Baden-Württemberg, Gerlingen: Eine Frau zieht eine Dosis des Impfstoffes von Biontech/Pfizer für eine Corona-Impfung auf.
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Coronavirus-Pandemie ++ EMA: Vierte Impfung nicht für alle nötig ++

Stand: 06.04.2022 22:24 Uhr

Die EU-Arzneimittelbehörde sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine vierte Corona-Impfung für alle Altersgruppen. Die WHO vermeldet weltweit sinkende Corona-Infektionen. Die Entwicklungen im Liveblog.

06.04.2022 • 22:24 Uhr

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Bei der Abstimmung über eine mögliche Impfpflicht gegen das Coronavirus will der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr eigenen Angaben zufolge keinem der vorliegenden Anträge zustimmen. "Ich war geneigt, dem Antrag zur Beratungspflicht zuzustimmen, weil ich das Prozedere durchaus sinnvoll gefunden hätte", sagte Dürr dem "Handelsblatt". "Da dieser Vorschlag zurückgezogen wurde, kann ich keinem der vorliegenden Anträge zustimmen. Dazu werde ich eine Erklärung zu Protokoll geben." Bei Dürrs Haltung handelt es sich aber nicht um eine Richtungsweisung für seine Partei. Bei der morgigen Abstimmung im Bundestag soll es keinen Fraktionszwang geben.

Die Bundesvorsitzende der SPD, Saskia Esken, hat die Union in Zusammenhang mit der bevorstehenden Abstimmung über eine allgemeine Impfpflicht im Bundestag scharf kritisiert. "Die Fundamentalopposition, die der Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Friedrich Merz, und sein Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei im Zusammenhang mit der Impfpflicht betreiben, ist plumpe Parteipolitik", sagte Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Sie hoffe, dass die Fraktionsmitglieder der Union "Rücksprache mit ihren Ministerpräsidenten" hielten, die hinter der Impfpflicht stünden. "Wir leben seit über zwei Jahren in einer weltweiten Pandemie, die täglich mehrere hundert Todesopfer allein in Deutschland fordert", sagte Esken. Hinzu kämen Hunderttausende, die täglich an Corona erkrankten. "Krisenzeiten sollten uns lehren zusammenzustehen, um gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen wir diese Krisen überwinden können."

Esken reagierte damit auf einen Brief, in dem Frei die Mitglieder der eigenen Fraktion aufgefordert hatte, alle Anträge zur Einführung einer Impfpflicht im Bundestag abzulehnen und nur dem Antrag der Union zuzustimmen - auch wenn dieser keine Mehrheit finde.

In Italien wurden in den vergangenen 24 Stunden mehr als 69.200 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet - ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vortag mit mehr als 88.000 neuen Ansteckungen. Zudem verzeichneten die Gesundheitsbehörden 150 weitere Todesfälle in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Gestern waren es 194.

Auf der Corona-Station eines Krankenhauses in Griechenland ist es zu einer Explosion gekommen. Ein Mensch kam dadurch ums Leben, vier weitere Patienten wurden Angaben der Klinik in Thessaloniki zufolge verletzt. Nach Medienberichten hatte sich ein künstlich beatmeter Patient eine Zigarette angezündet und damit eine Explosion der Sauerstoffgeräte ausgelöst. Die Klinikstation sei völlig zerstört worden. 35 Patienten mussten auf andere Stationen verlegt werden.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine vierte Corona-Impfung für alle Bürger. Dafür sei es momentan zu früh, teilte die Behörde gemeinsam mit der EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit. Eine vierte Dosis könne aber für Menschen ab 80 Jahren sinnvoll sein, da das Risiko einer Covid-Erkrankung in dieser Altersgruppe höher sei.

"Für Erwachsene ab 60 Jahre mit einem normalen Immunsystem gibt es zur Zeit keine schlüssigen Beweise, dass der Impfschutz gegen eine schwere Erkrankung abnimmt und dass eine vierte Dosis einen Mehrwert hat", erklärten die Behörden. Es gebe aber auch keine Sicherheitsbedenken gegen eine zweite Auffrischungsimpfung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich erst kürzlich in Brüssel für eine vierte Corona-Impfung für alle ab 60 Jahren eingesetzt.

