums weiter mit. Nach dem Überfall der Hamas Anfang Oktober seien 39 thailändische Arbeiter bei Massakern getötet und 32 entführt worden. Daraufhin hatte unter den meist in der Landwirtschaft Beschäftigten zunächst eine Massenflucht eingesetzt.

Berichten zufolge benötigt Israel mehr als 30.000 ausländische Arbeitskräfte für die bei den Angriffen verwüsteten Farmen im Süden des Landes. Nachdem viele Ausländer geflohen seien und Israels Regierung palästinensischen Arbeitern aus dem Westjordanland die Einreise untersage, bemühe sich Israel um die Anwerbung neuer Arbeitskräfte, unter anderem auch aus Indien, aus Ecuador sowie aus Malawi und Kenia.

Nach mehr als zwei Monaten Krieg im Gazastreifen zeichnen sich innerhalb der Führung der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge zunehmend Differenzen über den weiteren Kurs ab. Während sich die Hamas-Führung im Gazastreifen unter Führung von Jihia Sinwar weiter Kämpfe mit Israels Armee liefert, sprechen im Exil lebende Vertreter des Hamas-Politbüros nach einem Bericht des "Wall Street Journal" über ein Ende des Krieges sowie - hinter dem Rücken von Sinwar - über die Zeit danach.

"Wir wollen, dass der Krieg beendet wird", sagte Husam Badran, Mitglied des Politbüros der Hamas, der Zeitung in der katarischen Hauptstadt Doha. "Wir kämpfen nicht nur, weil wir kämpfen wollen. Wir sind keine Anhänger eines Nullsummenspiels." Die dort ansässige politische Führung der Hamas führt demnach mit ihren palästinensischen Rivalen Gespräche darüber, wie der Gazastreifen und das besetzte Westjordanland nach dem Ende des Krieges regiert werden sollen. Solche Verhandlungen drohten zu einem Konflikt mit Sinwars militanten Flügel zu werden, hieß es.

Die Hinweise auf Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen verdichten sich. Nach Angaben eines Insiders finden derzeit intensive Gespräche statt. Als Vermittler würden Katar und Ägypten fungieren, sagt die in den Vorgang eingeweihte Person der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe bei den Gesprächen auch erneut um einen Austausch von Geiseln, die von der Hamas gehalten werden, gegen palästinensische Gefangene in Israel. Über die Zahl derjenigen, die freigelassen werden sollen, werde noch diskutiert. Israel bestehe darauf, Frauen und "gebrechliche Männer" zu berücksichtigen. Auf die Liste könnten es den Angaben nach zudem Palästinenser schaffen, die in Israel wegen schwerer Straftaten im Gefängnis sitzen.

ARD-Korrespondent Tim Aßmann sagt, dass die Positionen weit auseinander gehen.

"Die Positionen gehen weit auseinander", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu einer möglichen Feuerpause in Gaza

tagesschau24, 20.12.2023 09:00 Uhr

Hunderttausenden vertriebenen Menschen im Gazastreifen fehlt es nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF an Wasser. Kindern stünden pro Tag nur 1,5 bis zwei Liter Wasser zur Verfügung, teilte das Hilfswerk mit. Nach humanitären Standards liege das Minimum in solchen Notsituationen für Trinken, Waschen und Kochen bei 15 Litern. Zum Überleben seien mindestens drei Liter notwendig. Die Wasser- und Hygienesituation im Grenzort Rafah, wo Hunderttausende Menschen Zuflucht gesucht haben, sei in einem extrem kritischen Zustand.

Im umkämpften Gazastreifen sind die Telekommunikationsdienste nach Angaben des Anbieters Paltel erneut ausgefallen. Alle Kommunikations- und Internetdienste seien wegen der "anhaltenden Aggression" vollständig eingestellt worden, schrieb das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen auf Facebook.

Der in Katar lebende Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyeh, ist nach Angaben der Terrororganisation zu Gesprächen über eine mögliche Feuerpause im Krieg mit Israel in Kairo eingetroffen. Das teilte die Hamas mit. Demnach soll es in den Gesprächen auch über einen möglichen Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge gehen. Geplant sind demnach unter anderem Gespräche mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel. Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 129 Geiseln im Gazastreifen festgehalten.

ARD-Korrespondent Tim Aßmann zu Berichten über eine mögliche neue Feuerpause im Gaza-Krieg.

