
Co-Fraktionschefin der Linkspartei "Mohamed Ali, nicht nur Ali"
Stand: 12.11.2019 20:35 Uhr
Seit zwei Jahren im Bundestag und jetzt Co-Fraktionschefin der Linkspartei: Amira Mohamed Ali geht selbstbewusst an ihre neue Aufgabe heran. Zwist in der Partei schreckt die bisher wenig bekannte Anwältin nicht.
Von Andreas Reuter, ARD-Hauptstadtstudio
Sahra Wagenknecht kennt man sozusagen aus jeder zweiten Talkshow. Ihre Nachfolgerin dagegen erklärt: "Guten Tag, mein Name ist Amira Mohamed Ali. Ich stehe heute zum ersten Mal hier."
Geboren 1980 in Hamburg, wohnhaft jetzt in Oldenburg, von Beruf Rechtsanwältin, Mutter Deutsche, der Vater stammt aus Ägypten. Daher auch ihr Name, mit dem - das scheint sie gewohnt zu sein - manche auch mal Schwierigkeiten haben: "Ich möchte die Gelegenheit direkt nutzen, eine Sache gleich zu korrigieren. Mein Name lautet Mohamed Ali, nicht nur Ali."
Nicht verwandt
Und dann ist da ja noch das andere Missverständnis. "Nein, ich bin nicht mit dem berühmten Boxer verwandt", sagt Amira Mohamed Ali in einem Werbefilmchen vor der Bundestagswahl:
Ein Wunder ist es nicht, dass die neue Fraktionschefin noch nicht so bekannt ist. Die 39-Jährige, die dem linken Parteiflügel zugerechnet wird, bewarb sich erst vor vier Jahren überhaupt zum ersten Mal für ein politisches Amt: bei der Kommunalwahl in Oldenburg.
Für Verbraucher- und Tierschutz
Seit zwei Jahren sitzt sie nun im Bundestag. Dort betätigte sie sich zunächst vor allem als Sprecherin für Verbraucherschutz: "Wir müssen an das System der Inkasso-Abzocke ran, wir Linken sagen: Das Geschäft mit der Not, das darf sich nicht mehr lohnen."
Und sie engagierte sich für Tierschutz: "Ein paar Zentimeter mehr Platz im Stall, Fleisch aus solch einer Produktion mit dem Label 'Tierwohl' auszuzeichnen, das ist Verbrauchertäuschung."
Neue Fraktionsspitze bei den Linken
tagesthemen 22:15 Uhr, 12.11.2019, Justus Kliss, ARD Berlin
Gelassenheit bei Gelächter
Dass sie im Plenum schon mal aneckt, auch Zwischenrufe oder höhnisches Gelächter einstecken muss, damit geht sie locker um. "Ich möchte klarstellen: Die Linke lehnt Straftaten ab." Auf das folgende laute Lachen sagt sie: "Ja, beruhigen Sie sich mal wieder, Kollegen, beruhigen Sie sich mal wieder. Kollegen, ich setze meine Rede jetzt fort."
Man kann nicht sagen, dass sie offensiv Wahlkampf gemacht hätte für den Posten der Fraktionsvorsitzenden. Interviews mit Journalisten war sie vor der Wahl eher aus dem Weg gegangen. Privat ist über sie gerade mal bekannt, dass sie in der heimatlichen Musikszene aktiv ist, selbst singt und Gitarre spielt.
"Weil ich gute Arbeit gemacht habe"
Dass sie nur gewählt wurde, weil ihr Co-Vorsitzender Dietmar Bartsch die andere Kandidatin nicht besonders mag, glaubt Mohamed Ali nicht:
"Ich gehe davon aus, dass ich gewählt worden bin, weil ich eine gute Arbeit bisher gemacht habe hier im Bundestag. Und weil die Genossinnen und Genossen davon überzeugt sind, dass ich diese Aufgabe gut ausfüllen werde."
Zusammenarbeiten und aufeinander zugehen
Dazu dürfte gehören, im Haifischbecken der Linksfraktion mit ihren drei zerstrittenen Gruppierungen für etwas mehr Harmonie zu sorgen. Sie selbst aber sagte nach ihrer Wahl, so groß sei diese Aufgabe doch gar nicht:
"Ich muss Ihnen ehrlich sagen, diese tiefe Zerstrittenheit, die empfinde ich so nicht. Ich finde, dass wir an vielen Stellen gut zusammenarbeiten. Ich sehe, dass wir an vielen Stellen noch weiter aufeinander zugehen müssen - und genau das möchte ich tun. Ich möchte mit jeder und jedem reden, ich möchte jede und jeden einbinden und ich glaube, dass mir das gelingen wird."
Plötzlich Fraktions-Chefin: Wer ist Amira Mohamed Ali?
Andreas Reuter, ARD Berlin
12.11.2019 19:06 Uhr
Video
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 12.11.2019
- Alle Meldungen vom 12.11.2019 zeigen