Eine Malteser-Mitarbeiterin impft in einer Halle der Messe Stuttgart ein Kind gegen das Corona-Virus.

STIKO-Empfehlung Keine Corona-Impfung mehr für gesunde Kinder

Stand: 25.04.2023 15:37 Uhr

Corona spielt im Alltag kaum noch eine Rolle, deshalb hat die Ständige Impfkommission ihre Empfehlungen überarbeitet: Gesunde Kinder und Jugendliche sollen demnach keinen Pieks mehr erhalten. Eine Impfung wird nur noch Risikogruppen empfohlen.

Angesichts der abgeschwächten Corona-Lage will die Ständige Impfkommission (STIKO) gesunden Kindern und Jugendlichen in Deutschland keine Corona-Impfung mehr empfehlen. Das kündigte STIKO-Mitglied Martin Terhardt zu einem Beschlussentwurf des Expertengremiums an.

Selten schwere Verläufe bei Minderjährigen

Das Gremium begründet den Schritt mit der "Seltenheit schwerer Verläufe" bei Minderjährigen ohne Vorerkrankung. Auch potenzielle Langzeitfolgen der Infektion (Long Covid) sind für die Fachleute kein Argument, da das Risiko mittlerweile noch weiter gesunken sei und auch durch die Impfung nicht komplett verschwinde.

Sicherheitsbedenken bei der Impfung von gesunden Kindern und Jugendlichen bestünden jedoch nicht, betont die STIKO. Dieser Zusatz sei wichtig, sagte der Immunologe Carsten Watzl: Manche Ärzte legten fehlende Impfempfehlungen fälschlicherweise so aus, dass nicht geimpft werden dürfe.

Für gesunde Fünf- bis Elfjährige sieht die bisherige STIKO-Empfehlung eine Corona-Impfstoffdosis vor, für Zwölf- bis 17-Jährige eine Grundimmunisierung plus eine Auffrischimpfung.

Risikogruppen sollten sich jährlich impfen lassen

Für Risikogruppen sieht es anders aus: Menschen ab 60 Jahren, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten empfiehlt die STIKO jährliche Auffrischungsimpfungen. Bevorzugter Zeitpunkt ist der Herbst, wie von der Grippeschutzimpfung bekannt. Genutzt werden soll ein an Varianten angepasster Impfstoff. Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein. Ziel ist es, schweren Krankheitsverläufen vorbeugen.

Diese Booster-Empfehlung gilt zudem für Menschen, die in Medizin und Pflege arbeiten und dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.

In Zukunft könnte sich auch noch eine längere Schutzdauer herausstellen, so dass es nicht zwangsläufig beim jährlichen Booster bleiben müsse, erläuterte STIKO-Mitglied Christian Bogdan.

Für Gesunde bis 59 Jahre keine Impfempfehlung

Für gesunde Erwachsene bis 59 Jahre sind Terhardt zufolge zunächst keine weiteren Auffrischimpfungen geplant. Menschen aus dieser Gruppe sollten eine Basisimmunität aufgebaut haben: durch mindestens zwei Impfungen plus Auffrischimpfung oder Infektion.

Sars-CoV-2 zirkuliere zwar weiterhin in der Bevölkerung, doch schwere Verläufe seien durch die erreichte Basisimmunität deutlich seltener geworden, erklärte die STIKO. Das sei "insbesondere ein großer Erfolg der Impfung, aber teilweise auch Ergebnis einer Immunität durch Infektionen". Trotzdem bleibe Corona vor allem für ältere und vorerkrankte Menschen ein Risiko.

Wie bewerten andere Fachleute die STIKO-Pläne?

Die Übersichtlichkeit helfe sicherlich den Ärzten, sagte Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der nicht Mitglied der STIKO ist. Auch Planungen zu Auffrischimpfungen für den Herbst seien nun möglich - unter der Prämisse, dass dann noch Omikron oder eine ähnliche Virusvariante vorherrsche. "Es ist auch einfach, den Leuten zu vermitteln: Wir sind jetzt bei Empfehlungen, die ganz ähnlich sind wie die der Grippeschutzimpfung", sagte Watzl.

Kann man sich ohne STIKO-Empfehlung impfen lassen?

Grundsätzlich kann man sich auch ohne die Empfehlung impfen lassen. Nach dem Ende der lange geltenden Krisenregeln sind Corona-Impfungen aber noch nicht in allen Bundesländern direkt auf Kassenkosten zu bekommen. In Ländern, in denen die Vergütung noch nicht geregelt ist, bekommen Patienten laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung vorerst eine Privatrechnung und können sie dann zur Erstattung bei der gesetzlichen Kasse einreichen.

Rahmen für den Anspruch auf kostenlose Impfungen ist nun eine Richtlinie, die sich an den STIKO-Empfehlungen orientiert. Laut einer Bundesverordnung sind Impfungen auf Kassenkosten aber weiterhin auch darüber hinaus möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt es für medizinisch erforderlich hält.

Allgemeine Impfempfehlungen

Mit den geplanten Neuerungen nimmt die STIKO die Covid-19-Impfung in ihre allgemeinen Impfempfehlungen 2023 auf. Damit soll der Entwicklung der Basisimmunität in der Bevölkerung und den Viruseigenschaften Rechnung getragen werden. Bisher hatte das Gremium in der Pandemie gesonderte Covid-19-Impfempfehlungen ausgesprochen, die immer wieder angepasst wurden - bisher mehr als 20 Mal.

Der jetzige Schritt ist quasi als Übergang vom Pandemie- in den Normalmodus zu werten. Das fertige Papier wird in etwa zwei Wochen erwartet. Erst einmal sollen Bundesländer und Fachkreise noch Rückmeldung geben können.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 25. April 2023 um 15:16 Uhr.