In Spanien fällt am 20. April mit wenigen Ausnahmen die Maskenpflicht. Gesundheitsministerin Carolina Darias erklärte in Toledo, die Maskenpflicht im Inneren von Gebäuden werde aufgehoben, allerdings nicht in Krankenhäusern, Altersheimen und im öffentlichen Nahverkehr.

Das Tragen der Maske ist in zahlreichen Ländern bereits nicht mehr erforderlich. Aber die spanische Regierung entschied sich dafür, zunächst die Osterwoche abzuwarten, in der sich viele Spanier in ihren Familien treffen, bevor die Maskenpflicht aufgehoben wird.

Der Luftverkehr in Europa wird sich 2022 einer Prognose der europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (Eurocontrol) zufolge stetig von seinem Corona-Einbruch erholen. Für den Sommer wird ein Verkehrsaufkommen von 85 bis 89 Prozent im Vergleich zu 2019 erwartet, Ende des Jahres werden 92 Prozent prognostiziert.

Von Januar bis April sei der Wert bereits um elf Prozentpunkte auf 79 Prozent des Vorkrisenniveaus gestiegen, teilte Eurocontrol mit. Es werde auch damit gerechnet, dass vor allem Urlaubsstrecken im Sommer stärker als vor der Corona-Pandemie genutzt werden könnten.

Die Zahlen beziehen sich Eurocontrol-Angaben zufolge auf die Anzahl von Flügen in mehr als 40 europäischen Ländern, sowohl für Passagiere als auch für Fracht. Angesichts hoher Energiekosten und der geopolitischen Spannungen wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine gebe es aber Risiken. Auch bei einer neuen Covid-Variante könnte es weniger Flüge als vorhergesehen geben.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnet die zweite Woche in Folge einen globalen Rückgang an Coronavirus-Infektionen und -Todesfällen. Laut ihrem aktuellen Pandemie-Bericht wurden mit 9 Millionen Coronavirus-Fällen 16 Prozent weniger Infektionen als in der Vorwoche gemeldet, und zwar in allen Regionen der Welt. Die WHO verwies aber zugleich darauf, dass wegen der Einstellung umfassenden Testens auf das Virus vermutlich viele Fälle nicht mehr entdeckt und registriert würden und warnt daher weiterhin davor, Corona-Maßnahmen zu schnell aufzuheben. Das könnte künftigen Varianten des Virus eine schnellere Ausbreitung ermöglichen.

06.04.2022 • 16:02 Uhr

Fliegen wird wohl deutlich teurer

Die hohen Ölpreise werden nach Einschätzung des internationalen Airline-Verbandes IATA schneller als bisher das Fliegen verteuern. Es sei unvermeidlich, dass die Fluggesellschaften deshalb die Ticketpreise erhöhten, erklärte IATA-Generaldirektor Willie Walsh. Normalerweise dauere es sechs Monate, bis steigende Kerosinkosten ihren Weg in die Flugpreise fänden. "Aber bei dem sehr schnellen Anstieg, den wir erlebt haben, wird sich das wahrscheinlich viel früher in den Preisen widerspiegeln", sagte Walsh.

Zugleich seien die höheren Kosten ein Dämpfer für die Gewinnaussichten der Branche, die sich gerade erst von zwei Jahren Corona-Pandemie erholt. Nach IATA-Daten legte der Luftverkehr weltweit im Februar auf 54,5 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 zu nach nur 50,6 Prozent im Januar, als die Omikron-Infektionswelle das Reisegeschäft bremste. Das Luftfrachtvolumen lag zwölf Prozent über dem von vor drei Jahren. Die Folgen der Luftraumsperrungen wegen des Krieges Russlands gegen die Ukraine werden erst die März-Verkehrszahlen zeigen.

In dem bei Deutschen beliebten Urlaubsland Spanien soll die Maskenpflicht Medienberichten zufolge nach Ostern weitgehend aufgehoben werden. Das habe Gesundheitsministerin Carolina Darias den autonomen Gemeinschaften, die deutschen Bundesländern entsprechen, bei einem Treffen in Toledo vorgeschlagen, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien.

Nur in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Krankenhäusern, Gesundheitszentren und Altenheimen solle die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes noch aufrechterhalten werden. Die weitgehende Aufhebung der Maskenpflicht könne am 19. April vom Kabinett in Madrid beschlossen werden und kurz darauf in Kraft treten.

