Ein Gebäude der Stadtverwaltung in Belgorod, das nach Angaben der örtlichen Behörden durch einen ukrainischen Drohnenangriff beschädigt wurde.

Meldungen russischer Behörden Ukrainische Angriffe und bewaffneter Vorstoß

Stand: 12.03.2024 14:41 Uhr

Beschädigtes Rathaus, brennende Ölanlagen: Russische Behörden melden zahlreiche ukrainische Angriffe - auch auf Ziele im Landesinneren. Zudem gab es an der Grenze offenbar einen bewaffneten Vorstoß, über dessen Erfolg Verwirrung herrscht.

Die Ukraine hat nach russischen Angaben mehrere russische Regionen - auch im Landesinneren - angegriffen. Getroffen wurden dabei nach Behördenangaben auch mindestens zwei Ölanlagen.

Wie lokale Behörden mitteilten, waren unter anderem die Regionen Belgorod, Brjansk, Kursk, Leningrad und Tula Ziel der Angriffe mit Drohnen und Raketen. Eine Drohne traf eine Ölraffinerie in der Region Nischni Nowgorod und löste einen Brand aus, wie Gouverneur Gleb Nikitin mitteilte. Die Region liegt etwa 775 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Eine weitere Drohne traf ein Öllager in Orjol, 116 Kilometer von der ukrainischen Grenze. An beiden Orten brachen demnach Feuer aus.

In der grenznahen Stadt Belgorod traf eine Drohne das Rathaus und verletzte nach Angaben des Gouverneurs der Region, Wjacheslaw Gladkow, zwei Frauen. Die Fenster und die Fassade des Gebäudes seien beschädigt worden. Auf Bildern, die in Online-Netzwerken veröffentlicht wurden, waren die Schäden an dem Gebäude zu sehen. Zudem wurden über der Region laut dem Verteidigungsministerium mehrere Raketen abgefangen.

Im Gebiet Kursk gab es offenbar einen Toten. Der Mann sei Behördenangaben zufolge durch Beschuss getötet worden. Eine weitere Person sei zudem verletzt worden.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin teilte mit, eine weitere Drohne sei in der Hauptstadtregion abgefangen worden. Sie habe sich weit südlich des Stadtzentrums, allerdings in der Nähe des Flughafens Schukowski befunden, als sie abgeschossen worden sei.

Russland: Durchbruchsversuch an der Grenze abgewehrt

Verwirrung gab es über Geschehnisse an der ukrainisch-russischen Grenze in den Regionen Kursk und Belgorod. Der Kursker Gouverneur Roman Starowojt teilte über Telegram mit, Kämpfer aus der Ukraine hätten versucht, in den Grenzort Tjotkino einzudringen. "Es gab einen Durchbruchsversuch durch eine Sabotage- und Aufklärungsgruppe. Es gab ein Feuergefecht, aber es gab keinen Durchbruch", schrieb er.

Das Verteidigungsministerium sprach ebenfalls von einem vereitelten Grenzübertrittsversuch. Wie die russischen Medien einen Sprecher zitierten, hätten "ukrainische Formationen" gegen 3 Uhr nachts "mithilfe von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen" versucht, auf russisches Territorium vorzudringen. Russische Streitkräfte hätten den Angriff aber abwehren können.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Pro-ukrainische Gruppen melden bewaffneten Vorstoß

Zuvor hatten pro-ukrainische bewaffnete russische Gruppen gemeldet, sie hätten die Grenze überquert. Es handelt sich um die "Legion Freiheit für Russland" und das "Sibirische Bataillon", die diese Angaben über die sozialen Medien machten. Zudem sei auch eine dritte Gruppe beteiligt, das "Russische Freiwilligenkorps". Sie setzen sich demnach aus Kreml-feindlichen Russen zusammen.

Der in der Ukraine lebende Ex-Abgeordnete der russischen Duma, Ilja Ponomarjow, schrieb bei Telegram von Kämpfen in Tjotkino. Der Weiler Losowaja Rudka im Belgoroder Gebiet soll zudem unter Kontrolle der Putin-Gegner sein.

Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes erklärte, die russischen Freiwilligengruppen hätten bei ihrem Angriff nicht auf Befehl Kiews gehandelt. "Auf dem Territorium der Russischen Föderation handeln sie absolut autonom, auf eigene Faust, und verfolgen ihre sozialen und politischen Ziele", sagte Andrij Jusow gegenüber ukrainischen Medien.

Der für die Grenzsicherung zuständige russische Inlandsgeheimdienst FSB nannte Berichte über ein Eindringen über die Grenze ebenfalls unwahr. Dennoch reagierten Behörden auf die Angriffe: Schulen in Kursk stellten laut Medienberichten für den Rest der Woche auf Online-Unterricht um.

Russland meldet Geländegewinne

Die russischen Streitkräfte teilten unterdessen mit, dass sie in der Ostukraine weiter auf dem Vormarsch seien. Russische Truppen hätten die Kontrolle über das Dorf Newelske in der Region Donezk übernommen, berichteten die Nachrichtenagenturen Tass und Ria unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

Der ukrainische Generalstab teilt dagegen am Vormittag mit, die russischen Angriffe an der Front in der Region seien zurückgeschlagen worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte noch am Montagabend die Lage an der Front als "so gut wie seit drei Monaten nicht mehr" beschrieben. Grund sei, dass Moskaus Truppen nach der Einnahme der östlichen Stadt Awdijiwka im vergangenen Monat nicht mehr vorrückten, sagte er in einem Interview mit dem französischen Sender BFM.