Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sprechen im Anschluss an eine Feierstunde zu "75 Jahre Parlamentarischer Rat" im Museum Koenig in Bonn mit Schülerinnen und Schülern.

75 Jahre Parlamentarischer Rat "Demokratie - das sind wir"

Stand: 01.09.2023 14:20 Uhr

Am 1. September 1948 begann der Parlamentarische Rat in Bonn seine Arbeit. Auf ihn geht das Grundgesetz zurück. Ex-Bundespräsident Gauck lobte es als sichere Grundlage der Demokratie - und richtete mahnende Worte an die Bürgerinnen und Bürger.

Genau 75 Jahre nach der Eröffnung des Parlamentarischen Rats haben Repräsentanten der deutschen Verfassungsorgane an die Anfänge des Grundgesetzes erinnert. Die Festansprache bei der Feierstunde in Bonn hielt der frühere Bundespräsident Joachim Gauck. "Wir verdanken den Frauen und Männern des Parlamentarischen Rates viel", sagte er im Naturkundlichen Museum Koenig. Dort war der Rat am 1. September 1948 zum ersten Mal zusammengekommen.

Zugleich betonte er, die Verfassung sei eine sichere Grundlage. "Wie weit sie aber im Sinne von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und Frieden genutzt wird, hängt von den Bürgern ab", sagte Gauck. "Es liegt an uns." Demokratie brauche Bürger, die den Staat nicht nur als Fürsorgeinstitution begriffen, sondern sich zum Mitgestalter machen. "Der Staat, die Demokratie - das sind wir."

75. Jahres der Arbeitsaufnahme des Parlamentarischen Rats zum Verfassen des Grundgesetzes

Caroline Hoffmann, WDR, tagesschau, 01.09.2023 16:00 Uhr

"Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit"

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sagte: "Aus dem Provisorium Grundgesetz ist eine Erfolgsgeschichte geworden." Es gebe aber keinen Anlass, selbstgerecht zu sein. Freiheitliche Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit. Parteien und Parlamente sollten neue Wege ausprobieren, Menschen einzubeziehen. Man müsse zusammenstehen gegen jene, "die ein Land wollen, in dem die Würde des Menschen eben nicht unantastbar ist."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Rande der Feierstunde, es sei wichtig zu verstehen, "dass diese beste Demokratie, die wir in Deutschland je hatten, auch eine ist, die wir verteidigen müssen."

Konrad Adenauer bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949

Konrad Adenauer unterzeichnet am 23. Mai 1949 um 17 Uhr in Bonn das Gurndgesetz. Es trat am 24. Mai um 0 Uhr in Kraft.

Grundgesetz für einen westdeutschen Staat

Ab dem 1. September 1948 arbeiteten die 61 Männer und vier Frauen des Rats das Grundgesetz für einen westdeutschen Staat aus. Das Museum Koenig war als eines von wenigen Gebäuden im Krieg unbeschädigt geblieben. Schauplatz der eigentlichen Beratungen war die 500 Meter entfernte Pädagogische Akademie.

Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz schließlich in Bonn unterzeichnet - und 1990 bei der Wiedervereinigung West- und Ostdeutschlands übernommen.

Sebastian Tittelbach, WDR, tagesschau, 01.09.2023 15:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. September 2023 um 14:00 Uhr.