
Reaktionen auf russische Raketen "Niederträchtig" und "ein Zeichen der Schwäche"
Die russischen Angriffe auf mehrere ukrainische Städte haben vor allem im Westen für Empörung gesorgt. Heute wollen sich die G7 zu einem Sondergipfel zusammenschalten. Auch Hilfszusagen an die Ukraine gibt es - aber noch wenig Konkretes.
Die russischen Angriffe mit mehr als 80 Raketen und Drohnen auf ukrainische Städte haben vor allem in westlichen Staaten Empörung ausgelöst. Zahlreiche westliche Staatschefs telefonierten mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und versicherten ihm die Solidarität ihrer Länder.
Deutschlands Außenministern Annalena Baerbock zeigte sich von den Angriffen schockiert und nannte sie "niederträchtig". Man tue "alles, um die Luftverteidigung zu stärken", twitterte sie. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erklärte, die Angriffe zeigten, wie wichtig die schnelle Lieferung von Flugabwehrsystemen sei.
In den nächsten Tagen solle das erste von vier IRIS-T-Systemen in die Ukraine geliefert werden. Dies war auch schon vor den Angriffen so angekündigt. Die restlichen drei Systeme soll die Ukraine im kommenden Jahr erhalten. IRIS-T gilt als hochmodernes Flugabwehrsystem, über das auch die Bundeswehr noch nicht verfügt. Es wird direkt vom Hersteller Diehl an die Ukraine geliefert.
Biden fordert Ende der Angriffe
US-Präsident Joe Biden verurteilte die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine. Sie zeigten einmal mehr "die äußerste Brutalität des illegalen Krieges" von Kremlchef Wladimir Putin gegen das ukrainische Volk. Die Angriffe bestärkten die US-Regierung darin, dem ukrainischen Volk beizustehen, so lange es nötig sei. Man werde Russland weiterhin gemeinsam mit den internationalen Partnern zur Rechenschaft ziehen. "Wir fordern Russland erneut auf, diese unprovozierte Aggression sofort zu beenden und seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen", so Biden.
US-Außenminister Antony Blinken versicherte seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba angesichts der Angriffe in einem Telefonat die "unerschütterliche wirtschaftliche, humanitäre und sicherheitspolitische Hilfe" der US-Regierung.
Frankreich kündigt Rüstungshilfe an
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte nach einem Telefonat mit Selenskyj an, die Unterstützung für die Ukraine zu verstärken, "auch in Form von Rüstungsgütern". Die beiden Präsidenten hätten konkret darüber gesprochen, wie die ukrainische Flugabwehr gestärkt werden könne, hatte Selenskyj nach dem Telefonat erklärt.
Der britische Außenminister James Cleverly twitterte, dass die Angriffe ein Zeichen der Schwäche des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien, nicht der Stärke.
NATO, UN und EU verurteilen Angriffe
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte die Angriffe "entsetzlich" und "rücksichtslos". Er bekräftigte die Unterstützung der NATO für die Ukraine, sagte aber nichts über mögliche neue Hilfs- oder Waffenlieferungen.
Die EU-Kommission verurteilte den russischen Raketenbeschuss als abscheulich. "Russland hat der Welt wieder einmal gezeigt, wofür es steht: Es ist Terror und Brutalität", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Ich weiß, dass die Ukrainer nicht eingeschüchtert sein werden. Und die Ukrainer wissen, dass wir an ihrer Seite stehen, solange es nötig ist." EU-Justizkommissar Didier Reynders, der gerade in Kiew ist, war während der Angriffe in einen Schutzraum gebracht worden.
Ein Sprecher der EU-Kommission nannte auch die Verletzung des moldauischen Luftraums durch die russische Armee inakzeptabel. Moldau, das kleine Nachbarland der Ukraine, hatte gemeldet, dass drei russische Raketen aus dem Schwarzen Meer durch den moldauischen Luftraum in Richtung der Ukraine geflogen seien.
Die Vereinten Nationen verurteilten den Beschuss als "weitere inakzeptable Eskalation des Kriegs." Wie immer zahlten Zivilisten den höchsten Preis, so eine UN-Sprecherin. Generalsekretär António Guterres sei "schwer geschockt".
Sondergipfel der G7 am Dienstag
Die Gruppe der sieben führenden westlichen Industrienationen G7 will bereits am Dienstag zu einem Sondergipfel per Video zusammenkommen. Darauf hätten sich Selenskyj und Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Telefonat geeinigt, teilten Selenskyj und ein Sprecher der deutschen Regierung mit.
Auch Indien und China rufen zur Entspannung auf
China und Indien riefen zur Deeskalation des Konflikts auf. "Wir hoffen, dass sich die Lage bald deeskaliert", sagt eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums in Peking. Indien äußerte sich besorgt und forderte ein Ende der Kämpfe. Die Regierung sei der Ansicht, dass die Feindseligkeiten niemandem nützten und sie umgehend eingestellt werden müssten, sagte ein Sprecher. Es sei dringend erforderlich, auf den Weg der Diplomatie und des Dialogs zurückzukehren.
China und Indien sind kein Teil der hauptsächlich westlichen Koalition zur Unterstützung der Ukraine. Sie tragen die Sanktionen gegen Russland nicht mit und profitieren von russischen Rohstofflieferungen.