Ein 155mm-Geschütz M777 aus US-amerikanischer Produktion in der südukrainischen Provinz Cherson (Januar 2023).

Ortschaft in Russland Ukraine soll Dorf mit Streumunition beschossen haben

Stand: 22.07.2023 15:34 Uhr

Erst kürzlich hat die Ukraine Streumunition von den USA erhalten. Nach russischen Angaben soll sie damit nun ein Dorf in der Grenzregion Belgorod beschossen haben. Tote oder Verletzte gab es laut des dortigen Gouverneurs nicht.

Russland wirft der Ukraine vor, sein Staatsgebiet mit Streumunition angegriffen zu haben. Der Gouverneur der Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, berichtete auf Telegram, die Ortschaft Schurawljowka sei mit 21 Artilleriegranaten und drei Streumunition-Geschossen attackiert worden. Dabei hätten ukrainische Streitkräfte auch einen Raketenwerfer eingesetzt.

Opfer gebe es nicht. Insgesamt berichtete Gladkow von Angriffen auf 13 Ortschaften in seiner Region. Streumunition kam demnach aber nur in Schurawljowka zum Einsatz. In drei der angegriffenen Siedlungen gebe es Schäden an Häusern und Fahrzeugen sowie an einer Stromleitung.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland setzt Streumunition bereits länger ein

Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht dazu. Sie hat kürzlich Streumunition von den USA erhalten, sich dabei aber verpflichtet, diese nur gegen die russischen Invasionstruppen im eigenen Land einzusetzen. Die Regierung in Kiew argumentiert, dass sie solche Waffen dringend gegen die russischen Angriffe und zur Befreiung besetzter Gebiete braucht.

Als Streumunition werden Raketen oder Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper verteilen. Sie ist - insbesondere wegen ihrer Gefahr für Zivilisten - international geächtet, mehr als 100 Länder haben ein Abkommen dazu unterzeichnet. Russland, die USA und die Ukraine gehören nicht dazu.

Internationale Organisationen wie Human Rights Watch haben nachgewiesen, dass Russland in seinem Angriffskrieg gegen das Nachbarland schon seit längerem Streumunition einsetzt. Betroffen waren beispielsweise Wohngebiete in der Stadt Charkiw im Osten der Ukraine.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Drohnenangriff auf Munitionslager

Laut russischen Angaben fanden zudem Drohnenangriffe der Ukraine auf die besetzte Halbinsel Krim statt. Dort soll ein Munitionslager in Brand geraten seien und explodiert seien. Nach ersten Erkenntnissen gebe es keine Toten oder Verletzten, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow auf Telegram mit. Aus Sicherheitsgründen wurden nach diesen Angaben die anliegenden Ortschaften evakuiert und der Bahnverkehr eingestellt.

Der Angriff erfolgte demnach im Landkreis Krasnogwardejsk nördlich von Simferopol im zentralen Teil der Krim. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, die einen Großbrand dokumentieren. Auf einigen Videos sind auch Detonationen zu hören. Das ukrainische Militär bestätigte den Angriff. Dabei seien Munitionsdepots und ein Treibstofflager zerstört worden.

Vermehrt Attacken auf besetzte Krim

Erst Anfang der Woche wurde die 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die Krim durch eine Attacke beschädigt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Zwei Tage später geriet im südöstlichen Teil der Halbinsel ein großes Munitionsdepot in Brand. Die russischen Behörden sprachen von einem ukrainischen Raketenangriff. Auch hier mussten Ortschaften evakuiert werden. Die Munition detonierte mehrere Tage lang.

Über die Krim verläuft größtenteils der Nachschub der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine. Die ukrainischen Streitkräfte attackieren daher verstärkt Treibstoff- und Munitionslager. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Krim-Brücke als "feindliche Anlage" und militärisches Ziel, weil darüber auch militärische Güter geliefert werden.

Nina Barth, ARD Washington, tagesschau, 20.07.2023 16:13 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. Juli 2023 um 14:00 Uhr.