Flüchtlinge auf der Balkanroute

Frontex-Jahresbericht Weniger illegale Einreisen in die EU

Stand: 17.01.2020 15:14 Uhr

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der illegalen Grenzübertritte in die EU laut Grenzschutzagentur Frontex zurückgegangen. In Griechenland und auf der Balkanroute nahm der Migrationsdruck aber massiv zu.

Fabrice Leggeri wirkt zufrieden. Der oberste EU-Grenzschützer kann in seinem Jahresbericht positive Zahlen verkünden: Es gibt weniger illegale Grenzübertritte nach Europa. 139.000 Menschen wurden von der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex im vergangenen Jahr registriert. Das sind sechs Prozent weniger als 2018 - und sogar 92 Prozent weniger als zu Hochzeiten der Flüchtlingsbewegungen 2015.

Entspannung in Spanien und Italien

Entspannung gibt es vor allem auf der westlichen Mittelmeer-Route, also zwischen Marokko, Algerien und Spanien. 24.000 Menschen seien auf diesem Weg nach Europa gekommen - 58 Prozent weniger als noch 2018. Frontex führt das auch auf die "sehr gute Zusammenarbeit mit den marokkanischen Behörden" zurück.

Auch im zentralen Mittelmeer, in Richtung Italien und Malta, waren 41 Prozent weniger Flüchtlinge unterwegs - 14.000 sind so zum Großteil in Italien angekommen. Mit der Küstenwache Tunesiens habe man eine enge Kooperation aufbauen können. Etwas, das für das Bürgerkriegsland Libyen schwer umsetzbar sei.

Doppelt so viele Flüchtlinge auf Balkanroute

Doch es ist keine Zeit zum Durchatmen für die Behörde, warnt Frontex-Direktor Fabrice Leggeri. Denn während sich die Lage in Südeuropa entspannt, nimmt der Migrationsdruck in Griechenland und auf der Balkanroute wieder massiv zu.

"Durch Krieg und Instabilität in Syrien, aber auch durch den veränderten Umgang des Irans und Pakistans mit Flüchtlingen, machen sich hier wieder vermehrt Menschen auf den Weg," erklärt Leggeri, dass 82.000 Menschen diesen Weg in die EU gewählt haben. Eine Verdopplung im Vergleich zu 2018.

Jeder vierte Flüchtling kommt aus Afghanistan

Aus der Türkei über Griechenland versuchen die Migranten in ein anderes EU-Land, bevorzugt Deutschland, Frankreich oder Spanien, zu reisen. Experten nennen dieses Phänomen Sekundärmigration. Jeder vierte Flüchtling komme aus Afghanistan. Und, auch das zeige die Statistik: Es seien deutlich mehr Frauen unterwegs.

Insgesamt waren jeden Monat etwa 1500 Frontex-Beamte im Einsatz, um die nationalen Grenzer an Land und zu Wasser zu unterstützen.

Zahl der Abschiebungen gestiegen

Zufrieden zeigte sich der Frontex-Chef darüber, dass die Zahl der durchgeführten Abschiebungen von EU-Mitgliedsstaaten in Nicht-EU-Staaten signifikant gestiegen sei - auf etwa 15.800. In 60 Länder könne man mittlerweile Menschen zurückbringen. "Wir hätten auch noch mehr Kapazitäten, aber die Entscheidung liegt bei den Mitgliedsstaaten. Und meist scheitert eine Rückführung, weil das betroffene Land nicht kooperiert."  

Die meisten Menschen wurden aus Deutschland, Italien und Frankreich zurückgeschickt. Im Vergleich zur Bevölkerungszahl schiebt Belgien die meisten Migranten ab.

Frontex Ausbau läuft

Um die EU-Außengrenzen weiterhin effektiv zu schützen, Grenzkontrollen und Registrierungen durchzuführen und Menschenschmuggel zu unterbinden, sollen noch in diesem Jahr 750 weitere Frontex-Beamte ausgebildet werden, die im Januar 2021 ihren Dienst antreten. "Sie werden dann zum ersten Mal eine europäische Uniform tragen", freute sich Leggeri, der sich unter bestimmten Bedingungen auch eine Unterstützungsmission im nordafrikanischen Libyen vorstellen kann.

Astrid Corall, Astrid Corall, ARD Brüssel, 17.01.2020 16:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 17. Januar 2020 um 16:06 Uhr.