Rettungskräfte helfen Migranten an Bord der "Sea-Eye 4" (Archivbild).

Flucht über das Mittelmeer Seenotretter bergen tote Migranten

Stand: 03.02.2023 18:38 Uhr

Die italienische Küstenwache und private Seenotretter haben auf dem Mittelmeer mehr als 140 Geflüchtete in Sicherheit gebracht. Für mindestens zehn Menschen kam die Hilfe jedoch zu spät. Überlebende berichteten von zwei weiteren Toten.

Im Mittelmeer hat die italienische Küstenwache nach eigenen Angaben 42 Migranten in der Nähe von Malta aus Seenot gerettet. Die Menschen seien von Nordafrika aus auf dem Weg in die EU gewesen. Mindestens acht kamen den Behörden zufolge dabei ums Leben. Die Leichen von drei Frauen und fünf Männern seien an Bord des Schiffes gefunden worden. Überlebende hätten zudem berichtet, dass ein weiterer Mann und ein Neugeborenes ins Meer gefallen seien.

Eine Videoaufnahme des Einsatzes zeigt die Überlebenden in einem kleinen offenen Fischerboot, das wegen eines offenbar defekten Motors im Meer trieb. Sie seien durchnässt und dehydriert gewesen, zudem sei ihnen kalt gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Todesopfer seien vermutlich an Unterkühlung gestorben.

Zwei Tote auf weiterem Schiff

Die Geretteten sagten der Nachrichtenagentur zufolge, sie seien in der Nacht zum vergangenen Samstag im tunesischen Hafen Sfax losgefahren. Die italienische Küstenwache erklärte, die maltesischen Behörden hätten sie darum gebeten, sich um das in Seenot geratene Boot im Such- und Rettungsgebiet des kleinen Inselstaates in der Nähe der sizilianischen Insel Lampedusa zu kümmern.

Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye holte nach eigenen Angaben zudem mehr als 100 in Seenot geratene Migranten im zentralen Mittelmeer von Booten an Bord des Schiffes "Sea-Eye 4". Zwei Menschen seien tot aufgefunden worden. Wie die Regensburger Hilfsorganisation mitteilte, waren die beiden bereits vor Ankunft des Rettungsschiffs gestorben. Unter ihnen sei die Mutter eines Babys, das nun gemeinsam mit dem Vater an Bord des Schiffes versorgt werde.

Zugewiesener Hafen weit entfernt

Das Schiff sei nun unterwegs zum italienischen Hafen Pesaro, hieß es. Der von den italienischen Behörden zugewiesene Hafen liege rund fünf Tage Reisezeit entfernt. Eine Anfrage nach einem näher gelegenen Hafen sei von den Behörden unbeantwortet geblieben.

Entdeckt und gemeldet hatte den ersten der zwei Seenotfälle den Angaben zufolge ein ziviles Aufklärungsflugzeug der Organisation Sea Watch. Obwohl sich die "Sea-Eye 4" sofort auf den Weg gemacht habe, sei das Schiff erst sechs Stunden später vor Ort gewesen. Dort seien die beiden Toten entdeckt worden.

Viele der Überlebenden hätten im Bordkrankenhaus versorgt werden müssen. Der Zustand einer Person sei lebensbedrohlich gewesen, sodass sie von den maltesischen Behörden mit einem Rettungshubschrauber evakuiert worden sei.

Das italienische Innenministerium verzeichnete in diesem Jahr bislang annähernd 5000 Bootsmigranten. Bis Anfang Februar lag die Zahl im Vorjahr bei etwa 3000.