Israelische Soldaten in Dschabalia am 8. Dezember 2023
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Nahost-Krieg ++ Israel: Kontrolle über Dschabalia übernommen ++

Stand: 19.12.2023 22:59 Uhr

Israels Armee hat nach eigener Darstellung die Hamas-Hochburg Dschabalia im nördlichen Gazastreifen erobert. Der Krieg ist nach den Worten der IKRK-Präsidentin ein "moralisches Scheitern". Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

19.12.2023 • 22:59 Uhr

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Der Verband der Auslandspresse (FPA) in Jerusalem hat beim Obersten Gerichtshof Israels sofortigen Zugang zum Gazastreifen für internationale Medien beantragt. Mehrere entsprechende Anfragen an das Pressebüro der israelischen Regierung, das israelische Militär und das Verteidigungsministerium hätten "keine substanzielle Antwort" zur Folge gehabt, teilte die Foreign Press Association mit.

Der UN-Sicherheitsrat hat eine Abstimmung über eine neue Gaza-Resolution auf Bitten der Vereinigten Staaten erneut verschoben. Das Votum ist nun auf Mittwoch (17 Uhr MEZ) angesetzt, teilten mehrere Diplomaten der Presseagentur DPA mit. Das von den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgelegte Papier fordert unter anderem eine Aussetzung der Gewalt im Gazastreifen, um mehr humanitäre Hilfslieferungen zu ermöglichen.

Ein Diplomat eines Ratsmitglieds sagte auf Anfrage, die verlängerte Frist scheine dazu zu dienen, US-Präsident Joe Biden zu überzeugen, nicht vom amerikanischen Vetorecht Gebrauch zu machen. Eine Enthaltung des Israel-Verbündeten USA würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Annahme der Resolution bedeuten.

Der Verband der Auslandspresse (FPA) in Jerusalem hat beim Obersten Gerichtshof Israels sofortigen Zugang zum Gazastreifen für internationale Medien beantragt. Mehrere entsprechende Anfragen an das Pressebüro der israelischen Regierung, das israelische Militär und das Verteidigungsministerium hätten "keine substanzielle Antwort" zur Folge gehabt, teilte die Foreign Press Association mit.

In früheren Konflikten hatte Israel den Zugang zum Gazastreifen für Journalisten ebenfalls beschränkt, jedoch nie so lange wie im jüngsten Gaza-Krieg, der mit der Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober begann. Seither hat Israel das Küstengebiet abgeriegelt. "Die Pressefreiheit ist ein grundlegendes Bürgerrecht in einer demokratischen Gesellschaft", teilte der Presseverband mit. "Wir glauben auch, dass es im öffentlichen Interesse ist, ein umfassenderes Bild der Bedingungen im Gazastreifen zu erhalten, nachdem der Zugang zehn Wochen lang extrem eingeschränkt und stark kontrolliert wurde."

Die Foreign Press Association vertritt 130 Medienunternehmen in mehr als 30 Ländern, darunter auch die Nachrichtenagentur AP, die in Israel und den palästinensischen Gebieten tätig sind.

Israel Verteidigungsminister Joav Gallant will Berichten zufolge die israelische Bodenoffensive auf weitere Gebiete im Gazastreifen ausweiten. Welche Orte er genau meinte, sagte Gallant nach Angaben israelischer Medien nicht. Die "Times of Israel" spekulierte, er könne damit das Zentrum des Gazastreifens oder die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets meinen, in der sich auch der Grenzübergang zu Ägypten befindet. Chan Yunis im Süden des Gazastreifens sei zur "neuen Hauptstadt des Terrors" geworden, sagte Gallant den Berichten zufolge weiter.

Israels Armee hat nach eigener Darstellung die zuvor heftig umkämpfte Stadt Dschabalia im Norden des Gazastreifens erobert. Seine Division habe die operative Kontrolle über den Ort erlangt, teilte Itzik Cohen, ranghoher Kommandeur des israelischen Militärs, laut einer Presseerklärung mit. Das Flüchtlingsviertel in Dschabalia gilt als wichtiger Stützpunkt der islamistischen Terrororganisation Hamas.