Deutschland hat mittlerweile 104 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an ärmere Länder gespendet. Weitere 33 Millionen Dosen seien darüber hinaus bereits für eine Auslieferung bereitgestellt, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin mit. Im Rahmen des internationalen Programms Covax werden ärmere Länder beliefert, die kein Geld für den Kauf von Impfstoff haben. Deutschland hat den Angaben zufolge bislang Impfstoff an 36 Staaten abgegeben - zuletzt an Tunesien, Kolumbien, Mali und Tschad.

Gegen einen Mitorganisator von Protesten gegen Corona-Maßnahmen in Berlin ist wegen übler Nachrede ein Strafbefehl in Höhe von 4800 Euro erlassen worden. Das entschied das Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Der 41-jährige Mann soll im September 2020 mit zwei Mittätern eine Vereinszeitschrift herausgegeben haben, auf deren Titelblatt der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verunglimpft worden sei. Das Urteil des Gerichts erging auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Form eines Strafbefehls, weil der Mann nicht zur angesetzten Hauptverhandlung erschienen war. Gegen die Entscheidung kann Rechtsmittel einlegt werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit einer Mehrheit im Bundestag für den jüngsten Kompromissvorschlag zur Impfpflicht. "Ich gehe davon aus, dass wir die Impfpflicht morgen beschließen werden", sagte Lauterbach. Der zwischen zwei Abgeordnetengruppen ausgehandelte Kompromiss sei "ein guter Vorschlag". Der neu gefasste Antrag sieht vor, sofort eine Impfpflicht ab 60 Jahren zu beschließen, die ab dem 1. Oktober greifen soll.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Ankündigung zu den Isolations- und Quarantäne-Pflichten erneut präzisiert. Die Isolationspflicht für Corona-Infizierte für fünf Tage werde bleiben und nicht am 1. Mai enden, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Allerdings werde es für Kontaktpersonen von Infizierten ab dem 1. Mai nur noch eine dringende Empfehlung geben, sich für fünf Tage zu isolieren. Dies werde die Gesundheitsämter entlasten. Den Ländern sei ein entsprechender neuer Vorschlag nun unterbreitet worden.

Die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder hatten zuvor einem Vorschlag von Lauterbach zugestimmt, dass die Isolation von Corona-Infizierten und ihren Kontaktpersonen ab dem 1. Mai freiwillig sei sollte. "Dies ist als Signal zu einer Lockerung wahrgenommen worden", sagte Lauterbach. Deshalb habe er die Entscheidung korrigiert. Sie sei ein Fehler gewesen, für den er die Verantwortung übernehme. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei", so Lauterbach.

Bayern Ministerpräsident Markus Söder hat die Kehrtwende von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Corona-Isolation scharf kritisiert. "Das hat nichts mehr mit Seriosität zu tun. Das ist keine Ampel mehr, sondern eine Lichtorgel", sagte Söder über die Politik der Bundesregierung. Der Bund habe entschieden, dass Corona nicht mehr stattfinde, jenseits aller Realität. "Das ist ein reines Chaos", so Söder.

Auch der bayerische Gesundheitminister Klaus Holetschek übte Kritik an Lauterbach. "Mit dem Zickzack-Kurs bei Corona muss jetzt Schluss sein", schrieb Holetschek auf Twitter. Er empfahl Lauterbach eine mehrmonatige Talkshow-Abstinenz.

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wegen dessen Zurückrudern bei der geplanten Aufhebung der Corona-Isolationspflicht deutlich kritisiert. "Die Wankelmütigkeit des Bundesgesundheitsministers ist irritierend. So etwas darf nicht passieren", sagte der SPD-Politiker. Eine gemeinsame Entscheidung von Bund und Ländern in der Gesundheitsminister-Konferenz kurz darauf in einer Talkshow zu korrigieren, sei eine "kommunikative Fehlleistung", die das Vertrauen der Bevölkerung beschädige. "Wenn Herr Lauterbach gemeinsame Entscheidungen neu diskutieren will, sollte er das auf einer Gesundheitsministerkonferenz tun", sagte Bovenschulte.

Die nun doch geplante Beibehaltung der Corona-Isolationsregel ist in Niedersachsen auf Zustimmung gestoßen. "Da wir gestern schon nicht begeistert waren, finden wir jetzt diesen neuen Move ganz beruhigend", sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Endgültig entscheiden werde dies wohl die Gesundheitsministerkonferenz am kommenden Montag. Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zuvor mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen - die Ankündigung später aber wieder zurückgenommen.

