Ein Rettungsteam der humanitären Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nähert sich einem Schlauchboot mit 74 Migranten an Bord, um sie auf das Rettungsschiff Geo Barents im Mittelmeer zu bringen.

"Geo Barents" und "Louise Michel" Italien lässt 281 Migranten an Land

Stand: 09.12.2022 20:56 Uhr

Im Mittelmeer harren Dutzende Migranten und Flüchtlinge auf Rettungsschiffen aus. 281 von ihnen werden nun von Italien aufgenommen. Für mindestens drei Menschen vor der Küste Spaniens kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Seit dem vergangenen Wochenende haben Rettungsschiffe bei mehreren Einsätzen Flüchtlinge und Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. Insgesamt mehr als 280 Menschen dürfen seit Donnerstagabend in Italien an Land gehen. Die Behörden hätten der "Geo Barents" mit 248 Geflüchteten an Bord den Hafen von Salerno zugewiesen, teilte die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" mit, die das Schiff betreibt.

Zuvor waren am späten Donnerstagabend 33 von der "Louise Michel" gerettete Flüchtlinge und Migranten in Lampedusa an Land gegangen. Den Angaben der Helfer zufolge bekamen sie "im letzten Moment" die Erlaubnis, in den Hafen der Insel einzufahren, weil sich das Wetter auf See verschlechterte. Seit Tagen haben die Menschen auf den Schiffen ausgeharrt.

Das Rettungschiff "Louise Michel", gestiftet von Banksy

Das vom Street Art Künstler Banksy bemalte Rettungssschiff "Louise Michel" ist im Mittelmeer zu sehen.

Ein 14 Jahre alter Junge, eine Migrantin, die auf dem Schiff ein Baby bekommen hatte, sowie eine andere hochschwangere Frau waren bereits vorher von der "Geo Barents" von der Küstenwache beziehungsweise einem Helikopter an Land gebracht worden.

Tote bei Bootsunglück

Für andere Ausharrende auf dem Mittelmeer kam jedoch jede Hilfe zu spät: Mindestens drei Menschen sind bei einem Bootsunglück vor der Küste der spanischen Region Murcia ums Leben gekommen. Nach fünf weiteren der insgesamt 14 Menschen an Bord des offenen Holzbootes werde noch gesucht, sagte der Vertreter der Zentralregierung in Murcia, José Vélez, dem Radiosender Cope. Die sechs verbleibenden Insassen hätten seit Donnerstagabend gerettet werden können.

Aus welchem nordafrikanischen Land die Menschen gestartet waren, wurde zunächst nicht bekannt. Dass die Menschen ihr Leben aufs Spiel setzten, gebe eine Ahnung vom "Ausmaß des sozialen Dramas, vor dem sie fliehen", sagte Vélez. Ein Spaziergänger hatte die drei Toten am Donnerstag im Wasser an einem Strand südlich von Murcia gesichtet und die Polizei alarmiert. Anschließend begann die Suchaktion auf dem Mittelmeer.

Weiter Warten auf der "Humanity 1"

Derweil warteten auf dem deutschen Rettungsschiff "Humanity 1" 261 Überlebende weiter auf einen Hafen. Die Organisation SOS Humanity kritisierte auf Twitter, dass fünf Anfragen für die Zuweisung eines Hafens bis zum Nachmittag erfolglos geblieben seien.

Es gibt auf dem Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettung, lediglich Schiffe privater Hilfsorganisationen. Anfang November war es zur Konfrontation zwischen den Seenotrettern und der rechten italienischen Regierung gekommen. Italien hatte den Kurs gegen die Organisationen zuletzt verschärft.

Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bereits fast 2000 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.