"Konkret wird von israelischer Seite nichts bestätigt", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu möglicher neuer Feuerpause

tagesschau, 20.12.2023 09:00 Uhr

Die israelische Armee setzt ihre Kämpfe gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen fort. Im Verlaufe des vergangenen Tages seien mehr als 300 Ziele angegriffen worden, teilte die Armee mit. So habe die Luftwaffe eine Raketenabschussrampe, von der aus am Dienstag auf Israel gefeuert worden sei, beschossen. Die Bodentruppen lieferten sich zugleich Nahkämpfe mit Terroristen und attackierten im Verbund mit der Luftwaffe und Marine deren Infrastruktur, hieß es. In Reaktion auf feindlichen Beschuss seien die Truppen zudem in der Gegend der heftig umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens gezielt gegen Kommando- und Kontrollzentren sowie Waffenlager vorgegangen. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen soll einem Medienbericht zufolge der israelischen Armee knapp entkommen sein. Soldaten seien einige Male an Orte gelangt, an denen sich Jihia Sinwar bis kurz davor aufgehalten haben soll, meldete der israelische TV-Sender Channel 13. Dem Bericht zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der 61-Jährige nie für lange Zeit an einem Ort bleibt. Laut israelischen Medien flüchtete er zu Beginn des Krieges aus dem Norden des Gazastreifens und hält sich nun in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets auf. Diese gilt als Hochburg der Hamas. Die Armee hatte am Dienstagabend angekündigt, ihren Einsatz dort intensivieren zu wollen.

Nach der islamistischen Hamas hat israelischen Medienberichten zufolge auch die Terrororganisation Islamischer Dschihad ein Video von israelischen Geiseln veröffentlicht. In dem Video seien ein 79 Jahre alter Mann und ein 47-Jähriger zu sehen, berichtete die israelische Zeitung "The Times of Israel". Beide Männer würden darin warnen, dass sie aufgrund der Angriffe des israelischen Militärs jeden Moment sterben könnten, hieß es. Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und wann es gedreht wurde, war zunächst unklar. Auch die Nachrichtenseite Ynet berichtete über das Video. Demnach waren die Männer am 7. Oktober aus einem Kibbuz im Grenzgebiet in den Gazastreifen verschleppt worden.

Israel erwägt nach Ende der derzeitigen intensiven Kampfphase im Norden des Gazastreifens die Errichtung eines humanitären Lagers für palästinensische Zivilisten. Wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie einem mit den Plänen vertrauten Vertreter internationaler humanitärer Hilfseinsätze berichtete, seien die Planungen noch im Anfangsstadium. Ob es tatsächlich zur Realisierung eines solchen Lagers komme, sei unklar. Es sei aber der erste Hinweis darauf, dass Israel sich Gedanken darüber mache, wie palästinensische Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen zurückkehren könnten, sobald die derzeitige Phase der Militäroperationen dort beendet sei.

Der Chef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, wird am Mittwoch in Ägypten zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und einen Gefangenenaustausch mit Israel erwartet. Der in Katar lebende Hanija werde eine "hochrangige" Hamas-Delegation in Ägypten anführen, verlautete aus dem Umfeld der Palästinenserorganisation. Geplant sind demnach unter anderem Gespräche mit dem mächtigen ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel.

Der UN-Sicherheitsrat hat erneut die Abstimmung über eine neue Resolution zum Gaza-Krieg vertagt. Nun soll erst am Mittwoch über den Text abgestimmt werden. Der jüngste Entwurf der Resolution fordert zur "Aussetzung" der Kampfhandlungen auf. Angesichts von Uneinigkeiten hatte der UN-Sicherheitsrat die Abstimmung bereits von Montag auf Dienstag vertagt. Diese Verschiebung war von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beantragt worden, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen. 

Am 8. Dezember war die Verabschiedung einer UN-Resolution für eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" am Veto der USA gescheitert. Die USA hatten ihre Ablehnung damit begründet, dass eine Waffenruhe der Hamas in die Karten spielen würde.

Charlotte Voß, ARD New York, tagesschau, 20.12.2023 05:13 Uhr

Israel hat in Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln aus dem Gazastreifen einem Medienbericht zufolge eine erneute Kampfpause von mindestens einer Woche angeboten. Wie das Nachrichtenportal "Axios" in der Nacht unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie eine weitere informierte Quelle berichtete, erwarte Israel im Gegenzug von der islamistischen Hamas die Freilassung von mehr als drei Dutzend Geiseln.

Israels Präsident Izchak Herzog hatte am Vortag eine neue Kampfpause in Aussicht gestellt. "Israel ist zu einer weiteren humanitären Pause und zusätzlicher humanitärer Hilfe bereit, um die Freilassung von Geiseln zu ermöglichen", sagte er laut einem Sprecher zu Diplomaten. Der Vorschlag Israels einer mindestens einwöchigen Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung von rund 40 Geiseln sei über den Vermittler Katar unterbreitet worden, berichtete das Nachrichtenportal.

Dabei gehe es um die restlichen der noch in Gaza festgehaltenen Frauen, Männer über 60 Jahre und andere Geiseln, die krank oder schwer verwundet seien und dringend medizinische Hilfe benötigten, hieß es.

Israels Armee hat nach eigener Darstellung die Hamas-Hochburg Dschabalia im nördlichen Gazastreifen erobert. Der Krieg ist nach den Worten der IKRK-Präsidentin ein "moralisches Scheitern". Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 20. Dezember 2023 um 18:00 Uhr.