Dina Porat, leitende Historikerin der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, blickt mit Gelassenheit auf Proteste von Corona-Leugnerinnen und -Leugnern. Wer dort die staatlich verordneten Einschränkungen und die Impfaufrufe mit der Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus vergleiche, verharmlose zweifelsohne den Holocaust, sagte Porat in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Manche Demonstrierenden trügen den gelben Stern. "Natürlich muss man sich bei diesen Menschen fragen, was ihnen einfällt. Wie sie denken können, dass sei das Gleiche, wegen einer Pandemie in den Lockdown geschickt zu werden und in ein Ghetto eingesperrt zu werden", sagte Porat.

Aber mindestens genau so entscheidend sei die Frage nach den Motiven, die dahinter stünden. "Die Pandemie löst Angst aus, Angst vor dem Tod. Es gibt Menschen, die sterben. Man hat Angst, dass das Leben, das man kannte, zusammenbricht", so die Historikerin. Sie denke, dass diese Zeit, "in der wir unsere Ängste zum Ausdruck bringen, das Bewusstsein für den Holocaust zurückbringt".

Der Kabinettsbeschluss, die Corona-Tests in Bayerns Schulen von Mai an fallen zu lassen, soll ungeachtet einer Kehrtwende der Bundesregierung bestehen bleiben. Das kündigte Gesundheitsminister Klaus Holetschek an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuvor erklärte, die von der Gesundheitsministerkonferenz beschlossene Aufhebung der Corona-Isolationspflicht werde nicht kommen. Dies war aber die Basis für die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, auf Tests in Schulen nach dem 30. April zu verzichten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich zu seiner persönlichen Mitverantwortung für das Hin und Her bei der Neuregelung der Corona-Isolation bekannt. "Das war ein Fehler, für den ich auch persönlich verantwortlich bin", sagte Lauterbach in Berlin. Von dem zunächst geplanten Verzicht auf die Isolation von Corona-Infizierten sei "das falsche Signal" ausgegangen - nämlich, dass eine Isolation Infizierter nicht mehr nötig sei. "Das wäre völlig falsch und würde die Pandemie verharmlosen", sagte der SPD-Politiker.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Darüber informierte der Deutsche Fußball-Bund. Bierhoff selbst schickte eine Videobotschaft, dass er sich in Quarantäne befinde. Noch in der Vorwoche war der ehemalige Nationalstürmer bei der WM-Auslosung in Katar.

Die Hamburger AfD ist gerichtlich gegen die Corona-Hotspot-Regelung in der Hansestadt vorgegangen. Beim Verwaltungsgericht Hamburg sei ein Eilantrag gegen die Regelung eingereicht worden, teilte die Partei mit. Die vier Antragsteller aus dem AfD-Landesvorstand "bestreiten konkret, dass in Hamburg eine Überlastung der Krankenhäuser drohe", hieß es in der Mitteilung. "Damit fehlt es an der vom Infektionsschutzgesetz verlangten Rechtfertigung für umfassende Maskenpflichten in Innenräumen sowie die 2G-Plus-Regel in Tanzlustbarkeiten."

Die Lage in den Kliniken zeigt aus Sicht des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Krzysztof Walczak, "dass Hamburg im bundesweiten Vergleich kein Hot Spot, sondern ein Cold Spot ist".

Die Hamburgische Bürgerschaft hatte in der vorigen Woche die Hansestadt zum Corona-Hotspot erklärt. Damit unterliegt Hamburg strengeren Pandemieschutz-Regeln als die meisten anderen Bundesländer.

Vor der Abstimmung im Bundestag über eine mögliche Ausweitung der Corona-Impfpflicht bleiben die Fronten zwischen den Befürwortern von SPD, Grünen und FDP und der Union verhärtet. Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge kritisierte den neuesten Ampel-Vorschlag, eine Impfpflicht ab 60 Jahren einzuführen und gegebenenfalls im Herbst noch einmal über die Impfpflicht ab 18 zu entscheiden.

