Ein Airbus A320-214 der Fluggesellschaft Eurowings mit Ziel Stuttgart wird auf dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER) von Mitarbeitern der WISAG mit Plastikboxen voller Briefe und anderer Post beladen.

Kostensenkung und Klimaschutz Die Brief-Flüge der Post sind Geschichte

Stand: 28.03.2024 09:22 Uhr

Es klingt wie aus der Zeit gefallen: Briefe wurden in Deutschland bis zuletzt auch per Flugzeug befördert. Damit ist nun Schluss: Künftig wird die Inlandspost komplett über den Landweg transportiert.

Nach mehr als 62 Jahren hat die Deutsche Post ihre Briefbeförderung per Flugzeug im Inland eingestellt. In der Nacht hob die letzte Maschine um kurz nach Mitternacht in Berlin ab und flog nach Stuttgart. Kurz zuvor waren in Hannover, München und Stuttgart andere Flieger gestartet.

Insgesamt etwa 1,5 Millionen Briefsendungen mit einem Gewicht von 53 Tonnen waren an Bord der sechs Maschinen. Das entspricht circa drei Prozent der Briefmenge, die in Deutschland zuletzt täglich von der Post transportiert wurde. 

Die Post verzichtet künftig auf die Brief-Transportflugzeuge, um Kosten zu senken und eine bessere Klimabilanz zu haben. Auf dem Landweg sinkt der CO2-Ausstoß pro Brief Firmenangaben zufolge um gut 80 Prozent.

Ende eines Stücks Postgeschichte

"Wir beenden die Ära der Brief-Nachtflüge mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte der zuständige Post-Manager Marc Hitschfeld. "Auf der einen Seite ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, auch weil es bei Briefen nicht mehr diese Eilbedürftigkeit wie noch vor Jahrzehnten gibt."

Insofern sei das Ende der deutschen Luftpost eine gute Nachricht für die Umwelt, sagt Hitschfeld. Andererseits sei eben auch ein Stück Postgeschichte zu Ende gegangen. 

Zahl der Flüge war bereits schrittweise reduziert worden

Das sogenannte Nachtluftpostnetz war am 1. September 1961 offiziell in Betrieb genommen worden, nachdem der damalige Postminister Richard Stücklen (CSU) einen Vertrag mit der Lufthansa unterzeichnet hatte. Das sollte die Briefbeförderung auf den Langdistanzen wesentlich beschleunigen.

Mit den Jahren wurde der Lufttransport ausgebaut. 1996 waren 26 Flugzeuge unterwegs, die 45 Destinationen ansteuerten - damals diente Frankfurt noch als Drehkreuz. In fünf Nächten pro Woche wurden Briefe mit einem Gewicht von durchschnittlich jeweils 430 Tonnen befördert. Danach sank die Nachfrage nach Briefen angesichts der Digitalisierung und veränderten Kommunikationsgewohnheiten der Menschen deutlich. Folglich wurde auch die Zahl der Flüge schrittweise reduziert.

Die Lufthansa stieg 2008 aus dem Geschäft aus, zuletzt waren nur noch vier Flugzeuge von Tui fly und zwei von Eurowings unterwegs. Es waren normale Passagierflugzeuge, die für den Brieftransport mit gelben Post-Kisten gefüllt wurden.

Postgesetz wird derzeit reformiert

Noch ist die Post gesetzlich verpflichtet, 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger abzugeben. Wegen dieses Zeitdrucks setzte sie auch nach der Jahrtausendwende weiterhin auf die Flugzeug-Beförderung, obwohl viele Menschen zur schnellen schriftlichen Kommunikation längst auf E-Mails, Handy-Nachrichten und Chats zurückgriffen statt auf Briefe.

Derzeit wird das veraltete Postgesetz umfassend reformiert. Die Novelle ist zwar noch nicht verabschiedet, es ist aber politischer Konsens, den Zeitdruck auf die Post abzuschwächen. Daher benötigt die Firma die Flüge nicht mehr und zieht schon jetzt einen Schlussstrich. 

Die Parteizugehörigkeit des damaligen Postministers Richard Stücklen wurde in einer früheren Version des Artikels bei der CDU verortet. Richtig ist jedoch die CSU. Die entsprechende Stelle haben wir korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen