John Kirby

Anschlag auf Konzerthalle USA werfen Russland "unsinnige Propaganda" vor

Stand: 28.03.2024 20:31 Uhr

Die USA haben russische Behauptungen, wonach die Ukraine in den Anschlag auf eine Konzerthalle nahe Moskau verwickelt sei, abermals zurückgewiesen. Russische Behörden hatten zuvor von "Beweisen" gesprochen, ohne diese vorzulegen.

Die USA haben Äußerungen des Kreml zurückgewiesen, wonach es ukrainische Hintermänner beim Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau gegeben haben soll. Russland betreibe "unsinnige Propaganda", einzig verantwortlich für das Attentat sei die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby. 

Zuvor hatte das für die Verfolgung besonders schwerwiegender Straftaten zuständige russische Ermittlungskomitee behauptet, ukrainische Hintermänner seien in den Anschlag mit mindestens 143 Toten involviert gewesen. Bei Telegram behauptete die Behörde, sie verfüge über "Informationen, die bestätigen, dass die Attentäter große Geldbeträge und Kryptowährungen aus der Ukraine erhalten hatten, die für die Vorbereitung dieses Verbrechens verwendet wurden".

Weiter hieß es in der Telegram-Botschaft des Komitees, es lägen nun "Beweise" für die Verbindungen der Attentäter zu "ukrainischen Nationalisten" vor. Dies habe die "Arbeit mit den inhaftierten Terroristen, die Untersuchung der bei ihnen beschlagnahmten technischen Geräte und die Analyse von Informationen über Finanztransaktionen" ergeben. Die behaupteten Belege wurden nicht veröffentlicht.

Eine Stellungnahme der Ukraine dazu liegt bislang nicht vor. Die ukrainische Regierung hatte bereits jegliche Verwicklung in den Anschlag zurückgewiesen.

Ermittler melden weitere Festnahme

Das russische Ermittlungskomitee gab zudem bekannt, einen weiteren Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Attentat festgenommen zu haben. Dieser sei an der Finanzierung des Anschlags beteiligt gewesen. Die Ermittler würden für ihn Untersuchungshaft beantragen. Zuvor waren im Zusammenhang mit dem Anschlag nach offiziellen Angaben insgesamt elf Menschen festgenommen worden, darunter die vier mutmaßlichen Attentäter. Es gibt Hinweise darauf, dass sie gefoltert wurden.

Wie die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete, sollen die vier mutmaßlichen Attentäter unter Drogeneinfluss gestanden haben. "Welche Drogen oder Psychopharmaka sie konsumiert haben, wird die Expertise feststellen", meldete Tass unter Berufung auf Ermittler. Demnach könnten die mutmaßlichen Täter nicht nur an dem Tag selbst unter dem Einfluss von Mitteln gestanden haben, sondern schon vorher.

Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte den Anschlag unterdessen abermals für sich. Bei Telegram lobt ein Sprecher in einer aufgezeichneten Nachricht den Angriff der Gruppe auf die "Crocus City Hall" nahe Moskau. Kurz nach dem Anschlag hatte sich der afghanische IS-Ableger ISPK bereits zu der Attacke bekannt. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten dies für glaubhaft. Russland behauptete allerdings unabhängig davon wiederholt, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. 

"Die USA haben versucht, diesen Anschlag zu verhindern"

Nach Angaben von Kirby hatte die US-Regierung rund zwei Wochen vor dem Terrorangriff Russland vor einem möglichen Anschlag gewarnt. Washington habe den russischen Geheimdiensten "klare und detaillierte Informationen über die terroristische Bedrohung bei großen Versammlungen und Konzerten in Moskau zur Verfügung gestellt", sagte er. Dies sei bereits Anfang März schriftlich über die "üblichen Verfahren und über die etablierten Kanäle" geschehen. "Die USA haben versucht, diesen Terroranschlag zu verhindern."

Die US-Botschaft in Moskau hatte damals außerdem öffentlich mitgeteilt, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte. Eine entsprechende Warnung vom 7. März ist noch heute auf der Internetseite der US-Botschaft zu finden. Der Anschlag wurde am 22. März verübt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. März 2024 um 20:00 Uhr.