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Angehöriger Asher "Voller Sorge und Verzweiflung"

Stand: 23.10.2023 17:16 Uhr

Nach dem Großangriff der Hamas wurden mehr als 200 Israelis verschleppt - darunter nach Angaben des Israelis Asher auch seine Frau und Kinder. Im Gespräch mit tagesschau24 berichtet er über die Verzweiflung - und die Hoffnung, seine Familie wiederzusehen.

Tausende Menschen haben am Sonntag in Berlin auf einer Großkundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel demonstriert. Mit eindringlichen Worten schilderten dort auch Angehörige von Geiseln der Hamas ihren Schmerz - und forderten die Befreiung der Verschleppten. Auch Yoni Asher sprach in Berlin - seine Töchter und Frau wurden von der Hamas verschleppt. Da seine Familie auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hofft er auf die Hilfe der Bundesregierung.

Im Interview mit den tagesschau24 berichtet er: "Ich weiß ich nichts über den Zustand der Familie. Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob Sie leben oder nicht. Es gab am Samstag, am 7. Oktober ein Video, und da habe ich gesehen, wie sie gefangen genommen wurden. Seitdem ist die einzige konkrete Informationen, die ich habe, genau diese."

"Zurzeit weiß ich nichts über den Zustand der Familie", Yoni Asher, Angehöriger von Geiseln in der Gewalt der Hamas

tagesschau24, 23.10.2023 09:00 Uhr

"Der Telefonanruf wurde unterbrochen"

Asher berichtet er auch über den Tag, an dem seine Familie verschleppt wurde. Seine Familie habe die Schwiegermutter besucht. "Ich war morgens bei uns zu Hause, ziemlich weit von ihnen entfernt. Ich habe mit meiner Frau telefoniert. Sie sagte mir, dass sie irgendwo in einem sicheren Raum eingesperrt sind. Sie flüsterte."

Weiter sagte er, "es schien mir so, dass es eine große Invasion gab und dass die Entführer ins Haus gekommen sind. Und dann wurde der Telefonanruf unterbrochen, weil wir nichts weiter riskieren wollten. Und wir hofften natürlich, dass sie keiner finden würde. Leider konnte ich sie danach nicht mehr erreichen. Später habe ich dann das Video gesehen, das mir bewiesen hat, dass sie und meine beiden kleinen Töchter entführt wurden."

Seitdem gebe es kein Lebenszeichen mehr.

Suche nach "irgendeinem Kontakt, irgendeiner Information"

Für Asher waren die Ereignisse zunächst kaum zu verkraften: "Natürlich hat mich das in dem Moment gebrochen. Ich wusste nicht, wer ich bin. Also voller Sorge und Verzweiflung." Jetzt sei die Entführung schon zwei Wochen her - er versuche, irgendwie mit der Situation klarzukommen. und "irgendeinen Kontakt, irgendeine Information zu bekommen, Gespräche mit Medien". Er versuche, das Bewusstsein für dieses Ereignis wach zu halten. "Das ist das Einzige, was ich jetzt tun kann. Die einzige Hoffnung, die ich habe."

"Die Unterstützung war wirklich erstaunlich"

Asher betonte, er bekomme viel Unterstützung, "auch bei uns in Israel und auch hier in Berlin". Die Unterstützung sei "wirklich erstaunlich". So auch auf der Demonstration am Sonntag in Berlin: "Viele waren da und haben ihre Unterstützung gezeigt und auch wichtige offizielle Personen waren hier". Alle seien sehr aufmerksam gewesen, so Asher, und hätten das Bestmögliche getan. "Sie machen das, was ich von ihnen erwarte. Und meine Aufgabe ist es dann, das Bewusstsein aufrechtzuhalten, das Gespräch aufrecht zu halten." "Ich möchte, dass auch die Verantwortung dafür übernommen wird. Und das gilt natürlich auch für die israelischen Behörden und für alle, deren Bürger dort gefangen gehalten werden. Alle müssen ihrer Verantwortung gerecht werden."

Die im Gazastreifen herrschende Terrormiliz Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei nach Regierungsangaben etwa 1.400 Menschen getötet. Zudem verschleppten die schwer bewaffneten Islamisten mehr als 200 Menschen als Geiseln, darunter auch deutsche Staatsbürger. Als Reaktion auf den Überfall riegelte Israel den Gazastreifen ab und greift Hamas-Stellungen in dem Küstenstreifen seither massiv aus der Luft an.

Das Leid der Menschen in Gaza und Israel

Gabriele Dunkel, ARD Tel Aviv, tagesthemen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.