Soldaten hätten bei Gefechten in Dschabalia Hunderte Terroristen getötet. 500 Terrorverdächtige hätten sich zudem dort ergeben. Einige davon seien an dem Massaker in Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen. Die Armee zerstörte eigenen Angaben zufolge unter anderem Kommandozentralen und Produktionsstätten für Raketen in der Gegend. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee hat eine Gruppe Soldaten suspendiert, die in Videoaufnahmen ein fragwürdiges Verhalten an den Tag gelegt haben. Ein Video, das in sozialen Netzwerken kursierte, wurde in den vergangenen zwei Tagen millionenfach angeschaut.

Zu sehen ist, wie die Soldaten lachen und Snacks essen, während die festgenommenen Palästinenser im selben Raum auf dem Boden kauern. Angefertigt wurden die Aufnahmen in der Stadt Dschenin im besetzten Westjordanland. "Das Verhalten der Soldaten in den Videos ist bedauerlich und steht in starkem Kontrast zu den Werten der israelischen Streitkräfte", teilte die Armee mit.

Die Bundesregierung erwägt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), sich an dem von den USA geführten internationalen Marine-Einsatz zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer zu beteiligen. Grundsätzlich gebe es die "Bereitschaft, sich hier auch zu beteiligen - jetzt müssen praktische und rechtliche Fragen geklärt werden".

Für eine deutsche Beteiligung im Roten Meer ist nach Einschätzung aus der Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen ein Bundestagsmandat erforderlich.

Der UN-Sicherheitsrat ringt um eine neue Gaza-Resolution. Ein von den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgelegtes Papier wurde heute hinter den Kulissen weiter intensiv diskutiert. Es fordert unter anderem eine Aussetzung der Gewalt im Gazastreifen, um mehr humanitäre Hilfslieferungen zu ermöglichen.

Eine Abstimmung darüber war eigentlich schon für gestern angesetzt gewesen, seitdem aber mehrfach verschoben worden. Derzeit ist sie für heute Abend MEZ geplant. Auch das könnte sich jedoch noch ändern. Bei den Diskussionen geht es vor allem darum, ob sich Formulierungen finden lassen, denen auch die USA zustimmen können. So ist in dem Text schon nicht mehr von einer "Einstellung" der Gewalt, sondern von einer "Aussetzung" die Rede. Zuvor waren im Weltsicherheitsrat bereits mehrfach Resolutionen zu einem Waffenstillstand in Gaza gescheitert. Bislang hat das Gremium nur vor einigen Wochen eine Resolution mit humanitärem Fokus zu dem Konflikt verabschiedet.

Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Heute reisten etwa 100 von ihnen aus dem abgeriegelten Küstengebiet nach Ägypten aus, darunter auch rund 20 Deutsche, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde am Grenzübergang Rafah hervorging. Der Ägyptische Rote Halbmond bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die Zahl der Deutschen.

Seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Monaten reisten Hunderte Ausländer und Doppelstaatler über Rafah nach Ägypten aus. Viele von ihnen werden an der Grenze von Vertretern ihrer jeweiligen Botschaften empfangen, die dann die Weiterreise über den Flughafen Kairo organisieren. Nach Angaben des ägyptischen Außenministeriums vom November hielten sich zeitweise etwa 7.000 Menschen aus 60 Ländern im Gazastreifen auf, die ausreisen wollten. Wie viele Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass sich derzeit noch in Gaza aufhalten, ist unklar.

Bei den Verhandlungen über die Hamas-Geiseln ist einem Insider zufolge keine baldige Einigung zu erwarten. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Zwar seien die Gespräche zwischen dem Ministerpräsidenten von Katar als Vermittler sowie den Leitern des israelischen Geheimdienstes Mossad und der amerikanischen CIA gestern in Warschau positiv verlaufen, sagt eine mit den Bemühungen vertraute Person. Dabei seien verschiedene Vorschläge diskutiert worden. "Mit einer Einigung ist aber in nächster Zeit nicht zu rechnen." Stellungnahmen von israelischer und US-Seite liegen nicht vor.

