
Wattenmeer Mehr Kegelrobben - dank Corona?
Die Kegelrobben an der Nordseeküste vermehren sich prächtig: Bei der jährlichen Zählung wurde ein ungewöhnlich starker Zuwachs der Population im Wattenmeer beobachtet. Der Grund könnte die Corona-Krise sein.
Die Corona-Besucherflaute macht Tourismusbetrieben an der Nordseeküste zu schaffen - doch den Kegelrobben bekommt sie offenbar gut: In Niedersachsen, in Schleswig-Holstein und auf der Insel Helgoland ist ihre Population stark angestiegen, wie das Wattenmeer-Sekretariat in Wilhelmshaven CWSS (Common Wadden Sea Secretariat) mitteilte.
Im niedersächsischen Teil des Wattenmeers sei der Bestand im Vorjahresvergleich um mindestens 30 Prozent auf 587 Tiere gewachsen. Vermutlich seien es gar noch zehn bis 15 Prozent mehr Tiere als gezählt, sagte eine Sprecherin, da die Zählung in der Region Niedersachsen/Hamburg nicht beendet werden konnte. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer stieg die Zahl der gesichteten Tiere im Vergleich zum Vorjahr sogar um 41 Prozent auf 218 Kegelrobben an - auf Helgoland um 18 Prozent auf 890 Tiere.

Ein Seehundjungtier, genannt Heuler. Seehunde sind die nächsten Verwandten der Kegelrobbe.
Größte Robben-Kolonien in den Niederlanden
Insgesamt wurden vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande 7649 Kegelrobben gezählt. Damit habe sich der Bestand seit Beginn der Zählungen im Jahr 2008 mehr als verdreifacht, hieß es. Die größten Kolonien seien in den Niederlanden zu finden, gefolgt von Niedersachsen und Helgoland. In Schleswig-Holstein und Dänemark würden weniger Tiere beobachtet.
Kegelrobben sind das größte Raubtier, das an der deutschen Küste lebt. Sie "pendeln" zwischen dem Wattenmeer und den britischen Gewässern. Bei jährlichen, grenzübergreifend koordinierten Zählungsflügen wird der Gesamtbestand der Kegelrobben während der Fellwechselperiode im Frühjahr gezählt, da sie in dieser Zeit besonders häufig auf Sandbänken Platz nehmen und gut sichtbar sind. In diesem Jahr fiel die Zählung auf die Monate März und April.
Experten vermuten, dass die Robben in diesem Frühjahr vom Rückgang menschlicher Aktivitäten durch die Pandemiemaßnahmen profitierten. Dies müsse jedoch noch abschließend untersucht werden, hieß es.