Der Stern der Synagoge der Jüdischen Gemeinde.

Antisemitismus Gewalt gegen Juden nimmt zu

Stand: 28.02.2023 13:28 Uhr

Juden sind in Deutschland im vergangenen Jahr häufiger Opfer von Gewalttaten geworden als 2021. Innenministerin Faeser verurteilte die Taten. "Antisemitismus wird gewalttätiger", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden.

Die Gewalt gegen Juden in Deutschland nimmt zu. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke hervor. Demzufolge stieg die Zahl judenfeindlicher Gewalttaten 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 63 auf 88 Delikte. Darunter fallen etwa gefährliche Körperverletzungen, räuberische Erpressung und Brandanschläge.

Das Bundeskriminalamt verzeichnete für das Jahr 2022 bisher 2639 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund. Im Jahr 2021 waren es 3028 Delikte. Allerdings fehlten noch die üblichen Nachmeldungen aus dem vierten Quartal 2022, heißt es. Es sei also zu erwarten, dass die Zahl der gemeldeten Straftaten noch deutlich steigen werde. In den vergangenen vier Jahren nahm die Zahl der Meldungen stetig zu.

Ermittlungsbehörden müssen sensibler werden

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Gewalt gegen Menschen jüdischen Glaubens als "Schande für unser Land". Antisemitische Straftaten müssten für die Täter "deutlich spürbare Konsequenzen" haben, sagte Faeser der "Welt" und kündigte eine harte Gangart gegenüber Straftätern an.

Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) bemängelte die Diskrepanzen zwischen zunächst gemeldeten Zahlen und den Nachmeldungen für alle Quartale. So habe das Innenministerium die Zahl antisemitischer Straftaten im dritten Quartal 2022 nachträglich von 306 auf 653 Fälle korrigiert.

Pau forderte eine stärkere Sensibilisierung der Ermittlungsbehörden für Antisemitismus. Wo kein Verständnis für Diskriminierungsformen und Menschenfeindlichkeit liege, könnten diese auch nicht adäquat erfasst werden.

Zentralrat der Juden fordert Bekämpfung von Gewalt

Erst kürzlich hatte die Bundesregierung eine "Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben" verabschiedet. "Antisemitismus wird gewalttätiger", sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Zahlen spiegelten das Erleben von Jüdinnen und Juden im Land wieder.

"Es bleibt nicht bei Worten und Sachbeschädigungen, sondern die Gewalt richtet sich immer häufiger direkt gegen Jüdinnen und Juden selbst." Der Zentralrat forderte, Antisemitismus entschieden zu bekämpfen, auch jenen unterhalb der Schwelle des Strafrechts.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 28. Februar 2023 um 09:10 Uhr.