"Dieser Impfpflicht auf Vorrat stimmen wir als Union nicht zu", sagte er der Nachrichtenagentur epd. "Der doppelte Boden dabei ist, dass große Teile der Gruppe an einer Impfpflicht ab 18 unverhohlen festhalten und sie im Herbst beschließen wollen", so Sorge. Das sei "kein mehrheitsfähiger Kompromiss, sondern womöglich schon bald ein Fall für die Gerichte". Vor ihm hatten auch Vertreter der Fraktionsspitze den Kompromiss aus der Ampel abgelehnt.

Die Aktivität im chinesischen Dienstleistungssektor ist im März so stark eingebrochen wie seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren nicht mehr. Der vom Wirtschaftsmagazin "Caixin" veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Service-Sektor ging von 50,2 im Februar auf 42 Punkte im März zurück. Liegt der Index unter der Marke von 50 Punkten wird von einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit der an der Umfrage beteiligten Unternehmen ausgegangen. 

China bekommt damit die wirtschaftlichen Folgen seiner strikten Null-Covid-Politik mit dem Lockdown von Metropolen wie Shanghai immer stärker zu spüren. Analysten zufolge leiden vor allem kontaktintensive Dienstleister wie das Transport-, Hotel- und Gaststättengewerbe stark unter den strikten Beschränkungen, mit denen die Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante eingedämmt werden soll.

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hat das Hin- und Her von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Isolation von Corona-Infizierten ab Mai kritisiert. "Freiwilligkeit, nicht Freiwilligkeit - das ist ja ein Chaos in der deutschen Politik zur Zeit leider", sagte BGA-Präsidiumsmitglied und Logistik-Manager Carsten Taucke.

Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, hat die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begrüßt, die verpflichtende Isolation bei einer Corona-Infektion beizubehalten. Sie finde es "anerkennenswert, dass er diesen Fehler korrigiert hat", sagte Mihalic. "Mit Blick auf die Quarantäne- und Isolationsregeln braucht es eine klare Kommunikation und wirklich Eindeutigkeit, Klarheit", so Mihalic weiter. "Die war sozusagen in den letzten Äußerungen von Herrn Lauterbach nicht da." Dies habe der Minister selbst als Fehler bezeichnet.

Bei einem Brand auf der Corona-Station eines Krankenhauses der griechischen Stadt Thessaloniki ist mindestens ein Mensch getötet worden. Zwei weitere Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr schwer verletzt. 34 Patientinnen und Patienten der Station mussten in Sicherheit gebracht werden. Videoaufnahmen zeigten dichten schwarzen Rauch, der aus zwei Fenstern in einem unteren Stockwerk des Gebäudes quoll. Die Ursache des Brands war unklar.

Das Gastgewerbe ist trotz gelockerter Corona-Auflagen von Normalität noch weit entfernt. Im ersten Quartal 2022 lagen die Umsätze von Hotels und Gaststätten knapp 35 Prozent unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie, wie der Branchenverband Dehoga unter Verweis auf eine aktuelle Umfrage mitteilte. Im März betrug das Minus demnach noch 27,5 Prozent. Ein Plus wiesen 17 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer aus.

Ferienhotels laufen bereits wieder besser, hatten nach Dehoga-Angaben im Vergleich zu März 2019 aber noch einen Umsatzrückgang von knapp 19 Prozent. Bei Stadthotels sind es gut 34 Prozent.

Eine Maske liegt auf einem DJ-Pult.

Feiern in der Pandemie: Besonders hoch sind die Einbußen laut Dehoga weiterhin bei Clubs und Diskotheken sowie Event-Caterern mit 50 beziehungsweise 55 Prozent.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst hat die Rolle der Religionsgemeinschaften bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gewürdigt. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in NRW hätten über Monate freiwillig auf Gottesdienste, Treffen und Feste in den Gemeinden verzichtet, sagte der CDU-Politiker bei einem gemeinsamen Fastenbrechen anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadans. Zudem hätten die Gemeinden durch Impfaktionen und Aufklärungsarbeit den Schutz der Gläubigen unterstützt.

Einer aktuellen Studie zufolge sind die Corona-Infektionen in England im März auf ein neuen Höchststand angestiegen. Forschende des Imperial College London, die seit Beginn der Pandemie monatlich das Infektionsgeschehen systematisch analysieren, kamen auf Basis von PCR-Tests einer repräsentativen Stichprobe zu dem Schluss, dass im März einer von 16 Menschen in England mit dem Virus infiziert war - das entspricht dem höchsten bislang geschätzten Wert in der Langzeitstudie.

