Eine Pflegerin schiebt eine Bewohnerin eines Pflegeheims in einem Rollstuhl über den Flur.

Gesetzliche Krankenkassen Viel mehr Pflegefälle

Stand: 14.04.2024 10:57 Uhr

Im vergangenen Jahr hat der GKV-Spitzenverband rund 361.000 neue Pflegefälle registriert - viel mehr als sonst. Die Ursache dieser Entwicklung ist noch nicht geklärt. Beiträge könnten steigen.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen sprunghaften Anstieg bei den Pflegefällen festgestellt. In früheren Jahren sei die Zahl um etwa 326.000 Fälle pro Jahr gewachsen, 2023 aber um 361.000 Fälle. Das sagte GKV-Vize Gernot Kiefer den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Lage könnte noch kritischer sein

Es gebe noch keine abschließende Antwort darauf, woher dieser Anstieg komme. "Denkbar ist, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist", sagte er. Viele Ältere hätten sich vielleicht erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen. "Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kritischer darstellen."

Der Anstieg werde sich nicht ewig in dieser Dynamik fortsetzen, sagte Kiefer. "Ab der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre wird sich die Kurve etwas abflachen, wenn die Welle der Babyboomer abebbt."

Hilft Staat bei Entlastung?

Wenn die Politik weiter ausschließlich an der Beitragsschraube drehe, würden die Beiträge weiter schrittweise steigen, sagte Kiefer. Es gebe Alternativen, etwa dass der Staat einige der Leistungen, die aktuell der Pflegeversicherung zugeordnet seien, selbst übernehme. "Deshalb ist mein dringender Appell auch mit Blick auf die verlässliche Finanzierung, dass die Bundesregierung zum 1. Januar 2025 handeln muss. Es wäre klug, wenn das Thema nicht in den Bundestagswahlkampf gezogen würde."

Höhere Pflegebeiträge schon zum Jahreswechsel?

Eine am Dienstag veröffentlichte Studie war bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass schon bald eine weitere Erhöhung der Pflegebeiträge ins Haus stehen könnte. Bereits zum kommenden Jahreswechsel dürfte die wachsende Zahl der Pflegebedürftigen einen Anstieg nötig machen, heißt es im neuen Pflegereport der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Schon 2024 sei eine Beitragssatzanpassung zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung wahrscheinlich.

Reform in 2023 beschlossen

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag im vergangenen Jahr eine Reform beschlossen. Die Finanzen sollten eigentlich bis 2025 abgesichert sein. Der Beitrag für Kinderlose stieg auf vier Prozent und für Beitragszahler mit einem Kind auf 3,4 Prozent. Der Arbeitgeberanteil ging auf 1,7 Prozent herauf. Bei mehr Kindern sinkt der Beitrag.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. April 2024 um 10:00 Uhr.