Auch in Krankenhäusern im Süden des Gazastreifens ist die große Zahl an Verletzten nach Darstellung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nicht mehr zu bewältigen. Die Notaufnahme im Nasser-Krankenhaus sei komplett überfüllt, teilte der MSF-Leiter im Gazastreifen, Chris Hook, mit. Zelte würden als Krankenabteilungen und als temporäre Kliniken genutzt. Jedes freie Gebäude würde mit Betten für Patienten gefüllt. "Die wenigen Glücklichen, die überleben, haben Verletzungen, die das Leben verändern", erklärte Hook.

Von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen sind nach UN-Angaben nur noch acht teilweise in Betrieb, die neue Patienten aufnehmen können. Nur noch eins dieser acht liegt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge im nördlichen Gazastreifen.

Die israelische Armee hat ein Video veröffentlicht, in dem ein als Krankenhausdirektor bezeichneter Mann die Nutzung seines Spitals im Gazastreifen durch die islamistische Terrorgruppe Hamas gesteht. In dem Video wird der Mann, der als Ahmed Kahalot, Direktor des Krankenhauses Kamal-Adwan im umkämpften Stadtteil Dschabalia im Norden des Küstenstreifens, bezeichnet wird, in einem Raum von einem nicht sichtbaren Interviewer, dessen Stimme verzerrt ist, auf Arabisch befragt. Das Video ist mit englischen Untertiteln versehen, die den Inhalt der Befragung korrekt wiedergeben.

Es wird nicht mitgeteilt, wo und wann die Befragung stattfand und unter welchen Bedingungen der Mann zu seiner Aussage bereit war. Er sei am 12. Dezember im Gazastreifen festgenommen worden. Die Angaben zu dem Video und dessen Inhalt konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich weiter um die Freilassung der verbliebenen von Terroristen in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Sie stehe in ständigem Kontakt mit der Regierung Israels und der im Gazastreifen herrschenden Hamas, sagte IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric in Genf. Geiselnahmen verstießen gegen das humanitäre Völkerrecht, das das IKRK aufrechterhalten soll. Sie verlangte die bedingungslose Freilassung und stellte klar: "Wir verhandeln nicht. Wir sind nicht an politischen Diskussionen beteiligt."

Einer Freilassung müsse eine Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien vorausgehen, sagte Spoljaric. Das IKRK stehe bereit, um wie bei den bereits freigelassenen 109 Geiseln die Übergabe zu organisieren.

Jemens Huthi-Rebellen wollen ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer auch nach Ankündigung der USA über eine neue Militärallianz in der Region fortsetzen. Das neue Bündnis werde die Rebellen nicht daran hindern, ihre "Einsätze zur Unterstützung Gazas" fortzusetzen, teilte Mohammed al-Buchaiti mit, Mitglied des Politbüros der militanten Huthi-Bewegung. Das von den USA vorgeschlagene Bündnis solle "Israel schützen und die See ohne jede Rechtfertigung militarisieren". Wer auch immer den Konflikt ausweiten wolle, müsse "die Konsequenzen seines Handelns tragen".

Die Huthi-Rebellen haben in vergangenen Jahren immer wieder Schiffe an der Meerenge Bab al-Mandab und im Roten Meer angegriffen. Nach Beginn des Nahostkriegs erklärten sie ihre Solidarität mit der islamistischen Terrorgruppe Hamas und versuchten zunächst, Israel direkt anzugreifen.

19.12.2023 • 16:06 Uhr

Hamas lehnt Verhandlungen ab

Die Terrororganisation Hamas lehnt Verhandlungen über einen weiteren Geisel- und Gefangenenaustausch während des Krieges mit Israel ab. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Man sei jedoch offen für jede Initiative, den Krieg zu beenden, sagt Hamas-Vertreter Basem Naem. "Wir bekräftigen unsere Position und lehnen es kategorisch ab, Verhandlungen über den Gefangenenaustausch angesichts des andauernden israelischen Völkermordkrieges zu führen", sagt Naem.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Präsident Izchak Herzog hat die Bereitschaft seines Landes erkennen lassen, sich auf eine weitere Feuerpause im Gazastreifen einzulassen. "Israel ist zu einer weiteren humanitären Pause und zu zusätzlicher humanitärer Hilfe bereit, um die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen", sagt Herzog nach Angaben seines Büros bei einer Versammlung von Botschaftern. "Und die Verantwortung liegt vollständig bei (Hamas-Chef Jahja) Sinwar und (anderen) Hamas-Führern." Der Präsident spielt in Israel eine weitgehend repräsentative Rolle.