Gegenüber dem Vormonat Februar bedeutet diese Infektionsquote mehr als eine Verdoppelung; der vorherigen Studie zufolge war damals einer von 35 Menschen in England infiziert. In den Zahlen für März zeigt sich, dass die Tendenz insbesondere in der ältesten Altersgruppe über 55 steigend ist. Dort verdreifachte sich der Anteil der Infizierten gegenüber dem Vormonat.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat die Kehrtwende von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Isolationspflicht nach einer Corona-Infektion begrüßt. "Infizierte stecken andere Menschen mit dem Virus an und gefährden gerade Immungeschwächte, die mitten unter uns leben", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur AFP. Deshalb sei es gut, dass Lauterbach "seinen Fehler eingesehen hat und die Pflicht zur Isolation von Infizierten aufrecht erhalten will".

Brysch verwies auf den Unterschied zwischen Isolation und Quarantäne: "Die Isolationspflicht eines infizierten Menschen ist etwas anderes als die Quarantäne einer Kontaktperson." Letztere sei praktisch schon eingestellt worden. Es sei aber wichtig, Angehörigen von vulnerablen Menschen bei einer Warnmeldung der Corona-App die Möglichkeit eines PCR-Tests einzuräumen, so Brysch.

In Shanghai dürfen Eltern fortan bei ihren wegen Corona-Infektionen in Isolationszentren untergebrachten Kindern bleiben. Nachrichten über von ihren Eltern getrennt untergebrachte infizierte Kinder und entsprechende Fotos hatten für öffentliche Entrüstung gesorgt und online eine Welle des Protests angefacht.

Aus der städtischen Gesundheitskommission hieß es nun, Eltern die "die Gesundheitsrisiken vollständig verstehen" und eine Vereinbarung unterzeichnen, werde erlaubt, ihre Kinder in Überwachungseinrichtungen zu begleiten. Die Eltern müssen demnach Mund-Nasen-Schutze tragen, getrennt von ihren Kindern essen, es vermeiden, persönliche Gegenstände zu teilen und sich strikt an alle Anweisungen halten.

Ein Mann in einem Schutzanzug steht inmitten leerer Straßen in einem abgesperrten Gebiet im Bezirk Jingan im Westen von Shanghai.

Shanghai im Lockdown: In der Stadt müssen sich alle positiv getesteten Personen - auch ohne Symptome - zusammen mit ihren engen Kontakten an ausgewiesenen Orten zur Beobachtung aufhalten. Zuletzt wurden 17.077 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet.

Eine vierte Dosis des Impfstoffs von BioNTech und Pfizer senkt zwar die Raten von Covid-19 bei älteren Menschen. Doch der Schutz vor einer Infektion scheint nur von kurzer Dauer zu sein, wie eine große Studie in Israel ergab. Der Schutz durch die zweite Auffrischungsimpfung ließ demnach bereits nach vier Wochen nach, wie Forschende aus Israel im "New England Journal of Medicine" schrieben. Der Schutz vor schweren Erkrankungen ließ indes in den sechs Wochen nach der Impfung nicht nach.

Weitere Folgestudien seien erforderlich, um den längerfristigen Schutz zu bewerten, erklärten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Studie an 1,3 Millionen Menschen im Alter von über 60 Jahren untersuchte Daten des israelischen Gesundheitsministeriums zwischen dem 10. Januar und dem 2. März. Zu diesem Zeitpunkt war die hochansteckende Omikron-Variante vorherrschend. Eine weitere Studie aus Israel zeigte im vergangenen Monat, dass ältere Menschen, die eine zweite Auffrischungsimpfung des BioNTech-Impfstoffs erhielten, eine um 78 Prozent niedrigere Sterblichkeitsrate aufweisen als diejenigen, die nur einen Booster erhielten.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wegen dessen Zurückrudern bei der geplanten Aufhebung der Corona-Isolationspflicht kritisiert. Bis Dienstagabend sei man davon ausgegangen, dass die Pflicht aufgehoben werde, sagte Merz im Deutschlandfunk. "Das hat der Bundesgesundheitsminister gestern Nacht in einer Talkshow zurückgenommen." Daran sei zu sehen, wie "kurzatmig" regiert werde. Beschlüsse hätten nicht einmal 48 Stunden Geltung.

