Zwei Frauen stehen in einer Schule in Lwiw im Westen der Ukraine, die nach einem russischen Raketenangriff zerstört wurde.

Landesweiter Luftalarm Russische Angriffswelle auf weite Teile der Ukraine

Stand: 15.02.2024 13:20 Uhr

Die Ukraine meldet schwere Angriffe Russlands auf viele Regionen des Landes. Ziel war demnach vor allem die Infrastruktur, aber auch Wohnhäuser und Schulen seien getroffen worden. Landesweit heulten stundenlang die Sirenen.

Russland hat in der Nacht und in den frühen Morgenstunden massive Raketenangriffe gegen Ziele in fast allen Landesteilen der Ukraine durchgeführt. Einschläge gab es gleich in mehreren Regionen, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Mehr als zwei Stunden gab es landesweiten Luftalarm. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren zuvor mehrere Tupolew-Langstreckenbomber vom Typ Tu-95MS vom Flugfeld Olenja im Norden Russlands gestartet.

Von insgesamt 26 Raketen habe die Flugabwehr nachts und am frühen Morgen fast die Hälfte abfangen können, teilte die Luftwaffe mit. Die Russen hätten unter anderem sechs ballistische Raketen des Typs Iskander eingesetzt, von denen demnach nur eine rechtzeitig abgeschossen werden konnte.

In Lwiw, im Westen des Landes, wurde laut ukrainischen Behörden ein Infrastrukturobjekt getroffen. Insgesamt seien etwa zehn Raketen allein auf die Region abgefeuert worden, schrieb Lwiws Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Telegram. Zwei Personen seien verletzt worden, in mehreren Wohnhäusern seien wegen der Druckwelle die Fensterscheiben kaputtgegangen. Auch eine Schule sei beschädigt worden.

Eine Tote bei Angriff in der Region Charkiw

Treffer meldete auch die Region Saporischschja im Südosten des Landes. Eine Person wurde nach vorläufigen Angaben der Gebietsverwaltung verletzt, ein Infrastrukturobjekt beschädigt. Oleh Synjehubow, der Gouverneur der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine, meldete einen Raketeneinschlag in Tschuhujiw. Dabei sei eine 67-jährige Frau ums Leben gekommen. Charkiw als Grenzregion steht praktisch täglich unter Beschuss - nicht nur durch Raketen, sondern auch durch Artillerie und Drohnen.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Explosionen gab es zudem in den Regionen Chmelnyzkyj, Poltawa und Dnipropetrowsk. Die Militärverwaltung von Chmelnyzkyj bestätigte Schäden an zivilen Objekten. Im Gebiet Poltawa habe es ein Lager getroffen, wodurch ein Brand ausgebrochen sei, teilte Militärgouverneur Filip Pronin mit. Tote und Verletzte gebe es nicht.

"Der Feind attackiert Objekte der zivilen Infrastruktur", schrieb derweil der Militärgouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, auf seinem Telegram-Kanal, machte aber keine Angaben zu eventuellen Schäden. Die ukrainische Flugabwehr hatte zuvor in der Region Marschflugkörper ausgemacht.

Angriffe auf Kiew abgewehrt

Kiew wurde zwar ebenfalls beschossen, hat aber nach Angaben der dortigen Militärverwaltung alle Raketen und Marschflugkörper abfangen können. Schäden und Verletzte gebe es nicht, erklärte Militärgouverneur Serhij Popko.

Immer wieder attackiert Russland seit Beginn der Invasion vor fast zwei Jahren auch zivile Ziele im Hinterland der Ukraine. Oft sind Energieanlagen das Ziel. Die Angriffe dienen nach Ansicht von Experten dazu, den Widerstandswillen der Ukrainer zu brechen.

Tote in Belgorod

Auch aus Russland wird ein Raketenangriff gemeldet. In der Stadt Belgorod sollen fünf Menschen, darunter ein Kind, getötet und 18 weitere Menschen verletzt worden seien. Das teilte der Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow bei Telegram mit.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftverteidigungssysteme hätten über der Region Belgorod 14 von der Ukraine abgefeuerte Raketen abgeschossen. Der Gouverneur der benachbarten Region Kursk, Roman Starowoit, sagte, ein Einkaufszentrum und ein Schulstadion seien bei dem Raketenangriff getroffen worden. Die Stadt Belgorod liegt etwa 40 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze und war mehrfach Ziel von ukrainischem Beschuss.

Frank Aischmann, ARD Moskau, tagesschau, 15.02.2024 13:25 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Februar 2024 um 09:11 Uhr.