Im Gazastreifen sind nach UN-Angaben etwa 180 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern eingetroffen. Etwa 100 davon sowie vier Tankwagen mit Diesel seien über den ägyptischen Grenzübergang Rafah nach Gaza eingefahren, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit. Etwa 80 weitere Lkw seien über den Übergang Kerem Schalom im Südosten Gazas gekommen, den Israel kürzlich für Hilfslieferungen geöffnet hatte. Vor Kriegsbeginn kamen im täglichen Durchschnitt etwa 500 Lastwagen in den Gazastreifen.

Der Krieg in Gaza ist nach den Worten der Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ein "moralisches Scheitern". Beide Seiten seien aufgefordert, wieder in Verhandlungen einzutreten, sagte Mirjana Spoljaric vor Journalisten. Das Leiden der Menschen werde sich noch auf Generationen nicht nur im Gazastreifen auswirken.

Italien will zur Sicherung der Handelsschifffahrt vor Angriffen der Huthi-Rebellen eine seiner Fregatten ins Rote Meer entsenden. Italien werde gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft seinen Teil beitragen, die terroristische Aktivität der Huthi-Rebellen zu bekämpfen, teilte Verteidigungsminister Guido Crosetto mit. Es gehe darum, den Handel in der Region zu schützen und die Freiheit der Schifffahrt und das internationale Recht zu gewährleisten.

Angesichts einer zunehmenden Zahl von Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer durch die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen hatte das US-Militär zuvor mitgeteilt, dass es in der Region mit den Streitkräften anderer Ländern zusammenarbeiten wolle. Spanien hatte vor Kurzem erklärt, sich außerhalb von EU- oder NATO-Einsätzen nicht an einem solchen Einsatz beteiligen zu wollen.

In der EU gibt es Diskussionen über eine mögliche Unterstützung der US-Initiative zur Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer. Die in den vergangenen Wochen erfolgten Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe seien besorgniserregend und ein inakzeptabler Verstoß gegen das Völkerrecht, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Man berate derzeit unter den EU-Staaten und mit Partnern darüber, wie eine Antwort aussehen könnte.

Als eine Option in der EU gilt, das Mandat der EU-Antipiraterie-Operation Atalanta zu erweitern, um sich am Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer zu beteiligen. Ihr Auftrag ist es derzeit, zur Abschreckung und Bekämpfung von seeräuberischen Handlungen und bewaffneten Raubüberfällen vor der Küste Somalias beizutragen. Damit soll sie insbesondere die ungefährdete Lieferung humanitärer Hilfsgüter in das Krisenland ermöglichen.

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 19.667 gestiegen. Das sind 214 Tote mehr als noch am Vortag, wie der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kudra, mitteilte. 52.586 Menschen seien verletzt worden.

Die Zahlen der Behörde lassen sich gegenwärtig nicht prüfen, die UN und andere Beobachter weisen darauf hin, dass sie sich in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Parlamentssprecher hat die Schließung eines Sonderbüros zur beschleunigten Erteilung von Schusswaffengenehmigungen angeordnet. Amir Ohana untersagte Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir, durch Einstellung und Beschäftigung weiterer Mitarbeiter sein Projekt einer erweiterten Waffenausgabe zu erleichtern.

In dem Büro des Nationalen Sicherheitsministeriums in der Knesset seien Waffenscheine ohne genaue Prüfung der Eignung und Ausbildung der Kandidaten ausgestellt worden, berichten israelische Medien über eine Anhörung im zuständigen Parlamentsausschuss.