Auch den Vorschlag für eine Impfpflicht ab 60 Jahren lehnte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ab. "Diese Art der Politik - rein und raus, vor und zurück, über Talkshows anzukündigen, was man macht und was man zwei Tage später wieder nicht macht - den Weg gehen wir nicht mit", sagte Merz. "Hier geht es um verkorkste Kompromisse, die die Koalition machen muss, weil sie sich untereinander nicht einig ist."

Die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" an. "Diesen Punkt, dass die Infizierten, dass die sich selbst isolieren, und nicht mehr durch das Gesundheitsamt aufgefordert werden, den werde ich wieder einkassieren." Das wolle er nun offiziell machen. Bleiben solle aber eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.

Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte Lauterbach zunächst mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten sollte demnach nur noch "dringend empfohlen" werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden - für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.

Kinder- und Jugendärzte erwarten keine große Steigerung der Corona-Impfquote bei Kindern und Jugendlichen mehr. "Wer seine Kinder impfen lassen wollte, hat das bereits getan", sagte Jakob Maske, Bundessprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Über den Sommer wird das Impfinteresse sehr gering bleiben." Die faktische Durchseuchung in Schulen und Kindertagesstätten und die größtenteils milden Verläufe durch die Omikron-Variante hätten dazu geführt, dass das Interesse weiter nachgelassen habe.

Die Kinder- und Jugendärzte begrüßten zudem das Ende der Maskenpflicht an den meisten Schulen und forderten ein Ende der Testpflicht, die nach den Osterferien vielerorts weiterbesteht. "Das anlasslose Testen gesunder Schülerinnen und Schüler hat eine viel zu geringe Aussagekraft, als dass eine Fortführung sinnvoll wäre", sagte Maske.

06.04.2022 • 07:01 Uhr

US-Politiker Schiff infiziert

Der demokratische US-Politiker Adam Schiff hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das teilte er bei Twitter mit. Er fühle sich gut und sei dankbar, geimpft und geboostert zu sein, schrieb der 61-Jährige.

China hat mehr als 20.000 Corona-Infektionen gemeldet - ein neuer Höchststand seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren. Die Nationale Gesundheitskommission erklärte, es gebe 20.472 Corona-Ansteckungen, aber "keine neuen Todesfälle". Die meisten Fälle seien zudem asymptomatisch.

Schwerpunkt ist die Wirtschaftsmetropole Shanghai, auf die nach Angaben der Stadtverwaltung vom Mittwoch mehr als 80 Prozent der landesweiten Fälle entfielen. Die 25-Millionen-Metropole war vergangene Woche schrittweise abgeriegelt worden.

Der neuerliche Vorstoß der Impfpflicht-Befürworter in den Ampel-Fraktionen für eine Impfpflicht für alle Menschen ab 60 Jahren stößt auf Ablehnung in der Unionsfraktion. Der parlamentarische Geschäftsführer Thorsten Frei (CDU) sagte der "Bild": "Kurz vor Toresschluss kommen aus den Reihen der Ampel immer neue Vorschläge. Seriös ist das nicht." Sinnvoller sei es, "wenn sie sich unserem Konzept anschließen". Das sei der eigentliche Kompromiss.

Es ergebe keinen Sinn, eine Impfpflicht für sofort einzufordern, es könne nur um eine Vorbereitung für den Herbst gehen, sagte zuvor Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) nach Angaben von Teilnehmenden der Unionsfraktionssitzung. Die Abgeordneten wollen mit breiter Mehrheit für den eigenen Antrag stimmen - und gegen den Vorschlag der Ampel.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat 214.985 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind 53.492 Fälle weniger als vor einer Woche, als 268.477 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt die Zahl der bestätigten Infektionen in Deutschland nun bei mehr als 22 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 1322,2 von 1394,0 am Vortag. 340 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöhte sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 130.708.

US-Präsident Biden hat das Gesundheitsministerium angewiesen, die landesweiten Forschungen zu Long Covid zu koordinieren. Der Münchner Infektiologe Spinner geht davon aus, dass Deutschland am Übergang zur Endemie steht. Die Entwicklungen von Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete u.a. die tagesschau am 06. April 2022 um 09:00 Uhr.