Flüchtlingskinder laufen über eine provisorische Brücke im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos.

Griechische Lager Sieben Länder nehmen Flüchtlinge auf

Stand: 12.03.2020 19:25 Uhr

Mehrere EU-Staaten haben sich bereit erklärt, ingesamt 1600 Kinder und andere gefährdete Flüchtlinge aus griechischen Lagern aufzunehmen. Für eine freiwillige Rückkehr in die Heimat will die EU Migranten Geld anbieten.

Zur Entlastung der griechischen Flüchtlingslager haben sich sieben EU-Staaten bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen. Sie hätten zugesagt, insgesamt mindestens 1600 unbegleitete Minderjährige und andere besonders Schutzbedürftige aus Griechenland zu übernehmen, kündigte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bei einem Besuch in Athen an. Neben Deutschland gehören Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien zu der sogenannten Koalition der Willigen.

"Das ist ein guter Start", sagte Johansson. Aktuell leben nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums mehr als 42.500 Migranten auf den Inseln Lesbos, Samos, Kos, Leros und Chios - dabei liegt die Kapazität eigentlich bei rund 6000 Plätzen. Nach Angaben der EU-Kommission sind rund 5500 von ihnen unbegleitete Minderjährige. Neun von zehn seien 14 Jahre alt oder älter, hieß es unter Berufung auf griechische Behörden.

Kinder und andere gefährdete Gruppen

Welche Menschen genau zu den 1600 gehören, die auf andere Staaten verteilt werden sollen, ließ Johansson offen. Sie sprach von unbegleiteten Minderjährigen, Kindern und anderen gefährdeten Gruppen.

Johansson soll im Auftrag von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Hilfe für die Kinder und Jugendlichen in den überfüllten Flüchtlingslagern auf den Ägäis-Inseln vorantreiben. Weitere Hilfe solle im Mai bei einer Konferenz in Griechenland mobilisiert werden, sagte sie. Von der Leyen selbst hatte ihre Reise nach Athen wegen der sich verschärfenden Coronavirus-Lage kurzfristig abgesagt.

Geld für freiwillige Rückkehr

Wie Johansson weiter ankündigte, will die EU Migranten in Griechenland außerdem finanzielle Anreize zur freiwilligen Rückkehr anbieten. Bis zu 5000 Migranten könnten sich melden, die vor dem 1. Januar in die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln gekommen seien. Im Gegenzug erhielten sie 2000 Euro. Das Angebot gelte nur für einen Zeitraum von einem Monat.

Durchgeführt werden solle das Programm von der EU-Kommission, den griechischen Behörden und der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Das Geld solle Asylsuchenden helfen, in ihren Herkunftsländern von vorn zu beginnen, so Johansson.

Athen wehrt sich gegen Vorwürfe

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis forderte mit Blick auf die Flüchtlinge erneut die schnelle, gerechte Verteilung der Lasten. "Bisher ist die Situation unausgeglichen - die griechischen Inseln tragen das ganze Gewicht der Krise", sagte er. Auch müsse der Druck seitens der Türkei beendet werden.

Auf die Frage nach der Sicherung der Festlandgrenze im Nordosten des Landes und Vorwürfen, Griechenland verstoße mit seinem Vorgehen gegen internationales Asylrecht, sagte Mitarakis: "Für uns ist klar, dass wir einen nationalen Notfall haben und dass es für Europa und Griechenland von entscheidender Bedeutung ist, unsere gemeinsamen Grenzen zu schützen." Man tue dies unter vollständiger Einhaltung von internationalem und nationalem Recht.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Ende Februar die Grenzen seines Landes zur EU für geöffnet erklärt. Daraufhin kam es zu einem starken Flüchtlingsandrang an der türkisch-griechischen Grenze.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. März 2020 um 18:00 Uhr.