Ben Gvir hatte bald nach seinem Amtsantritt im Februar nach einigen Anschlägen eine erleichterte Waffenausgabe an israelische Zivilisten durchgesetzt. Allein seit Kriegsbeginn sollen so 23.000 Waffen neu in Umlauf gekommen seien. Im Stadtbild etwa Jerusalems hat sich in den vergangenen Monaten die Zahl bewaffneter Zivilisten deutlich erhöht, sagen Beobachter.

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge nach einem Raketenbeschuss Ziele im Nachbarland Libanon angegriffen. Der Ursprungsort des Abschusses sei getroffen worden, teilte das Militär mit. Zuvor habe Israels Artillerie "mehrere Gebiete im Libanon" beschossen. Eine Rakete aus dem Libanon ging nach Militärangaben im israelischen Grenzort Metulla auf offenem Gelände nieder. Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah reklamierte den Angriff für sich.

Seit Beginn des Nahostkriegs kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

Spanien will sich außerhalb von EU- oder NATO-Einsätzen nicht am geplanten Marineeinsatz zur Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer gegen Angriffe der Huthi beteiligen. Spanien unterliege hier den Entscheidungen der EU und der NATO und werde sich nicht einseitig und separat an der von den USA vorgeschlagenen neuen Sicherheitsinitiative "Operation Prosperity Guardian" beteiligen, so das spanische Verteidigungsministerium in Madrid.

Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Anfrage zur Beteiligung. Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, auch Spanien werde sich beteiligen. Zudem wurden weitere Länder, darunter Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen, genannt. Durch die stärkere Kooperation zwischen den Seestreitkräften soll der Schutz von Handelsschiffen verbessert werden, die wiederholt von Huthi-Rebellen aus dem Jemen angegriffen worden waren.

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat wieder Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Ortschaften abgefeuert. In der Küstenstadt Tel Aviv wurde das erste Mal seit mehreren Tagen Raketenalarm ausgelöst, wie die israelische Armee mitteilte. Es gab zunächst keine Berichte zu Verletzten. Die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bekannten sich zu den Angriffen.

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober wurden israelischen Angaben zufolge bereits mehr als 12.500 Raketen auf Israel abgeschossen.

Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, hat die Zustände im Gazastreifen als katastrophal beschrieben. Vier von fünf Minderjährigen hätten nicht genügend zu Essen, sagte Elder in Genf. Unter den Kleinsten breiteten sich Durchfallerkrankungen aus. Er sei wütend, dass verletzte Kinder umkommen, dass Eltern von schwerkranken Kindern nur noch "Hoffnung und dreckiges Wasser" hätten, sagte Elder. Israelische Streitkräfte hätten versprochen, Zivilisten zu verschonen, die Realität sehe anders aus. "Ich bin wütend, dass die Heuchelei die Empathie erdrückt", sagte er.

Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna hat ihren Aufruf zu einer sofortigen Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas bekräftigt. "Wir fordern eine sofortige, anhaltende Waffenruhe, um zu einem Waffenstillstand zu kommen", sagte Colonna nach einem Treffen mit ihrem britischen Amtskollegen David Cameron in Paris. Sie sprach sich auch dafür aus, die EU-Sanktionen gegen die Hamas und gegen die "Finanzierung des Terrorismus" zu verschärfen. 

Auf nationaler Ebene kündigte sie Sanktionen gegen gewalttätige israelische Siedler an, die im Westjordanland gegen Palästinenser vorgehen. "Ich habe die von manchen Siedlern begangenen Gewaltakte mit eigenen Augen gesehen, das ist inakzeptabel", sagte Colonna, die zuvor Israel, das Westjordanland und den Libanon besucht hatte. Frankreich werde die Sanktionen gegen einzelne Siedler "auf der Basis dokumentierter Informationen" verhängen, fügte sie hinzu.

Paris setzt sich auch auf EU-Ebene für derartige Sanktionen gegen israelische Siedler ein. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und den israelischen Bombardierungen im Gazastreifen hat sich auch die Gewalt von israelischen Siedlern gegen Palästinenser im Westjordanland verstärkt. Etwa 290 Palästinenser wurden seitdem nach palästinensischen Angaben im von Israel besetzten Westjordanland von israelischen Soldaten oder Siedlern getötet. 

Eine Gruppe von Veteranen im US-Kongress hat Präsident Joe Biden zu einem energischeren Vorgehen gegen die Kriegsführung Israels im Gazastreifen aufgefordert. Biden solle alle US-Druckmittel einsetzen, um den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zu einer Änderung seiner Militärstrategie zu bringen, schrieben die sechs Repräsentantenhaus-Abgeordneten der Demokraten. Der Tod Tausender Zivilisten die humanitäre Krise im Gazastreifen seien nicht im US-Interesse und trügen nicht zur Sicherheit Israels bei.

Die Abgeordneten schrieben in ihrem offenen Brief vom Montag, einige von ihnen hätten selbst im Krieg der USA gegen den Terror gekämpft. "Wir wissen aus persönlicher und oft schmerzlicher Erfahrung, dass man eine Terrorideologie nicht allein mit militärischer Gewalt zerstören kann", betonten die vier Frauen und zwei Männer.

Die israelische Armee hat die Zerstörung des Hauses eines palästinensischen Attentäters im Westjordanland gemeldet. Der Mann hatte demnach im August in der Stadt Huwara zwei Israelis erschossen. Er war im November festgenommen worden. Israel setzt Häuserzerstörungen als Bestrafungs- und Abschreckungsmaßnahme ein. Von Menschenrechtsorganisationen wird das als Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht eingestuft.

Bei israelischen Luftangriffen im Süden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens 20 Menschen getötet worden. Im Gebiet von Rafah an der Grenze zu Ägypten seien zudem drei Häuser zerstört worden, teilte die von der radikal-islamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat sich von der von den USA geschmiedeten Allianz zur Sicherheit der Seeschifffahrt im Roten Meer unbeeindruckt gezeigt. Die Huthi würden ihre Haltung zum Krieg im Gazastreifen nicht ändern, sagte der führende Vertreter der schiitischen Rebellen, Mohammed Abdulsalam, der Nachrichtenagentur Reuters. Das von den USA initiierte Bündnis sei "im Wesentlichen unnötig", denn alle an den Jemen grenzenden Gewässer seien sicher. Eine Ausnahme gelte für israelische Schiffe oder Schiffe, die Israel ansteuerten - wegen dessen "ungerechtfertigten aggressiven Krieges gegen Palästina".

Die Lage im Westjordanland bleibt sehr angespannt, wie ARD-Korrespondent Tim Aßmann erklärt. Laut einer aktuellen Umfragen habe die Terrormiliz Hamas dort an Zustimmung in der Bevölkerung gewonnen.

"Die Hamas hat im Westjordanland an Zustimmung gewonnen", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zur Lage in Nahost

tagesschau24, 19.12.2023 09:00 Uhr
19.12.2023 • 09:14 Uhr

Was wollen die Huthi im Roten Meer?

Seit einigen Wochen greift die Huthi-Miliz verstärkt Schiffe im Roten Meer an. Die Gruppe aus dem Jemen haben den Krieg in Nahost und die Unterstützung der Palästinenser zu ihrem Thema erklärt. Was steckt dahinter?

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen auf Schiffe im Roten Meer durch die vom Iran unterstützt die Huthi-Miliz verstärkt das US-Militär in der Region seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder.

In Chan Yunis im Süden des Gazastreifens berichteten Anwohner laut der Nachrichtenagentur Reuters von heftigen Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Hamas-Kämpfern. Gewehrschüsse seien in der Stadt zu hören. Israel greife Gebiete in der Nähe des Stadtzentrums mit Panzern und Flugzeugen an.

Das Kamal-Adwan-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach der Erstürmung durch israelische Truppen nicht mehr funktionsfähig. Einige Patienten seien in andere Kliniken gebracht worden, sagte der WHO-Vertreter für den Gazastreifen, Richard Peeperkorn. Mehrere Mitarbeiter des Gesundheitssektors sollen verhaftet worden sein. Nach israelischen Angaben wurde das Krankenhaus von der Terrormiliz Hamas genutzt.

Das Wassersystem im Gazastreifen sei zusammengebrochen, warnt die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Entwicklungsministerin Schulze besucht Israel und das Westjordanland. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Dezember 2023 um 09:00 Uhr.